Wenn Adam Parr, Ross Brawn, Martin Whitmarsh und John Howett am Freitag des zweiten Rennwochenendes bei einer Pressekonferenz zusammensitzen, müssen natürlich alle sagen, wie es um ihr Team so steht. Dabei lässt sich das meist kurz zusammenfassen. So hätte Parr gerne für Williams auch im Training Punkte gesehen, im Rennen muss es dafür besser werden. Für Brawn war Australien ein Märchen, wohl eine der besten Erfahrungen seiner Laufbahn. Whitmarsh gestand noch einmal ein, dass der McLaren noch nicht an der Spitze ist, weil man voriges Jahr bis zum Ende entwickeln musste. Und Howett wollte sich bei Toyota noch nicht festlegen, wobei das Auto in Australien seiner Meinung nach gut aussah.

Whitmarsh musste auch zugeben, dass es mit KERS in Sepang am Freitag nicht ideal gelaufen war, weswegen Lewis Hamilton am Nachmittag auch ohne fuhr. Das schob er aber einfach darauf, dass man mit der Technologie nach wie vor am Anfang steht. "Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Probleme in den Griff bekommen. Es ist eine Technologie, die wichtig für die Formel 1 ist und es gab da viele Bemühungen, damit es funktioniert", sagte der McLaren-Teamchef. Gleichzeitig versteht er aber auch, dass einige Teams es noch nicht bringen wollen. Sein Team und Mercedes seien aber voll in das Thema eingetaucht, auch wenn es sehr teuer und fordernd war. Das Kühlproblem, das am Freitag zu den Problemen führte, soll auch behoben werden und KERS im weiteren Wochenend-Verlauf wieder im Einsatz sein.

Unterschiedliche Prioritäten

Howett und Parr konnten hingegen nicht sagen, wann KERS im Toyota oder Williams sein wird. Howett meinte, es werde nach wie vor weiterentwickelt und es käme, wenn es einen Vorteil bei Rundenzeit oder Wettkampf bringt. Parr konnte immerhin sagen, dass sich in Melbourne gezeigt hätte, dass KERS technische Vorteile bringt, weswegen bei Williams mehr denn je an der Fertigstellung des Systems gearbeitet werde. Brawn fügte zu diesen Aussagen noch hinzu, dass KERS bei seinem Team aktuell nicht sehr weit vorne auf der Prioritäts-Skala stehe. "Wir mussten einige Kompromisse eingehen, um den Motor im Auto zu ändern, also wurde das Auto schwerer als ursprünglich vorgesehen. Dadurch wird es schwieriger, KERS einzubauen." Mit Mercedes gibt es aktuell außerdem nur ein Abkommen für den Motor. Für KERS gab es nur vorfühlende Gespräche.

Für alle nach wie vor Überlegenden konnte Whitmarsh aber gleich einen Vorteil des Energierückgewinnungssystems anführen. So lässt sich der Gewinn beim Start durch KERS durchaus messen. "Es gibt da zwar einige Faktoren, aber es ist eindeutig: wenn man Richtung Kurve eins entladen kann, dann hat man einen messbaren Vorteil, der von Kurs zu Kurs unterschiedlich ist, auch vom Grip abhängt und je nach Länge der Kurve anders ist. Es liegt auch daran, ob man so viel zusätzliche Energie nutzen kann", erklärte er. Denn wenn man weiter hinten im Feld losfährt, wie McLaren in Australien, dann kommt man normalerweise nicht mit voller Kraft beim Bremspunkt der ersten Kurve an. "Deswegen ist der Vorteil auch größer, wenn man in die ersten Kurve hinein freie Fahrt hat."