Die nachträgliche Disqualifikation von Lewis Hamilton und McLaren für das Rennen von Melbourne war für Teamchef Martin Whitmarsh klarerweise keine lustige Angelegenheit. Mittlerweile hat er Sportdirektor Dave Ryan suspendiert, weil er dafür verantwortlich sein soll, dass im Steward-Meeting von Melbourne zur Causa Jarno Trulli "absichtlich irreführende Angaben" gemacht wurden. Hamilton könnten zudem noch weitere Konsequenzen drohen, sollte die FIA der Meinung sein, der McLaren-Pilot hätte sich besonders viel zu schulden kommen lassen. Whitmarsh meinte am Freitag in Melbourne, dass ihn die ganze Sache beschämt habe.

Er gab an, keine andere Wahl gehabt zu haben, als Ryan zu suspendieren. "Nach einem Gespräch mit Dave, das von vergangener Nacht bis heute Morgen ging, war klar, dass er während des Steward-Meetings nach dem Australien Grand Prix nicht die volle Wahrheit gegenüber den Stewards gesagt hat. Deswegen hatten wir heute keine andere Möglichkeit, als ihn zu suspendieren. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist das ein sehr trauriger Tag für das Team. Wir müssen damit dieses Wochenende zurechtkommen. Wir müssen die ganzen Ereignisse darum herum etwas genauer betrachten", sagte Whitmarsh.

Ryan und Hamilton handelten von sich aus

Er selbst konnte nur sagen, dass ihm die Angelegenheit sehr, sehr leid tue und er sich sicher nicht gewünscht hat, dass die Saison so losgeht. "Wegen dieser Sache sind das Team und ich nicht nur sehr beschämt, sondern bedauern es auch sehr. Für Davey war es ein niederschmetternder Tag." Whitmarsh musste aber betonen, dass Ryan und Hamilton von sich aus gehandelt hatten, als sie den Stewards in Melbourne nichts über den Funkverkehr während des Rennens erzählten. Gleichzeitig meinte er, Ryan habe sicher nicht die Absicht gehabt, die Stewards hinter das Licht zu führen.

"Er ging mit Lewis in das Meeting und ich bin mir sicher, seine Absicht war es, sehr klar und ehrlich zu sein. Ich denke aber, während des Meetings - so wie wir das während der vergangenen 24 Stunden rekonstruiert haben - wurde klar, dass er nicht so ausführlich und umfassend war, wie er das hätte sein sollen." Auch über Hamilton musste Whitmarsh sagen, dass er wohl annehme, dass sein Fahrer nicht gänzlich die Wahrheit gesagt hatte. "Wir haben aber mit Davey gesprochen. Er war das leitende Mitglied des Teams und sie gingen da gemeinsam rein. Ich denke, sie wollten die Situation richtig handhaben, machten es aber falsch - aber Davey war als leitendes Mitglied des Teams verantwortlich dafür, was passiert ist und deswegen habe ich heute Morgen die Entscheidung getroffen."

Zeit für Reflektion

Wie es mit Ryan in Zukunft weitergeht, will Whitmarsh erst entscheiden, wenn das Team nach dem Malaysia Grand Prix wieder zu Hause ist. In der Zwischenzeit will der Teamchef ein noch klareres Bild der Situation gekommen. Weitere Maßnahmen schloss er nicht aus, auch nicht einen möglichen Rücktritt seinerseits. "Ich denke, es gibt da viele Dinge, die mir heute durch den Kopf gehen und die Sache passierte bei einer Veranstaltung, bei der wir den bestmöglichen Job machen wollten. Ich denke, als Team haben wir momentan jemanden verloren, der ein wichtiger Anker der Organisation war und wir müssen sicherstellen, dass wir zusammenstehen, damit wir dieses Wochenende so gut wie möglich abschneiden." Danach sei es dann Zeit für eine gemeinsame Reflektion.