Das Podium von Lewis Hamilton täuscht darüber hinweg: McLaren Mercedes war in Melbourne nicht aus eigener Kraft siegfähig. Das Team geht mit dieser Situation offen um, schon vor Saisonbeginn kündigte man an, dass die Fahrer eher in der zweiten Hälfte der Ergebnisliste zu finden sein würden.

"Es wäre schön, wenn man das Auto über Nacht schneller machen könnte", sagt Norbert Haug. Aber das ginge in der Formel 1 nicht. "Das Ergebnis trübt unsere Sicht nicht, wir sind aus eigener Kraft nicht podiumsfähig." Ganz im Gegenteil: Haug spricht erneut von einer Platzierung im letzten Drittel. "Wir sind nicht stärker als vor einer Woche."

Regen kein Hoffnungsschimmer

In Melbourne konnte McLaren von den Fehlern und Ausfällen anderer Teams profitieren. "Außerdem hat Lewis seine absolute Weltmeisterklasse bewiesen." Hauptsächlich sei man jedoch zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. "Wir müssen momentan da sein, wenn andere Fehler machen. Das sind sechs wertvolle Punkte."

Für Malaysia wird es einige neue Teile geben, aber einen Leistungssprung erwartet Haug deswegen nicht. "Vielleicht hilft uns das Wetter", sagt er. Für die Startzeit am Sonntagabend könnte Regen zu erwarten sein. "Aber gerade im Regen benötigt man maximalen Abtrieb." Der fehlt dem MP4-24 jedoch. "Wir haben ein grundsätzliches Fahrzeugproblem und fahren mit weniger Abtrieb als die anderen."

Ursachenforschung bei McLaren

Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Einerseits habe man bis zuletzt im Titelkampf 2008 mitgemischt und entwickelt. Das kostete Ressourcen für 2009. "Aber das darf keine Entschuldigung sein", betont Haug. "Wir müssen jedes Jahr dazu in der Lage sein, ein sieg- und titelfähiges Auto zu bauen." Sonst sei etwas falsch gelaufen. "Dann könnte man ja nur alle zwei Jahre um den Titel fahren."

Mercedes siegt momentan nur im Brawn. Einen Stern wird es darauf aber nicht zu sehen geben., Foto: Sutton
Mercedes siegt momentan nur im Brawn. Einen Stern wird es darauf aber nicht zu sehen geben., Foto: Sutton

Ein weiterer Punkt ist die Regelinterpretation, vor allem bei den Diffusoren von Brawn GP, Toyota und Williams. "Der Abtrieb sollte halbiert werden", erinnert Haug an die Vorgabe für 2009. "Die besten Autos liegen derzeit aber jenseits der 75%, bei Brawn weiß man nicht, ob es noch viel mehr als 80% sind." Bislang wurde die Brawn-Lösung von der FIA bestätigt, was Haug etwas verwundert. Immerhin wurden die Anfragen anderer Teams in diese Richtung abgelehnt. "Das darf aber keine Ausrede sein."

Mit KERS wäre Brawn noch schneller

Nichtsdestotrotz sei der Brawn alles andere als ein "Ein-Euro-Auto". Stattdessen sei es das komplexeste Fahrzeug im Feld, in das am meisten Aerodynamikaufwand gesteckt wurde. Seit November 2007 sollen unzählige Ingenieure daran gewerkelt haben. "Wenn man dann noch in jeder Ecke ein halbes Zehntel gewinnt, kommt man nach 15 Kurven auf eine Dreiviertelsekunde." Deshalb müsse die FIA die Diffusor-Frage bald klären.

Haug gibt sogar zu bedenken: "Hätte Brawn unser KERS integriert, wären sie noch schneller!" Der Motorsportchef ist davon überzeugt, dass Mercedes das kompakteste und leichteste KERS habe. "Wir sehen uns da an vorderster Front, wie auch beim Motor." Beim Auto muss das Team allerdings noch nachlegen.