Eben noch ein Podestanwärter, plötzlich nur noch ein rollendes Hindernis, das nach hinten durchgereicht wird. Nico Rosberg war beim Australien GP in Melbourne ein perfektes Beispiel dafür, dass nicht alle Neuerungen gut oder wenigstens leicht durchschaubar sind.

Probleme mit der weicheren Mischung

Seit dieser Saison bringt Bridgestone zu jedem Rennen zwei weiter auseinander liegende Reifenmischungen mit. So lassen die Japaner bei der Auswahl der zwei Reifenmischungen für einen Grand Prix aus den vier vorhandenen Mischungen (hart, mittel, weich, superweich) immer eine Mischung aus, um im Rennen (wo verpflichtend beide Mischungen verwendet werden müssen) für mehr Spannung zu sorgen. Das hat in Australien funktioniert.

"Aber wie will man es rüberbringen, wenn plötzlich jemand fünf Sekunden langsamer ist?", fragt Norbert Haug. Der die aktuelle Situation nicht als Idealzustand bezeichnet. "Die weichere Reifenmischung [Option] war eine Katastrophe", fluchte Nico Rosberg nach dem Rennen. Schon nach dem Qualifying hatte er gesagt: "Es ist Wahnsinn, sie fallen auseinander, so etwas habe ich noch nie erlebt."

Verwunderung beim Zuschauer

Noch ist nicht alles im grünen Bereich bei den Reifen. Auch die Markierung ist zu undeutlich., Foto: Sutton
Noch ist nicht alles im grünen Bereich bei den Reifen. Auch die Markierung ist zu undeutlich., Foto: Sutton

Haug hofft, dass sich die Reifensituation zukünftig anders entwickelt. Schließlich gehe es in letzter Instanz darum, dass die Fans zufrieden sind, nicht die Techniker. "Aber es darf nicht sein, dass der Zuschauer sich verwundert die Augen reibt." Die Fahrer dürften nicht einmal schnell, einmal langsam sein und das aus nicht nachvollziehbaren Gründen.

In Melbourne war die weichere Reifenmischung zu Rennbeginn viel besser als gegen Rennende. "Bei Lewis [Hamilton] haben die Option-Reifen am Anfang manierlich ausgesehen", verrät Haug. "Bei Kubica genauso." Jenson Button, Sebastian Vettel & Co hatten am Ende hingegen keine Chance gegen Autos mit der härteren Reifenmischung (Prime). "Wenn der Brawn den Option-Reifen gefolgt von zweimal Prime-Reifen gefahren wäre, hätte ihn bei dem Rennen keiner mehr gesehen", glaubt Haug.

Gleiche Probleme in Malaysia?

"Im letzten Jahr war die Reifenperformance bei den Rillenreifen noch irgendwie überschaubar", erinnert er sich. "Vielleicht lag es diesmal am ersten Rennen, aber was der weichere Reifen in Melbourne gezeigt hat, war nicht so, dass es kommunikativ rüberzubringen war." Für die Zukunft hofft er deshalb auf Änderungen. "Ich hoffe jedenfalls nicht, dass man gezwungen wird, fünf Runden im Mittelstint mit dem weicheren Reifen zu fahren und davor und danach mit dem härteren." Das wäre in der Tat verwirrend. In Melbourne hätte es womöglich aber gut funktioniert.

Für Malaysia hat Bridgestone die harte und weiche der vier möglichen Mischungen (hart, mittel, weich, superweich) im Gepäck, wobei die harte Mischung im Vergleich zum letzten Test noch einmal überarbeitet worden ist. Bislang ist man in Malaysia immer mit hart und mittel gefahren, noch nie mit weich. "Die Nutzung der weichen Reifen wird sicherlich die größte Herausforderung für dieses Wochenende", erwartet Bridgestone-Entwicklungschef Hirohide Hamashima. Die verschiedenen Kurvencharakteristiken, die starken Bremszonen und die zu erwartende Hitze werden die Situation sicher nicht vereinfachen.