Seit Wochen wird über nichts anderes gesprochen als die technischen Neurungen an den Formel-1-Boliden. Doch neben der Technik wird diese Saison vor allem die richtige Taktik über Erfolg oder Niederlage entschieden. Doppelte Laufzeit für den Motor, die Rückkehr der Slicks, eine neue Aero-Balance und eine Unbekannte namens KERS stellen nicht nur Ferrari-Taktikexperte Luca Baldisseri auf eine harte Probe.

Der Italiener weiß, dass mit den Reifen die Rennstrategie steht oder fällt. Wer den Hinterreifen am längsten am Leben hält, hat den Joker gezogen. "Für die Qualifikation werden wir den weichen Reifen nehmen. Der baut aber stark ab. Also muss man ihn im Rennen so einsetzen, dass er möglichst wenig stört. Wer es jetzt schafft, die Abstimmung so auszutüfteln, dass der weiche Reifen länger überlebt, der kann im Rennen flexibler taktieren. Davon wird es abhängen, ob die Turns zwischen den Boxenstopps kürzer oder länger werden", erklärte Baldiserri gegenüber Auto, Motor und Sport.

Einen frischen Motor in Reserve

Beim Thema Motor hat man bei Ferrari noch keinen festgelegten Plan, zu viele Möglichkeiten stehen laut Baldiserri offen. Entscheidend sei nur, dass man beim letzten Saisonrennen noch einen frischen Motor in Reserve hat. "Wir werden mit einem Zwei-Rennen-Zyklus beginnen und dann schauen, wie es mit der Standfestigkeit aussieht. Ist sie zufriedenstellend, stocken wir auf drei Rennen auf", verriet der Italiener, der diese Saison mehr denn je auf seine 20-jährige Erfahrung baut. Vor allem, wenn es um die freien Trainings am Freitag geht.

Durch das Testverbot während der Saison müsse man doppelt soviel Arbeit bei annähernd gleicher Kilometerzahl in die drei Stunden packen. "Die Hauptaufgabe wird weiter in der Abstimmung des Autos liegen. Die ergibt aber nur Sinn, wenn genügend Gummi auf der Bahn ist, weil wir nur dann verwertbare Ergebnisse bekommen. Mechanische Neuheiten können wir auch testen, solange die Strecke noch grün ist. Für die Zuverlässigkeit spielt der Grip keine Rolle."