Pedro, die Wintertests spielen in diesem Jahr eine wichtige Rolle. Wie wichtig ist es, dass ihr bereits einige neue Teile für 2009 testen konntet?
Pedro de la Rosa: Natürlich sehr wichtig, trotzdem werden die Tests von Januar bis März für alle sehr hektisch. Niemand hat Reifen oder Kilometer zu verschenken, denn wir sind überall eingeschränkt. Es gibt verdammt viel zu testen und das in einer sehr kurzen Zeit. Das wird sehr interessant, aber eben auch extrem hektisch für die Designer und Mechaniker. Für einen Testfahrer ist es jedoch großartig. Es ist der interessanteste Teil des Jahres.

Wirst du viel zum Fahren kommen?
Pedro de la Rosa: Das weiß ich leider noch nicht. Ich hoffe natürlich, dass ich so viel wie möglich fahren darf. Denn nach dem ersten Rennen heißt es: Game over.

Was machst du dann während der Saison - nur noch PR-Arbeit?
Pedro de la Rosa: Es gibt auch noch jede Menge Simulationsarbeit zu erledigen, die einfach gemacht werden muss. Auch das gehört zu meiner Arbeit. Das ist jedes Jahr so, nur leider werden wir dieses Jahr viel weniger Spaß auf der Strecke haben.

Dafür verbringst du wichtige Zeit mit dem Team in der Fabrik...
Pedro de la Rosa: Heutzutage entwickelt ein Team das Auto vor allem in der Fabrik mit Simulationen weiter. Testfahrten sind der einfachste Weg, neue Entwicklungen zu testen, aber dieser Luxus entfällt in dieser Saison.

Wird es trotzdem noch möglich sein, während der Saison einen Rückstand aufzuholen, etwa so wie Renault 2008?
Pedro de la Rosa: Das Testverbot wird die Weiterentwicklung viel schwieriger und risikoreicher machen. Denn wer einen Fortschritt machen möchte, muss bei der Zuverlässigkeit ein Risiko eingehen. Niemand wird wirklich wissen, wie zuverlässig die neuen Teile sein werden. Aufgrund der geringen Testkilometer wird es eine Saison mit viel mehr Zuverlässigkeitsproblemen und Ausfällen werden.

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Wie war dein Gefühl mit einem für 2009 angepassten Auto zu testen?
Pedro de la Rosa: Ehrlich gesagt, war es ziemlich ähnlich. Die Fahrer mussten sich etwas an das Gripniveau anpassen, aber die Rundenzeiten sind relativ ähnlich. Wir verlieren rund drei Sekunden durch den schlechteren Downforce, aber gleichzeitig gewinnen wir drei Sekunden durch die Reifen.

Werden die Autos in diesem Jahr näher an den Vordermann heranfahren können?
Pedro de la Rosa: Ein bisschen, aber nicht so stark, wie wir annehmen. Man darf niemals vergessen: das ist die Formel 1, nicht Motorrad- oder Tourenwagensport. Es wird immer einen sehr großen Einfluss seitens der Aerodynamik geben. Auch KERS wird nicht helfen, denn irgendwann wird es jeder haben.

Konntest du schon den neuen McLaren sehen?
Pedro de la Rosa: Nur ein bisschen davon. Es wird etwas Zeit benötigen, um sich an das Aussehen zu gewöhnen, aber nach einigen Rennen werden wir die 2008er Autos vergessen und die neuen Autos werden für uns wieder hübsch sein.

Du bist in die Entwicklung des neuen Streckenkomplexes Motorland Aragón entwickelt. Seit wann bist du in das Projekt involviert?
Pedro de la Rosa: Wir haben 2004 begonnen, also schon vor einer ganzen Weile. Jetzt sind wir auf der Zielgeraden. Alles ist bereit und die ersten Teile sind bereits in Betrieb, etwa die Kart- und Motocrossstrecken. Trotzdem gibt es noch viel Arbeit.

Was genau hast du gemacht? Wo auf der Strecke sieht man deinen Einfluss?
Pedro de la Rosa: Zu allererst habe ich mich für eine lange Gerade stark gemacht, um so Überholmanöver zu fördern. Heutzutage braucht man nicht drei Überholstellen auf einer Strecke, es reicht auch eine sehr gute. Außerdem wollte ich, dass die Strecke nicht nur für Rennen, sondern auch für Tests gut geeignet ist. Klar, es gibt jetzt die Testbeschränkungen, aber die lange Gerade ist auch für Aerodynamiktests geeignet. Es ist für die F1-Teams extrem teuer, auf Flugplätzen zu testen, auch gibt es da in Großbritannien immer Umwelt- und Lärmbedenken. Als letztes habe ich Architekt Hermann Tilke gesagt, dass wir eine Teststrecke brauchen, die ungewöhnliche Kurven wie Loews in Monaco nachstellt. Das ist die langsamste Kurve in der F1, für die man einige Modifikationen an der Vorderradaufhängung benötigt. Ich musste Hermann Tilke natürlich nicht erklären, wie man eine Strecke baut, deshalb trägt sie ganz klar sein Markenzeichen und ist sichtbar Tilke-Stil. Das Besondere daran: in Europa gibt es, abgesehen von Istanbul, keine komplette Tilke-Strecke, auf der man testen könnte.

So sieht die neue Strecke in Aragón aus., Foto: Sutton
So sieht die neue Strecke in Aragón aus., Foto: Sutton

Hat es Spaß gemacht, Feedback zu geben, Ideen einzubringen und diese dann im Streckenlayout wiederzuerkennen?
Pedro de la Rosa: Auf alle Fälle. Die Arbeit mit Hermann und allen anderen war toll. Am besten sieht man es, wenn man dorthin fliegt und sieht, was dort aus dem Nichts geschaffen wurde. Die Anlage ist fast doppelt so groß wie in Barcelona. Es ist ein sehr wichtiges Projekt für Spanien und wird einen starken Einfluss auf die Wirtschaft haben. Ohne die Hilfe des Landes wäre das nicht möglich gewesen.

Mit Barcelona, Jerez und Valencia gibt es schon viele Strecken in Spanien...
Pedro de la Rosa: Ja, es gibt viele, aber es besteht immer noch Bedarf nach mehr. Mit unserem Klima haben wir einen großen Vorteil gegenüber anderen Ländern in Europa. Außerdem gibt es nicht nur die Formel 1. Auch die Straßenautos und Rennautos aus anderen Serien müssen getestet werden.

Aragón wird den Vorteil haben, dass es neu ist und den besten Standards entspricht.
Pedro de la Rosa: Das ist richtig. Es wird die neueste und damit beste Strecke sein.

Besteht die Möglichkeit, dass die F1- Teams Ende 2009 oder Anfang 2010 dort testen könnten?
Pedro de la Rosa: Ja, die Strecke ist voll homologiert. Es hängt allein von den Testbestimmungen ab. Aber es gibt ja nicht nur die F1. Wir können einige Kurven adaptieren und die Strecke so für Motorräder befahrbar machen, dann könnten auch die MotoGP oder Superbikes dort fahren. Kurve 12, nach der langen Geraden, wird für Motorräder viel länger, weil sie keine engen Haarnadeln mögen. Insgesamt gibt es aber einige schöne Kurven, eine ähnlich wie die Corkscrew in Laguna Seca. Manchmal geht es ganz schön auf und ab, aber das ist ja das Schöne an einer Rennstrecke. Wer möchte schon auf einer topfebenen Bahn fahren?

Du bist im Dezember auch auf der neuen Strecke in Portimao gefahren. Dort geht es auch viel hoch und runter. Lassen sich die Strecken miteinander vergleichen?
Pedro de la Rosa: Sie sind unterschiedlich. Portimao ist viel mehr wie eine Achterbahn, einige Stellen sind ähnlich wie die Eau-Rouge in Spa-Francorchamps. Leider war der Grip auf dem Asphalt noch sehr gering. Das muss sich in den nächsten Monaten ändern, aber wenn bei den anstehenden ein bis zwei Tests bis Saisonbeginn dort mehr Teams und Autos fahren, sollte auch mehr Gummi auf der Strecke liegen. Das Layout an sich ist gut.