Die F1-Welt ist im Schockzustand: nachdem bislang immer die Hinterbänkler-Teams die Tore schließen mussten, erwischte es jetzt erstmals einen der großen Automobilhersteller (Spyker zählte eindeutig nicht zu den Großen der Branche), der allerdings in den letzten beiden Jahren teilweise nicht über die Rolle eines Hinterbänkler-Teams hinauskam.

Honda Racing CEO Nick Fry und Teamchef Ross Brawn suchen fieberhaft nach potenziellen Käufern für das Team, das von Honda angeblich maximal bis März, also Saisonbeginn, finanziell am Leben gehalten werden soll. Sollte bis dahin kein Käufer gefunden worden sein, droht die Schließung und damit der Wegfall des zweiten Honda-Rennstalls innerhalb nur eines Jahres. Schon zu Saisonbeginn 2008 gab das Honda B-Team Super Aguri aus finanziellen Gründen auf.

Die Folgen des Honda-Rückzugs aus der Formel 1 für...

Honda sucht nach einem Käufer., Foto: Sutton
Honda sucht nach einem Käufer., Foto: Sutton

... ca. 650 Mitarbeiter Den Mitarbeitern im Werk in Brackley wurde der F1-Ausstieg am Mittwochabend von Ross Brawn verkündet. In der Folge wurden die anderen Teams im Laufe des Donnerstags von Initiativbewerbungen der Noch-Honda-Mitarbeiter überflutet. Brawn kündigte seinem Personal auch Rettungspläne an, die jedoch einen Haken haben: selbst wenn das Team einen Käufer und Investor finden sollte, wird das Budget wohl in die Tiefe schnellen und somit werden Entlassungen unumgänglich sein. Die Mitarbeiter von Honda R&D, die in Brackley arbeiteten, wurden bereits nach Japan zurückbeordert.

... die Fabrik in Brackley Honda Marketingmann David Butler wirbt bereits mit den Weltklasseanlagen und Mitarbeitern, welche das Team in Brackley besitzt, um so vielleicht einen Käufer zu überzeugen. Sollte das nicht gelingen, droht das Unvermeidliche, jenes Ende, das auch Prost GP, Arrows und zuletzt Super Aguri ereilte: eine Versteigerung aller Gegenstände, Rennautos und Besitztümer des Teams, inklusive des Windkanals und der Fabrik. Dann erfreuen sich wenigstens noch kleine Rennteams aus anderen Rennserien oder Sammler an den Hinterlassenschaften von Honda.

In der Honda-Fabrik herrscht Panik., Foto: BAT
In der Honda-Fabrik herrscht Panik., Foto: BAT

... Jenson Button Der nächste schwere Rückschlag für die Karriere des Briten. Nachdem ihm Lewis Hamilton den Rang in seiner Heimat abgelaufen hat und das Jahr 2008 sportlich katastrophal verlaufen ist, steht Button vor dem Nichts: bis auf Toro Rosso haben alle Teams ihre Fahrer für 2009 bereits bestätigt. Sollte das Team nicht gerettet werden können, droht Button mindestens ein Jahr F1-Pause, also das gleiche Schicksal wie seinem Landsmann Anthony Davidson nach dem Ende von Super Aguri. Button muss jetzt entscheiden: lässt sich kurzfristig ein Wechsel arrangieren oder geht er das Risiko ein, auf einen Käufer zu hoffen? Bei Toro Rosso müsste er aber wahrscheinlich Geld mitbringen.

... Rubens Barrichello Einige Medien schrieben im Zuge des F1-Ausstiegs von den leidenden Fahrern Button und Barrichello. Dabei war Barrichello ohnehin schon draußen aus dem Cockpitrennen. Nun kann er aber wenigstens behaupten, dass der Honda-Ausstieg sein Karriereende besiegelte, auch wenn er einen gefeierten Abgang bei seinem Heimrennen selbst vergeigte.

Bruno Senna muss umdenken., Foto: Patching/Sutton
Bruno Senna muss umdenken., Foto: Patching/Sutton

... Bruno Senna Der Honda-Ausstieg trifft die Karriere des jungen Brasilianers hart. Eigentlich sollte er mit den Japanern seine Debütsaison bestreiten und so einen Fuß in die F1 bringen. Bei seinen ersten Testfahrten in Barcelona wusste er zu überzeugen. Jetzt steht auch er vor dem Button-Problem: warten oder eine Alternative suchen? Toro Rosso war für ihn bisher eher zweite Wahl, könnte nun aber wieder aktuell werden, allerdings nur, wenn die Cockpits noch nicht vergeben sind. Seine Sponsoren und Partner könnten in dieser Hinsicht ein zusätzliches Argument zum guten Honda-Test sein. Ein weiteres Jahr GP2 als Notnagel erscheint sinnlos, da er nichts mehr zu beweisen hat und die Topcockpits bereits vergeben sind. Als Zugpferd wäre der Name Senna bei der Käufer- und Sponsorensuche des Honda-Teams aber sicher auch nicht von Nachteil.

... Alex Wurz Sollte die Rettung scheitern, darf sich der Österreicher wieder in den F1-Ruhestand begeben, aus dem er für Honda als Testfahrer zurückkehrte. Andererseits: einen Testpiloten mit seinem Wissen könnte jedes Team gebrauchen, jedoch nicht bei weiter sinkenden Testkilometern.

Der Honda earthdream ist geplatzt., Foto: Sutton
Der Honda earthdream ist geplatzt., Foto: Sutton

... Sponsoren & Partner Das Team versicherte allen Partnern und Sponsoren in einem Brief, dass es an einer Rettung arbeite und bereits potenzielle Käufer vorhanden sind. Trotzdem könnten die gleichen wirtschaftlichen Aspekte, die Honda zum Ausstieg trieben, auch einige Sponsoren dazu bewegen, bestimmte Vertragsklauseln in Anspruch zu nehmen. Dann könnte es für das Team durch den Verlust weiterer finanzieller Mittel noch dicker kommen. Zyniker würden jedoch behaupten, dass Honda angesichts der Weltkugellackierung ohnehin keine finanzkräftigen Sponsoren hatte... Den Partnern und Zulieferern droht hingegen der Verlust eines Kunden, der sie wiederum in Schwierigkeiten bringen könnte.

... die Saison 2009 Sollte das Team einen Käufer finden, möglicherweise im Mittleren Osten, wo noch etwas Geld vorhanden ist, steht man immer noch vor dem Problem, dass Honda keine Motoren mehr zur Verfügung stellen wird. Entsprechend soll Ross Brawn bereits seine Drähte nach Maranello genutzt haben, um Ferrari-Kundenaggregate zu erhalten. Durch das Ende der Partnerschaft mit Force India hätten die Italiener sogar Ressourcen frei, allerdings sind die Ferrari-Motoren alles andere als günstig. Als möglicher Käufer wird Martin Leach ins Gespräch gebracht, der mit Dubai International Capital schon an Super Aguri Interesse gezeigt hatte. Nick Fry spielte schon damals eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen und könnte diese wiederbeleben. Der Kaufpreis des Teams wird, trotz der vorhandenen Werte, nicht das Problem sein. Vielmehr muss das Team einen Investor finden, der gewillt ist, mehrere hundert Millionen Budget aufzubringen.