Robert Kubica redet erst gar um den heißen Brei herum. "Wir sind uns sicher alle einig, dass das Aussehen unseres Autos nicht unbedingt das Beste ist", sagt er am Ende der ersten Testtages unter dem Reglement von 2009. "Aber zum Glück sieht es von innen besser aus als von außen."

BMW Sauber zeigte bei den Tests in Barcelona als erstes Team die Einflüsse der Aerodynamikbeschneidung mit einem breiteren Front- und einem viel schmaleren Heckflügel. "Das einzig Gute daran ist, dass ich im Rückspiegel viel mehr sehen kann. Das ist perfekt", scherzt der Pole, der nicht davon ausgeht, dass die Regeländerung ihr erklärtes Ziel erreichen wird - nämlich mehr Überholmanöver.

Keine Lösung für Überholproblem

"Ich glaube, das Überholproblem wird noch da sein", sagt Kubica. Andere Rennserien haben in seinen Augen bewiesen, dass es längere Bremswege brauche, um das Überholen zu erleichtern. "Um längere Bremswege zu erhalten, braucht man schlechtere Bremsen", spielt er auf Stahlbremsen an. "Der Downforce beeinflusst natürlich das hinterherfahrende Auto, aber ich glaube, es wird noch immer schwierig sein." Diese Meinung vertritt übrigens auch FIA-Berater Tony Purnell.

Insgesamt verlieren die Autos rund 40-50 Prozent ihres Downforce, schätzt Kubica. "Dadurch rutscht das Auto mehr, obwohl wir etwas mehr Grip wegen der Slicks haben." Diesen spüre er als Fahrer, aber die Aerodynamikabrüstung kostet auch Höchstgeschwindigkeit auf der Geraden. "Wenn ich es auswählen könnte, würde ich das 2008er Auto mit Slicks wählen", sagt er. "Aber leider sind die Regeln anders."

Aufgepasst im Cockpit

Die neuen Autos erhalten einen brachialen Frontflügel und einen Mini-Heckflügel., Foto: BMW
Die neuen Autos erhalten einen brachialen Frontflügel und einen Mini-Heckflügel., Foto: BMW

Für den ersten Test sei es gut gelaufen, aber eine Frage stellt er sich schon jetzt im Hinblick auf den Saisonauftakt in Melbourne: "Warten wir ab, wie viele Frontflügel in der ersten Kurve in Australien wegfliegen werden." Denn diese sind nun breiter als das Auto. "Da müssen wir mehr aufpassen."

Auch die Handhabung des Frontflügels verlangt mehr Aufmerksamkeit seitens der Piloten, die den Flügel gemäß Reglement aus dem Cockpit verstellen können. Kubicas Testläufe verliefen gut. "Die Software war schwierig zu entwickeln, weil wir sie nicht anpassen dürfen, wie wir sie wollen, aber die Bedienung ist okay."

Insgesamt glaubt er, dass die neuen Herausforderungen das Feld auseinanderziehen werden. "Ich erwarte einen ziemlich großen Unterschied zwischen den Autos, gerade zu Saisonbeginn", sagt er. Wenn sich das Reglement nicht verändert hätte, wäre es seiner Ansicht nach noch enger geworden als bei den letzten Rennen in diesem Jahr. "Da lagen einige Autos innerhalb weniger Zehntel. Im nächsten Jahr wird es ganz anders sein. Aber ich kann noch keine Vorhersage treffen, denn alles was ich sehe, sind der Frontflügel und der Heckflügel."