Es war einer dieser Tage, an denen nicht einmal das Wetter wusste, was es tun sollte. Manchmal wollte der Himmel weinen, dann wieder lachen, irgendwie schien er sich mit seiner eigenen Schizophrenie zu quälen. Genauso ging es auch den kleinen Schäfchen unten auf der Erde, die nicht nur wegen des Wetters zu kämpfen hatten. Sie kämpften gegen sich, gegen ihr Umfeld, gegen die Gesellschaft und oft auch gegen das Leben an sich. Da gab es allerorts zu lachen und zu weinen, normal war in jedem Fall nichts. Es war also ein ganz normaler Tag auf dem Planeten Erde, an dem so wie üblich alles schief lief.

Es hätte eine einfache Kurierfahrt werden sollen, doch endete damit, dass er sich im Hinterhof einer Bar darüber ärgern musste, was denn passiert war. Nicks Erinnerung hing irgendwie nur mehr in Fetzen vor seinem geistigen Auge. "Nachdem ich vormittags sehr unzufrieden war mit der Balance meines Autos, haben wir für das zweite Training Verbesserungen vorgenommen, aber ich finde es noch immer schwierig zu fahren", fiel ihm ein Gespräch mit seinem Kumpel Willy in der Mittagspause ein. Doch an der Bockigkeit seines fahrbaren Untersatzes war es nicht gelegen. Irgendwie war doch alles eine unklare Wolke für Nick, genau so eine, wie sie sich gerade vor der Sonne vorbeischob und mit deren Ausflüssen wieder einmal die Lacke über dem Gulli zum zittern gebracht wurde.

Baustellen sind ein gefährliches Pflaster, Foto: Abu Dhabi GP
Baustellen sind ein gefährliches Pflaster, Foto: Abu Dhabi GP

Während Nick weiter vor sich hin sinnierte, blickte Sebastian gerade zur gleichen Wolke hinauf und konnte nur leise lachen. Zu laut wollte er nicht, denn er wollte schließlich die Bullen nicht auf sicher aufmerksam machen. Wenigstens war er bereits die Eisenstange losgeworden, mit der er sich das Auto von dem einen Typen gekrallt hatte. Damit war es für ihn aber nicht getan gewesen. Denn einfach so losfahren, das ging fast nicht, nachdem er sich den Pickup gekrallt hatte. "Da haben wir uns schwer getan, das Auto war sehr nervös und instabil", sprach er in sein Handy und erzählte seinem Boss von der abgefangenen Lieferung.

Irgendwann wurde das Gefährt aber doch besser zu fahren - und zwar nachdem Sebastian die Baustelle zwischen der 16. und dem Wilmington Boulevard einfach im Sprung genommen hatte. "Dann war es deutlich besser und ich habe mich viel wohler gefühlt. Es war ein großer Sprung", würde er am Abend sagen. Allerdings hatte er sich vorher den Anpfiff seines Lebens anhören dürfen. Denn nicht der Sprung war die Ursache dafür, dass der Pickup auf einmal schnurrte wie ein Kätzchen nach fünf Glas Milch, sondern die verlorene Ladung. Genau, jene Ladung, die sein Boss unbedingt wollte, aber nie zu Gesicht bekam.

Vorsicht vor Eisenstangen, Foto: Moy/Sutton
Vorsicht vor Eisenstangen, Foto: Moy/Sutton

Dafür fiel das Zeug Nico in den Schoß. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah. Gerade hatte er wieder eine erfolglose Audition hinter sich und begann schon darüber nachzudenken, wie er die nächste Miete zahlen soll und plötzlich lag es da direkt vor ihm. Dass es ihm fast den Schädel zertrümmert hätte, weil es vom Highway gefallen war, hatte er nicht bemerkt. War auch besser so, sonst hätte er vor lauter Schock wohl drauf gekotzt. So war das sein Eintrittsgeschenk in die Oberschicht, zu der er sich rein optisch immer schon gezählt hatte. Wem so etwas Wertvolles gehören könnte, war ihm egal. "Ich denke, wir haben uns hier etwas stärker gezeigt als woanders", wurde schließlich seine Lieblings-Aussage.

Doch es dauerte nicht lange, bis die ursprünglichen Besitzer draufkamen, wer das Zeug vertickt hatte und damit war Nico auf der Flucht. Das war seinen Verfolgern aber egal, sie wollten schließlich nur ihr Geld zurück. Und das konnte auch der dickste Banktresor der Schweiz nicht beschützen, denn mit Adrian hatte sich der Big Boss den besten Computerspezialisten geholt, der für Geld und Urlaubsreisen zu holen war. Nennen sich einige "Earl des Funk", so kann sich Adrian als "0 und 1 Picasso" bezeichnen. Es ist so, als könnte er mit Computern sprechen, weswegen es auch nur fünf Minuten dauerte, bevor er meldete: "Wir hatten keinerlei Probleme. Alles verlief nach Plan."

Damit springen würde Spaß machen, Foto: Sutton
Damit springen würde Spaß machen, Foto: Sutton

Damit war Adrian um ein paar Millionen reicher und der Boss war wieder glücklich. Er konnte eine neue Lieferung organisieren, aber diesmal kam ein anderer Fahrer zum Zug. Wieder einmal war es ein komischer Tag, wieder einmal wusste nicht einmal der Himmel, ob er lachen oder weinen sollte. Timo war das völlig egal, er saß in einem Hinterhof und versuchte gerade seine Erinnerungsfetzen zu sammeln. Er war von Nick noch gewarnt worden, doch auch er selbst konnte nur noch sagen: "Es war ein schwieriger Tag für mich." Dabei hatte er noch ganz gut in Erinnerung, mit welcher Begeisterung er sich den Auftrag geschnappt hatte. "Ich bin hier bereits für Jordan in der Saison 2004 gefahren und kenne daher den Kurs", hatte er gesagt.

Das war nun alles egal. Er hatte aus dem Augenwinkel lediglich eine Eisenstange kommen sehen und das war es dann auch. Dieselbe Stange lag nur eine halbe Stunde später schon wieder irgendwo in einem Straßengraben, während ein junger Mann gerade wieder telefonierte, diesmal aber versuchte, nirgendwo zu springen. Mr. M. und Mr. E. warteten derweil wieder darauf, dass ihnen endlich jemand ihre mit Brillanten besetzten Zahnstocher lieferte. Der Big Boss war gar nicht glücklich.