Inzwischen werden bis zu vier Brasilianer als Kandidaten für einen Platz bei Honda im nächsten Jahr gehandelt - aber Bruno Senna ist zuversichtlich, dass er derjenige sein kann, der am Ende das begehrte Cockpit ergattert. "Ich bin recht optimistisch, dass es klappt", sagt der diesjährige Vizemeister der GP2-Serie. In der dritten Novemberwoche wird er für Honda seinen ersten Test in einem Formel-1-Auto bestreiten - über Details, etwa die Anzahl der Tage, wird hier in Interlagos noch verhandelt, weswegen auch noch nichts Endgültiges unterschreiben ist. "Und ich hoffe, dass ich dann den entscheidenden Leuten dort zeigen kann, dass ich wirklich reif für die Formel 1 bin."

Honda als idealer Einstieg

Honda-Technikchef Ross Brawn ist es vor allem, den er überzeugen muss - der ist Neulingen gegenüber grundsätzlich eher ein bisschen skeptisch. Aber dass sich Honda sehr ernsthaft für Senna interessiert, zeigt sich schon allein daran, dass man bei iSport, seinem Team in der GP2, ein umfangreiches Dossier über ihn anforderte. Für Senna wäre das japanische Werksteam der Traum, von einer Zusammenarbeit mit Technikchef Ross Brawn, einst das Superhirn hinter den WM-Titeln von Michael Schumacher erst bei Benetton, dann bei Ferrari, verspricht er sich sehr viel: "Ich glaube, dass ich dort sehr schnell sehr viel lernen könnte. Es wäre ein idealer Einstieg für mich..."

Dass Bruno Senna in der Formel 1 seinen Weg machen wird, davon ist iSport-Teamchef Paul Jackson nach einem Jahr intensiver Zusammenarbeit mit dem Brasilianer überzeugt. Er schätzt ihn heute mindestens schon so hoch ein wie Timo Glock, der ja 2007 mit iSport Meister wurde. "Bruno wird immer besser, er lernt unglaublich schnell, kann seine geringe Erfahrung immer besser wettmachen. Er ist mit Sicherheit reif für die Formel 1. Und wenn man das alles in Relation zu der kurzen Zeit sieht, die er überhaupt erst Rennen fährt, dann kann man davon ausgehen, dass da noch sehr viel mehr kommen kann."

Je mehr Konkurrenz, desto besser

Bruno Senna ist auf dem Sprung in die Formel 1., Foto: GP2 Series
Bruno Senna ist auf dem Sprung in die Formel 1., Foto: GP2 Series

Rubens Barrichello scheint zwar kaum noch Chancen bei Honda zu haben, aber auch von einem möglichen Piquet-Test dort war schon die Rede, sollte Nelsinho Renault doch verlassen müssen. Jetzt versucht auch Lucas di Grassi, bei Honda einen Fuß in die Tür zu bekommen, weil er offensichtlich seine Chancen auf einen Stammplatz bei Renault doch wieder schwinden sieht - aus politischen Gründen scheint jetzt doch Romain Grosjean, der zwischenzeitlich schon aus dem Rennen schien, bei Renault wieder ernsthaft zum Thema zu werden. Das alles scheint Senna nicht wirklich zu beunruhigen. "Je mehr Konkurrenz, desto besser", meinte er nur halb im Scherz gegenüber dem adrivo Motorsport Magazin, "ich will meinen Platz ja sowieso durch meine Leistung bekommen und durch nichts anderes."

Was ihn im Moment in diesem Zusammenhang ein bisschen ärgert: Dass ausgerechnet hier in seiner Heimat Brasilien jetzt eine große Geschichte auftauchte, er wolle sich mit 14 Millionen Euro Sponsorgeldern bei Toro Rosso "einkaufen". Erstens seien solche Summen maßlos übertrieben - auch wenn er tatsächlich schon heute mehr persönliche Sponsoren hat als so mancher Formel-1-Pilot. "Und zweitens ist in all meinen Verhandlungen bisher nie Geld von mir verlangt worden, das war nie ein Thema."

Wobei die Toro-Rosso-Option für ihn grundsätzlich schon noch besteht, sollte es mit Honda doch nicht klappen. Auch hier gibt es Gespräche - über eine eventuelle Testmöglichkeit dann im Dezember. Allerdings hofft er wohl klammheimlich, dass er diese Testmöglichkeit in Wirklichkeit gar nicht mehr braucht...