Christian, WM-Finale, wie geht es aus?
Christian Klien: Ich glaube schon, dass Hamilton es machen wird. Er hat doch sieben Punkte Vorsprung. So wie er das letzte Rennen in China gefahren ist, dort ist er wirklich überlegen und kühl an die Sache herangegangen. Ich schätze schon, dass er das hier auch im Griff hat und ins Ziel, bringt. Auf der anderen Seite versucht Felipe Massa sicher, hier alles auf eine Karte zu setzen. Er wird hier wohl extrem schnell sein, wie in den letzten zwei Jahren. Er versucht sicher, zu gewinnen, andererseits muss Hamilton aber nicht gewinnen, um Weltmeister zu werden.

Wer hat mehr Druck?
Christian Klien: Ich glaube, dass Hamilton mehr Druck hat. Felipe Massa muss einfach alles auf eine Karte setzen. Er muss sein Bestes geben und gewinnen. Da hat er sicher nicht so viel Druck - entweder es funktioniert oder nicht. Aber Hamilton hat von der Medienseite und auch wegen der Ausgangslage mehr Druck, schätze ich.

Was ist beim Finale für BMW Sauber noch drin?
Christian Klien: Für uns ist es sehr wichtig, dass der Robert an dritter Stelle bleibt und dass er einige Punkte macht. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Kimi auch hier aufs Podium fährt. Das heißt, er fährt sechs Punkte ein und das wäre Gleichstand. Das bedeutet weiter, dass Robert in die Punkte fahren muss und dann passt alles. Ich denke schon, dass das möglich ist.

Interlagos hat ja einige Besonderheiten, alleine schon weil es andersherum geht...
Christian Klien: Ja, erstens geht sie anders herum, das ist für die Nackenmuskulatur sicher etwas anstrengender. Außerdem ist es so, dass hier sehr viele Bodenwellen sind und sehr viele langgezogene Linkskurven. Der Nacken ist für die Fahrer hier also immer ein riesiges Thema. Man muss auch versuchen, sich hier keinen Bremsplatten einzufahren, speziell in der ersten Kurve, wo viele Bodenwellen sind und wo man tief in die Kurve hinein bremst. Da gibt es oft stehende Räder.

Wer hat mehr Druck, Foto: Sutton
Wer hat mehr Druck, Foto: Sutton

Spürst du hier eine besondere Atmosphäre?
Christian Klien: Man spürt es speziell vor dem Start, weil die Tribünen direkt an der Strecke sind. Da sind die Fans wirklich nur fünf Meter von dir entfernt und das Jubeln von den Leuten ist schon etwas ganz Besonderes. Das hat man sonst auf keiner Rennstrecke, da die Fans sonst zu weit weg sind und man die Atmosphäre nicht wirklich mitbekommt. Nur in Kanada kommt es ähnlich hin.

Aber was die Stimmung angeht, ist das hier ja der totale Kontrast zu Shanghai, oder? Welche Atmosphäre ist dir da lieber?
Christian Klien: Da ist mir hier schon zehn Mal lieber. Shanghai gefällt mir persönlich nicht, weil die Atmosphäre sehr kühl ist. Alles ist zu weit weg, die Distanzen sind generell groß, auch zum Fahrerlager. Man trifft das ganze Wochenende keine Leute. Und die Zuschauer müssen mit dem Fernglas schauen, damit sie die Autos sehen. Von daher gefällt mir das nicht.

Also lieber hier mit ein bisschen älterer Infrastruktur leben?
Christian Klien: Die Strecke macht Spaß, die ist absolut geil zu fahren. Es ist wie so ein kleiner Hexenkessel, weil die Zuschauer einfach extrem nahe an der Strecke sind. Ich glaube, es gefällt sicher jedem hier besser als in China.