Der Jubel war unbeschreiblich: Sebastian Vettel holte sich im verregneten Qualifying von Monza seine erste Pole Position in der Formel 1 und wurde damit der jüngste Pole-Mann der Geschichte. "Es war immer mein Traum, in der Formel 1 zu fahren. Danach war es mein Traum, die erste Pole Position zu holen und jetzt ist es mein Traum, den ersten Sieg zu holen", sagte er. Nur einen Tag später komplettierte der Toro Rosso-Pilot aus Heppenheim seinen Traum: Vettel kürte sich im Regen-GP von Monza zum jüngsten Grand Prix Sieger aller Zeiten. Es war der erste Sieg für Toro Rosso, das ehemalige Minardi-Team, Gerhard Berger als Teammitbesitzer und eines der beiden Red Bull Teams.

Unglaublicher Debütsieg für Vettel

Vettel fuhr unbeirrt zum Sieg., Foto: GEPA
Vettel fuhr unbeirrt zum Sieg., Foto: GEPA

"Das gesamte Rennen verlief wie am Schnürchen", strahlte der stolze Sieger. "Als ich die Zielflagge gesehen habe, war alles vergessen. Es war alles unglaublich. Der beste Tag meines Lebens. Diese Bilder, diese Emotionen, das werde ich nie vergessen." Der erste Sieg sei so viel besser als man es sich in den kühnsten Träumen vorstellen könne. "Wer hätte das zu Saisonbeginn erwartet? Fantastisch, ich bin sprachlos."

Niki Lauda hatte es am Samstag nach der Pole schon angekündigt: "Wenn es regnen sollte, traue ich Vettel den Sieg zu." Genau das trat ein. "Traumhaft", sagte Gerhard Berger kurz nach der Zieldurchfahrt seines Fahrers im TV-Interview. "Nach 20 Jahren wieder ein Sieg in Monza. Fantastisch." Berger gewann 1988 nur wenige Wochen nach dem Tode von Enzo Ferrari den Italien GP in Monza in einem Auto aus Maranello. Diesmal wurde Vettels Siegerwagen aus der Feder von Adrian Newey immerhin von einem Ferrari-Motor angetrieben. "Das ist absolut der schönste Moment", so Berger weiter. "Bei so einem Rennen weiß man bis zur Zielflagge nie, was passiert. Es war kein Glück, kein Zufall dabei, es war eine super Leistung. Er hat den Sieg herausgefahren."

Start hinter dem Safety Car

Der erste F1-Podestbesucht und gleich ganz oben., Foto: GEPA
Der erste F1-Podestbesucht und gleich ganz oben., Foto: GEPA

Das Rennen begann undramatisch hinter dem Safety Car. Die nasse Fahrbahn und der leichte Nieselregen veranlassten die Rennleitung dazu, auf Nummer sicher zu gehen und keinen stehenden Start zu wagen. Der erste Pechvogel war Sebastien Bourdais: sein Toro Rosso sprang auf Startplatz 4 nicht an, er ging mit einer Runde Rückstand aus der Box ins Rennen. Nach zwei Runden verließ das Safety Car die Strecke und gab Sebastian Vettel die Fahrt frei.

Vettel fuhr mit einem Setup, das eher auf trockene Bedingungen eingestellt war. Das verhalf ihm auch im Regen zu höheren Topspeeds. "So konnte ich bald einen Vorsprung herausfahren", erklärte er. "Ich habe hart gepusht, bin manchmal sogar über das Limit hinausgegangen und habe das Auto beinahe verloren." Letztlich zählte aber nur eins: "Ich habe die Pole geholt, das Rennen gewonnen, ich weiß nicht, was ich sagen soll."

Regenschlacht von Monza

Nach dem Start entwickelte sich eine Regenreifenschlacht im königlichen Park, dessen Asphalt im Laufe des Rennens immer weiter abtrocknete, obwohl einige Teams mehrmals neuerliche Regenschauer ankündigten, die jedoch nie kamen. Entsprechend konnten die Fahrer ab Rennmitte auf Intermediates statt auf Regenreifen setzen.

Gerhard Berger nach 20 Jahren wieder auf dem Podium von Monza., Foto: GEPA
Gerhard Berger nach 20 Jahren wieder auf dem Podium von Monza., Foto: GEPA

Das kostete Lewis Hamilton einen möglichen Sieg. Denn der Brite war zuvor auf Regenreifen unaufhaltsam durch das Feld geschnitten und lag schon auf Platz 2 hinter Vettel, als er zu seinem einzigen geplanten Boxenstopp an die Box ging und erneut mit Regenreifen ausrückte. Aufgrund der abtrocknenden Strecke musst er jedoch in Runde 36 noch mal einen Reifenwechsel durchführen und auf Intermediates wechseln. Das warf den WM-Leader bis knapp außerhalb der Punkte zurück.

Hamilton erkämpfte sich Punkte

Hamilton kämpfte sich jedoch noch um ein paar Plätze nach vorne, um vor Mark Webber als Siebter zwei WM-Punkte mitzunehmen. Sein Titelkonkurrent Felipe Massa kam direkt vor ihm als Sechster ins Ziel. Nick Heidfeld erkämpfte sich als Fünfter ein paar Punkte. Vor ihm kam Fernando Alonso für Renault ins Ziel. Das Podium komplettierten neben Vettel der zweite McLaren-Pilot Heikki Kovalainen, der Vettel das ganze Rennen nicht das Wasser reichen konnte, und Robert Kubica für BMW Sauber.

"Sebastian und Toro Rosso waren das gesamte Wochenende super stark", erkannte Kovalainen die Leistung des Siegers an. "Am Anfang des Rennens hatte ich Probleme mit den Regenreifen und auch damit, die Bremsen auf Temperatur zu bringen. Ich habe gekämpft, versucht, schneller zu fahren. Aber nur gegen Ende wurde es etwas besser, aber Platz 2 war das Beste, was wir heute herausholen konnten."