Nicht erst seit dem Rennen in Spa vergangenes Wochenende gibt es den Wunsch, dass das Steward-System einer Überarbeitung unterworfen wird. Zwar hat man mit Änderungen für diese Saison zumindest versucht, dass Strafen konstanter ausgesprochen werden und damit nachvollziehbarer sind, aber auch das ist nicht immer geglückt. Dennoch denkt Max Mosley, dass es nicht viel gibt, was man noch tun kann. "Ich weiß nicht, wie oft wir das diskutiert haben. Wenn man sich das von außen ansieht, ist das sehr schwierig. Wir haben in Person von Peter Warr beispielsweise versucht, einen permanenten Steward einzusetzen, der ein erfahrener Team Manager war, denn das war es, was die Teams wollten. Es hat aber aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert", sagte Mosley in Monza.

Er erinnerte sich weiter und sprach von den halb-permanenten Stewards, aber auch das lief nicht. "Wir haben jedes System versucht, das uns eingefallen ist, aber das grundlegende Problem ist, dass dies ein sehr komplexer Sport ist, vor allem im Vergleich mit Fußball oder Cricket. Es hat alles mit der Technik an den Autos zu tun", meinte der FIA-Präsident. Nach seiner Meinung wäre es am einfachsten, wenn man es machen könnte wie im Fußball, wo ein Schiedsrichter entscheidet und sonst niemand. "Wenn der eine rote Karte zieht, dann ist der Typ vom Feld, egal ob das Video zeigt, dass er falsch gelegen ist. Da gibt es keine Diskussion. Es gibt keinen Einspruch, nichts, und auf eine Art ist dies das Beste, was man im Sport machen kann."

Fair gegenüber den Vielen

Auch an den Reaktionen auf rote Karten sieht Mosley, dass es mit einem Schiedsrichter ruhiger abläuft. "Man hat am nächsten Tag eine Seite in der Zeitung, auf der steht, der Schiedsrichter ist ein Idiot und dann ist das erledigt - man hat nicht solche Auswüchse wie bei uns", betonte Mosley. Nach seiner Meinung sei es einfach wichtig, schnell zu handeln, denn das würde Diskussionen ersparen. Andererseits gestand er ein, dass man auch daran denken müsse, wie viele Leute in der Formel 1 arbeiten, um ein gutes Ergebnis zu holen. "Da ist nicht nur der Fahrer, da sind in vielen Fällen rund 800 Leute im Werk. Man hat das Gefühl, dass man es diesen Menschen schuldig ist, ein faires Ergebnis zu haben. Leider gibt es dann aber auch diese Debatten."

In solchen Momenten hat Charlie Whiting Zeit für Fragen, Foto: Sutton
In solchen Momenten hat Charlie Whiting Zeit für Fragen, Foto: Sutton

Konkret auf das Beispiel Spa bezogen meinte er, dass es Leute gebe, die in beide Richtungen denken - sogar Ferrari-Fans, die meinen, die Entscheidung war falsch und McLaren-Fans, die meinen, sie war richtig. Mosley war deswegen auch gespannt, was das Berufungsgericht sagen wird, wenn es alle Fakten gesehen hat. "Was auch immer man aber macht, man hat das Dilemma, dass es Zeit braucht und komplex ist, ein faires Ergebnis zu erhalten. Man kann es aber auch grob machen und einer schnellen Entscheidung nachjagen."

Nichts fragen, nichts antworten

McLaren wird sich bei seiner Berufung unter anderem darauf stützen, dass man von Charlie Whiting während des Rennes das OK für das Verhalten von Hamilton erhalten hatte. Mosley meinte aber, dass McLaren Whiting nicht hätte fragen sollen und er nicht hätte antworten sollen. "Denn wenn der Regen auf eine der schnellsten Strecke der Welt fällt und alle auf Trockenreifen sind, dann ist das eine gefährliche Situation. Das Schlimmste, was passieren kann, ist ein Dreher und eine Kollision zwischen zwei Autos, was ein Albtraum für uns ist. Damit kann keine unserer Sicherheits-Prozeduren umgehen. Charlie ist da in einer der schwierigsten Situationen und in einer Situation, in der ihn die Teams nichts fragen sollten und er sollte nicht antworten, da er nicht in der Position ist, um auch nur den Ansatz einer Meinung zu geben. Zwei Fehler wurden da also gemacht."

Den ursprünglichen Fehler hatte Mosley aber bei McLaren gesehen, denn das Team hätte Hamilton aufgrund seiner Erfahrung eine Entscheidung mitteilen sollen. "Ich werde jetzt nicht meine Meinung dazu sagen, wie der richtige Ablauf beim Team zur Entscheidungsfindung hätte sein sollen. Charlies Verantwortung liegt aber darin, dass niemand getötet wird", meinte Mosley. Soweit der FIA-Präsident es wusste, hatte Whiting gesagt, er denke, es sei OK gewesen. Die Entscheidung über die Berufung wollte er aber ohnehin dem Berufungsgericht überlassen. "Und da ist auch alles für die Medien offen."