Die Lehre von den Rundenzeiten

Die Supercomputer sind auch mit mehr das, was sie einmal waren. Setups, Aufhängungseinstellungen, Flügelwinkel und Millimeter genaue Bodenabstände - all das konnten Albert 2 & Co im Voraus nahezu perfekt berechnen. Doch auch Computer sind nicht unfehlbar: im Vorfeld des ersten Rennens in den Straßen von Valencia kursierten computerberechnete Rundenzeiten von 1:37, 1:36, ja sogar 1:35 Minuten. Am Ende sollte die schnellste Zeit des gesamten Wochenendes erst im Rennen gefahren werden. Felipe Massas schnellste Rennrunde war eine 1:38.708 Minuten, also weit über den Werten der Supercomputer. Man merke: wage es nie, den Grip zu überschätzen!

Die Lehre vom eigenen Geschwätz

Man merke: besser den Pool auf dem Dach als..., Foto: Sutton
Man merke: besser den Pool auf dem Dach als..., Foto: Sutton

Als Lewis Hamilton in der Pressekonferenz gefragt wurde, warum er zuletzt sagte, dass die Konstanz der Schlüssel zur WM sei, antwortete er: "Ich kann mich nicht erinnern, so etwas gesagt zu haben." Ein Blick in die McLaren Mercedes Vorschau für den Europa GP zeigt: "Die bisherige Saison kommt mir ganz anders vor als die vor einem Jahr. Damals spielte Konstanz eine große Rolle, diesmal erzielten die Top-Fahrer ganz unterschiedliche Ergebnisse. Jeder Fahrer, der mindestens ein Rennen gewann, holte mindestens zweimal keine Punkte. Gute Ergebnisse sind deshalb umso wichtiger und bis zum Ende der Saison wird auch die Konstanz wichtiger werden." Man merke: so entstehen Zitate in Pressemitteilungen...

Die Lehre vom Ding

Nico Rosberg kennt sich mit den kleinen Tricks der Medien aus, deshalb überlegt er genau, was er sagt - und präzisiert notfalls noch einmal nachträglich: "Manchmal denkt man: ich würde gerne mal dieses Ding fahren. Entschuldigung: ich habe nicht McLaren gesagt, ich habe gesagt: schnelles Auto. Das kann BMW, Ferrari oder McLaren sein - es ist egal." Man merke: Nico Rosberg lernt, denn "dieses Mal habe ich nicht so viel Unsinn geredet wie letztes Mal, als ich sagte, es würde sicher besser laufen für uns..."

Die Lehre von den Altstars

Timo Glock hatte eine abenteuerliche Sommerpause. In Laguna Seca durfte er bei einem Race of Legends mitwirken. "Da habe ich mich gefragt, wieso ich überhaupt mitfahre", scherzte er. Neben ihm wirkten auch Danny Sullivan, Derek Bell, John Watson, Eddie Cheever, Johnny Herbert, Jean-Pierre Jarier, Alain de Cadenet, Alan Jones und Patrick Tambay mit. Die Ehemaligen hatten nichts von ihrem Können verlernt: "Sobald sie im Auto saßen, ging es richtig zur Sache", erinnerte sich Glock. "Sie waren ganz easy drauf und hatten nur Blödsinn im Kopf, aber am Ende des Rennens waren alle Außenspiegel weg, bei allen Autos. Sie waren auch ordentlich verschrammt, es war schon gut." Man merke: nicht nur bei Force India lassen es die Fahrer richtig krachen.

Die Lehre vom Stadtkurs

Ähnlich schwierig wie das Lernen des neuen Straßenkurses war die Wegfindung vom Hotel zum Fahrerlager. "Mein Hotel ist fünf Minuten entfernt", verriet Rubens Barrichello. "Aber die Polizisten haben mir ständig gesagt, ich solle rechts abbiegen. Es hat mich eine halbe Stunde gekostet, da ich erst nach Barcelona und zurück fahren musste - das ist der einzige Punkt, der nicht so gut vorbereitet ist." Barrichellos Ziel für den Rest des Wochenendes war damit klar umrissen: "Bis Sonntag möchte ich nur noch 20 Minuten brauchen." Man merke: auf der Strecke scheint Rubinho wohl auch ein paar Mal zu viel rechts abgebogen zu sein, damit solche Rundenzeiten zustande kamen...

Die Lehre vom Namen

Die F1 gedachte den Opfern des Flugzeugabsturzes., Foto: Sutton
Die F1 gedachte den Opfern des Flugzeugabsturzes., Foto: Sutton

Die neuen Strecken sind langweilig, jedenfalls bei der Vergabe der Kurvennamen. Mehr als ein "Turn 1" bis "Turn x" war auf den letzten Neuzugängen im Rennkalender nie drin. "Sie sollten die Kurven nach dem ersten Fahrer benennen, der darin crasht", scherzte Mario Theissen in Valencia. Robert Kubica mag hingegen gar keine Kurvennamen, weil die es schwieriger machen, mit den Ingenieuren zu kommunizieren. Flavio Briatore fand die beste Lösung: "Vielleicht Kate Moss!" Man merke: 2009 durchfahren die Piloten "Turn 1" für Kubica, "Turn Moss" für Briatore und "Turn Sutil" für Theissen.

Die Lehre vom Gedenken

Auch Formel-1-Stars sind normale Menschen. Am Freitag hielten sie eine Gedenkminute für die Opfer des Flugzeugabsturzes von Madrid ab, das gleiche wiederholten sie am Sonntag vor dem Rennen. Fernando Alonso setzte sich bei seinem Heimrennen besonders dafür ein. Er ließ extra spanische Flaggen als Aufkleber anfertigen und verteilte sie persönlich im Fahrerlager an alle F1-Fahrer, damit sie diese auf ihre Helme kleben konnten. Man merke: F1-Fahrer denken auch noch an etwas anderes als Rennfahren.

Die Lehre von Eau Rouge

Straight-Line-Aerodynamiktests gelten allgemein hin als langweilig. Stundenlang eine Gerade rauf und wieder runter zu fahren, ist nicht gerade anspruchsvoll. In seiner Renault-Zeit erlebte Heikki Kovalainen aber einen ganz besonderen Aerodynamiktest - in Spa-Francorchamps: "Wir sind die Eau Rouge rauf und runter gefahren", erinnerte er sich. "Die Eau Rouge runter zu fahren, ist ziemlich cool. Richtig herum ist es schon gut, aber andersherum ist es noch mal so gut." Man merke: Nachahmung am Rennwochenende nicht empfohlen!

Die Lehre von den Kosten

Max Mosley möchte die Kosten senken, in Valencia kassierte er jedoch kräftig ab. David Coulthard musste 2.200 Euro für Pitlanespeeding blechen. Lewis Hamilton musste 5.000 Euro beisteuern, weil er zwei Minuten zu spät zur Pressekonferenz kam. Fernando Alonso drückte sogar 10.000 Euro für das Überfahren der Speerfläche eingangs der Boxengasse ab. Noch mal 10.000 Euro ließ Ferrari springen, weil man Felipe Massa bei seinem Boxenstopp zu früh raus ließ. Man merke: diese Kosten wird Mosley wohl so schnell nicht senken...