Ganz Deutschland ist im kollektiven EM-Fieber. Ganz Deutschland? Ja. Alle Deutschen? Nein. Der Sage nach verschanzt sich eine Gruppe Abtrünniger im französischen Outback - komplett mit Schafen, Kühen und meterdicken Burgmauern. Kein Fernsehen, kein Radio, kein Internet. Die Überlebenskünstler setzen auf ihre einzigartigen Fähigkeiten und wollen nichts vom Trubel um die Jogi-Bärenbande wissen. Doch irgendwie erlagen sie doch der Versuchung. Am Donnerstagabend wurden alle Fünf beim Feiern erwischt und am Samstag dafür hart bestraft.

Da hilft erst mal nur ein tiefer Schluck., Foto: Sutton
Da hilft erst mal nur ein tiefer Schluck., Foto: Sutton

Dem Ersten der Fünf war schon am Morgen klar, dass es am Nachmittag nichts werden würde. "Ich wusste ja von vornherein, dass es mehr oder weniger der letzte Platz werden würde", klagte Nico. "Letztendlich kann ich den Sonntag fast schon vergessen. Mit oder ohne Strafe: es ändert sich nichts. Denn auch ohne Strafe würde es nur von 15 losgehen. Ich bin aber langsamer als alle anderen, also kann ich sowieso nichts erreichen. Wir sind an diesem Wochenende einfach schwach." Besserung sieht er nicht. "Das ist echt ein Problem, weil die nächsten Strecken genauso sein werden. Das ist ein großes Problem für uns." Strafe muss eben sein.

Adrian kämpft schon lange mit großen Problemen. Sein Gefährt ist noch viel langsamer als das von Nico, aber als ob das nicht schon genug wäre, war sein Kumpan Giancarlo auch immer schneller als er. So sollte es auch diesmal sein. "Was mich am meisten ärgert, ist, dass im dritten Anlauf nur in einer Kurve etwas daneben gegangen ist", fraß Adrian den Ärger in sich hinein. "Das Auto hat aus irgendeinem Grund extrem über die Vorderachse geschoben und ich habe im ersten Sektor drei Zehntel liegen gelassen." Sonst hätte er diesen Italiener besiegen können. Doch egal ob sieben Hundertstel auf der Sonnenuhr vor oder zurück gedreht werden - sie sind so oder so die letzten Beiden im Feld. "Das war unser Maximum und es ist schade, dass wir damit immer Vorletzter und Letzter sind, auch im Rennen keine Chance haben werden." Der Frust sitzt tief.

Wer wagt es da, im Hintergrund zu lächeln?, Foto: Sutton
Wer wagt es da, im Hintergrund zu lächeln?, Foto: Sutton

Mit einem ähnlichen Problem schlägt sich Timo herum. Auch er hat einen Italiener als Gefährten und auch er kam lange Zeit nicht an ihm vorbei. Zuletzt lief es endlich besser, doch dann kam die französische Einöde und alles war ganz anders. "Jarno hatte in Montreal mit den Reifen Probleme über die Distanz, hier ist es anders herum und wir verstehen nicht, wieso", verriet er. Der Samstag sei deshalb eine Erfahrung für ihn gewesen. "Wir haben den Sprit rein gemacht und mit dem ersten Reifensatz ist gar nichts gegangen. Mit dem zweiten habe ich dann eine annähernd gute Runde hinbekommen. Die war aber auch nichts Besonderes, deswegen war ich auch nicht ganz zufrieden, weil ich es nicht so umsetzen konnte, wie ich es wollte." Aber vielleicht ist das ja der Sinn des französischen Exils, zu erkennen, dass es nicht immer so läuft wie man möchte...

Das musste auch Sebastian erkennen. Er war sehr knapp dran am Sprung in den Kreis der zehn Weisen, doch im Gegensatz zu Timo wurde seine Aufnahme auf ein andermal vertagt. "Das ist ein wenig enttäuschend, es doch nicht geschafft zu haben", klagte Sebastian. "Es lief nicht perfekt, aber durchaus gut." Doch mit seinem neuen, angeblich selbst angefertigten Arbeitsgerät geht es bergauf. Deshalb war er auch nicht so zutiefst frustriert wie seine Kollegen Nico und Adrian.

Häuptling Nick wusste derweil überhaupt nicht, wie ihm geschah - sollte er sich dem kollektiven Frustschieben anschließen oder sollte er es tatsächlich wagen, sich insgeheim ins Fäustchen zu lachen? "Einerseits bin ich nicht so happy, weil wir als Team nicht so stark aussehen wie in Kanada", begann er die Erläuterung seines inneren Zwists. "Obwohl unsere Pace nicht schnell genug ist, freut es mich aber, dass der Abstand zu Robert im Qualifying viel kleiner geworden ist." Damit sei er zwar nicht glücklich, aber das sei wenigstens noch akzeptabel. Denn seine ihm eigenen Probleme scheint er, zumindest hier, in der Abgeschiedenheit der Kuhweiden, überwunden zu haben. Dummerweise genau dann, als sein Team erstmals in diesem Jahr schwächelte. "Das soll aber nicht heißen, dass wir uns auf diese Position einschießen." Irgendwann soll die Freude zurückkehren, es muss ja nicht beim Fußball sein.