Pat, wie lief das Kanada-Wochenende für euch bis jetzt?
Pat Symonds: Der Start am Freitag verlief schon mal schwierig. Die ersten beiden Trainings waren nicht sehr produktiv. Am Samstag war es auch nicht einfach, aber die Ergebnisse sahen sehr viel ermutigender aus. Das erste Freitagstraining war verregnet, und in der zweiten Session strandeten beide Autos auf der Strecke. Als Resultat gingen wir mit viel zu wenigen Informationen in den Samstag.

Wie wirkte sich das aus?
Pat Symonds: Der Circuit Gilles Villeneuve stellt uns vor zwei entscheidende Probleme, und beide sind nicht einfach zu lösen: Erstens haben wir hier sehr starken Bremsenverschleiß. Zweitens tritt auf diesem Kurs heftiges Graining auf, also das Entstehen kleiner Gummiwülste in Laufrichtung der Reifen. Um Lösungen für diese beiden Herausforderungen zu finden, sollte man viel fahren und entsprechend viele Informationen sammeln - das klappte bei uns am Freitag definitiv nicht. Aber dank der hervorragenden Arbeit des gesamten Teams fanden wir am Samstagvormittag die richtigen Antworten. Fernando lag zwar von den Zeiten wieder weit hinten, aber wir machten uns keine Sorgen, sondern wussten zu diesem Zeitpunkt, dass wir im Qualifying gut dabei sein werden.

Was Fernando dann mit Startplatz vier bewies...
Pat Symonds: Es lief noch besser als erwartet. Berechnet man unsere Spritmenge und die unserer Gegner mit ein, wird klar, dass dies mit Abstand unsere beste Leistung in diesem Jahr ist. Im Moment sieht also alles bestens aus: Wir bekommen die Reifen gut zum Arbeiten - auch wenn wir uns natürlich mehr Informationen gewünscht hätten - und wir haben den Bremsverschleiß im Griff. Wir dürfen also sehr zuversichtlich sein.

Fernando startet von der schmutzigeren Seite der Strecke. Könnte das ein Problem aufwerfen?
Pat Symonds: Nein, denn der Sprint bis zur ersten Kurve ist recht kurz. Deshalb mache ich mir darum keine Sorgen.

Und Nelson? Können Sie ihn über die Strategie ein paar Plätze nach vorne bringen?
Pat Symonds: Das wird schwierig, denn auch wenn wir keine Probleme mit den Bremsen bekommen - viel Luft für Experimente gibt es nicht. Wenn wir beispielsweise nur einen Boxenstopp planen, bedeutet dies ein sehr schweres Auto, und das werden die Bremsen auf die Distanz nicht mitmachen. Nelson muss voll konzentriert bleiben, darf sich keine Fehler erlauben und muss immer daran denken, dass in Kanada alles passieren kann. Er muss bereit sein, die Möglichkeiten zu ergreifen, die sich ihm bieten.

Was für ein Rennen dürfen wir erwarten?
Pat Symonds: Es könnte wieder ein typischer Kanada-Grand Prix werden - mit vielen Unterbrechungen durch das Safety Car und vielen Ausfällen. Wahrscheinlich wird es sehr heiß und damit besonders anstrengend für die Fahrer. Die Konzentration darf ohnehin nie nachlassen, weil die Fahrer sich ständig neu auf die schlechter werdende Fahrbahn einstellen müssen - von der ersten bis zur letzten Runde. Wenn du auf die losen Steinchen gerätst, die aus dem Asphalt herausbrechen, könnte dein Rennen zu Ende sein. Über diesen Punkt macht sich Fernando große Sorgen. In puncto Strategie erwarte ich, dass alle Top-Piloten zwei Mal stoppen werden. Wegen des erhöhten Bremsenverschleißes ist es fast unmöglich, etwas anderes zu probieren.