Christian, den ersten und größten Teil Deines Marathons hast Du hinter Dir.
Christian Klien: Ja, nach Monaco war es recht stressig mit dem Peugeot-Test am Montag in Magny Cours, dann war ich in Vairano mit BMW Sauber und danach am Wochenende beim offiziellen Freien Training in Le Mans. Ganz vorbei ist es noch nicht: jetzt bin ich das gesamte Wochenende hier in Montreal und dann am Montag schon wieder in Le Mans.

Ist es vielleicht etwas Entspannung, wenn du hier am olympischen Ruderbecken sitzen kannst?
Christian Klien: Entspannend ist es schon, aber die Reiserei bleibt trotzdem gleich. Wir sind hier auch mit verschiedenen Aktivitäten eingeteilt, leider nicht mit Fahren. Einen ganz freien Kopf bekommt man im Fahrerlager nie.

BMW Sauber war hier im letzten Jahr gut, Robert war vor zwei Wochen in Monaco Zweiter - seid Ihr zuversichtlich?
Christian Klien: Es ist immer wieder schwierig, vor dem Rennen zu sagen, wo man genau steht. Es ist eine Strecke, die unserem Auto sehr liegt. Bei Medium-Downforce sollte es gut sein, aber man weiß nie, wie schnell Ferrari und McLaren sein werden. Es wird aber wohl ähnlich sein wie bei den letzten Rennen.

Das Fahrerlager wurde etwas umgebaut. Gefällt Dir das besser oder weniger gut?
Christian Klien: Eindeutig besser. Speziell für die Ingenieure gibt es mehr Platz, auch für Presse, Marketing, die Fahrerräume sind etwas besser eingeteilt - das war schon nötig.

Robert hatte hier letztes Jahr einen schweren Unfall. Bleibt das bei einem Fahrer hängen?
Christian Klien: Nein, ich glaube nicht. Das ist abgeschlossen. Wichtig ist, dass man weiß, wieso es der Fall war. Dann ist man sich auch sicher, dass es nicht so schnell wieder passieren wird. Im Auto ist man sowieso darauf konzentriert, das Auto am Limit zu bewegen.

Ist es für andere Fahrer wie Dich eine Beruhigung, einen solchen Unfall zu sehen und zu wissen: er steigt unverletzt aus?
Christian Klien: Einerseits ja, andererseits kann immer etwas passieren. Wenn Du so einen Unfall zweimal hintereinander laufen lassen könntest, würde beim zweiten Mal sicher irgendwas passieren. Die Autos sind sehr sicher, aber er hatte trotzdem tausend Schutzengel. Auch die Strecken sind viel sicherer geworden, aber in Kanada kannst du nicht mehr viel verbessern, weil es nicht mehr Platz für Auslaufzonen gibt. Das ist auf den neuen Strecken anders, dort gibt es so viele Auslaufzonen, dass praktisch nichts mehr passieren kann.

Kannst Du Dich in die Situation von Nick rein versetzen?
Christian Klien: Es ist nicht einfach, wenn man ein bisschen im Hintertreffen ist und auf den Teamkollegen aufschließen möchte. Man muss fast die doppelte Leistung bringen, um den Anschluss zu schaffen. Das erhöht den Druck. Aber so etwas passiert so oft während einer Saison, Nick hat es sicher nicht von einer Saison auf die nächste verlernt. Er ist immer noch ein sehr schneller Fahrer.

Spricht man da unter Teamkollegen mal drüber?
Christian Klien: Nein, gar nicht.