Nico Rosbergs Unfall in Monaco war auch am Donnerstag in Montreal noch das beherrschende Thema und dabei musste der Williams-Pilot gleich einige Dinge klar stellen. So war das Visier nach dem Crash nicht wegen des Einschlags offen, sondern weil er es aufgemacht hatte. "Ich habe direkt aufgemacht, weil ich nichts gesehen habe. Das war so verschmiert und es war so viel Wasser drauf, dass ich nichts sehen konnte", erzählte er. Den Unfall selbst hatte er nicht so heftig erlebt und stieg danach normal aus. Einziges Problem war, dass er ein paar Kratzer auf seiner Hornhaut hatte, die kamen aber gar nicht vom Unfall. "Das war vom Rennen selbst, weil so viel Staub ins Visier kam. Wenn man das einmal im Auge hat und zwinkert, dann ist die Hornhaut gleich etwas angekratzt."

Und eben diese Kratzer waren überhaupt der Grund, warum er ins Krankenhaus ging, um sich durchchecken zu lassen. Dort prüfte der Arzt alles und meinte, es sei kein Problem. "Das heilt nach einem Tag. Ich hatte überhaupt keine Schwierigkeiten, weder Kopfweh, noch Halsweh, gar nichts", berichtete Rosberg. Da das Team danach beim Datenstudium keine Auffälligkeiten fand, nahm er den Unfall auch auf seine Kappe und meinte, es war sein Fehler. Verärgert war er aber, weil es am Wochenende gut gelaufen war und er im Nassen und Trockenen schnell fahren konnte. "Das Rennen war halt sehr ungünstig für mich. Ich habe aber sicher was gelernt und das ist auch etwas Positives."

Den Lern-Erfolg beschrieb er so, dass er wieder einmal merken durfte, wie viel der Sport auch mit Geduld zu tun hat. "Das ist im Sport eine wichtige Sache. Da war ich in letzter Zeit sehr stark, aber jetzt hatte ich wieder einen Aussetzer." Da er aber die Erinnerung bekam, sah er Montreal nun als zweite Chance, denn auch den Circuit Gilles Villeneuve erachtet er als eine Strecke, auf der Williams stark ist. Und das glaubt er, obwohl der Asphalt recht glatt ist und es deswegen schwer werden könnte, Temperatur in die Reifen zu bringen, was normalerweise ein Nachteil von Williams ist. "Wir waren hier in den letzten Jahren aber immer stark", betonte Rosberg.

Beim Thema kalte Reifen kam auch Nick Heidfeld ins Spiel, dessen Probleme sein Landsmann nicht nachvollziehen konnte, da die Gummis in diesem Jahr nach seinem Wissensstand genau die gleichen sind wie 2007. Und damals hatte Heidfeld keine Probleme. Was das Duell Heidfeld gegen Robert Kubica betraf, so wollte Rosberg den Deutschen noch nicht abschreiben. "Keine Chance ist zu früh gesagt. Anfang des Jahres war er gut dabei und in den Rennen immer beim Robert. Deswegen muss man etwas abwarten. Natürlich ist der Robert ein starker Teamkollege", erklärte Rosberg.

Primär blickt er am Wochenende aber auf sich selbst und da wäre ihm ein fünfter Platz schon recht. Und auch für das erste Spiel der deutschen Mannschaft bei der Fußball-EM hatte er schon einen Tipp parat: "Deutschland gewinnt 2:0 mit Toren von Klose und Ballack." Sollte Rosberg auf das Podest fahren, müsste er das Spiel wegen anderer Verpflichtungen übrigens sausen lassen, was ihn zu dem Scherz veranlasste: "Natürlich will ich das Spiel sehen." Ein Podestplatz wäre ihm dann aber doch lieber.