Erst war Adrian Sutil schockiert, wusste nicht, wie das passieren konnte. Dann kamen die Verärgerung und die Tränen. "Es flossen einige Tränen, wie bei vielen im Team", gestand Sutils Teamchef Colin Kolles. Das beste Rennergebnis in der Karriere von Adrian Sutil und in der noch jüngeren Teamgeschichte von Force India lag direkt vor dem Deutschen. Aber dann räumte es ausgerechnet der amtierende Weltmeister Kimi Räikkönen nach einem Fahrfehler von der Piste. Sutils Auto war irreparabel beschädigt.

"Ich kann Kimi keinen Vorwurf machen, dafür mag ich ihn viel zu sehr, aber es ist bitter für uns", sagte Kolles. Auch Sutil selbst wollte dem Finnen nach dem Auffahrunfall in der Hafenschikane keine Schuld geben. "Kimi crashte in mein Heck und hat mein Rennen zerstört. Das hat mich mitten ins Herz getroffen", so der enttäuschte Sutil. "So etwas macht niemand mit Absicht, man muss damit leben, kann es nicht ändern - es kann passieren, dass es ausgerechnet mich erwischt hat, wenn ich einmal da vorne bin, ist aber unfassbar."

Sutil rechnete sogar mit Problemen nach dem Re-Start. "Es war schwierig, die Reifen waren kalt und ich habe damit gerechnet, dass einiges passieren könnte." Denn auf seiner Runde am Safety Car vorbei bemerkte Sutil bereits, dass die Reifen sehr kalt waren und es sehr rutschig war. "So konnte ich mich auf den Re-Start vorbereiten, Kimi anscheinend nicht."

Adrian Sutil war nah dran am 4. Platz., Foto: Sutton
Adrian Sutil war nah dran am 4. Platz., Foto: Sutton

Technikchef Mike Gascoyne ging mit der Situation weniger nachgiebig um. "Wenn ein Force India-Fahrer den Weltmeister getroffen hätte, würden wir für ein oder zwei Rennen gesperrt", sagte Gascoyne, der zumindest eine Reaktion der Rennkommissare erwartete. "Wir haben die Stewards sofort gebeten, die Situation anzusehen." Das haben sie: Räikkönen wurde zum Rapport bestellt.

Sutil würde eine nachträgliche Strafe für den Finnen nicht helfen. "Es war ein tolles Rennen mit einem furchtbar traurigem Ende", bilanzierte der Deutsche. "Platz 4 war zum Greifen nah. Wir waren im Regen toll, hatten eine super Strategie und haben alles richtig gemacht, leider kam dann am Ende das Unglück. Ich kann es nicht in Worte fassen." Kolles versuchte seinen am Boden zerstörten Fahrer damit aufzubauen, dass jeder seine Leistung gesehen habe: "Ich sagte ihm, dass er der Held des Rennens gewesen ist und jeder das gesehen hat." Sutil sei ein sehr gutes Rennen gefahren, kein glückliches, sondern eines mit schnellen Zeiten im Trockenen, Nassen und auf abtrocknender Piste. Auch habe er andere, eigentlich schnellere Autos überholt. "Wir haben 5 Punkte verloren, aber seine Leistung wird anerkannt werden."

Das Lob von allen Seiten munterte Sutil etwas auf, "aber die Enttäuschung sitzt trotzdem tief". Jetzt möchte er sich erst einmal in ein stilles Kämmerchen zurückziehen, durchatmen und das Geschehene begreifen. "Es ist so traurig, aber so kann der Sport sein." Das Rennen sei dennoch toll gewesen und er habe jede Runde, jeden Moment genossen. "Ich konnte nicht glauben, dass ich auf Platz 4 war. Ich habe so sehr gepusht, so viel Motivation hatte ich noch nie zuvor im Auto. Es war das Rennen meiner Karriere."

Sutil ist sich sicher, dass er Räikkönen auch für die verbleibenden Minuten bis zur Zielflagge hätte hinter sich halten können. "In Monaco ist das Überholen sehr schwierig und es gab nur eine trockene Linie, er konnte nicht neben mir fahren", erklärte er. "Ich hätte meine Chance ergriffen und das Ergebnis heimgefahren." Dann wurde sein Albtraum Realität. Die Entschuldigung von Ferrari bekam Colin Kolles per SMS: "Es tut mir leid, mein Freund."