Als Nico Rosberg endlich nach dem Interview-Marathon zum Großen Preis von Australien im Fahrerlager auftauchte, gab es ein freudiges Wiedersehen. Jukka Mildh, sein persönlicher Assistent, suchte den Weg zu seinem Schützling durch die Menge. Rosberg unterbrach sein Interview. Die beiden lachten, umarmten sich, lachten wieder. Mildh war vor Spannung durchgeschwitzt, Rosberg vor der Hitze. Beide waren berauscht vom Glück.

Geschafft: der erste Podestplatz in der F1., Foto: Sutton
Geschafft: der erste Podestplatz in der F1., Foto: Sutton

Denn plötzlich war Rosberg wieder da, wo er in allen Klassen vor seiner Formel-1-Karriere immer gewesen war - auf dem Podium. Der Siegestanz mit Lewis Hamilton auf der Treppe zum Podium war kein Zufall. In der Zeit, als die beiden noch Kart fuhren, haben Sie von ähnlichen Erfolgen auch in der Formel 1 geträumt. "Wir haben immer gesagt, eines Tages würden wir auch in der Formel 1 gewinnen und zusammen auf dem Podium sein", sagte Hamilton. "Das ist ein Kindheitstraum für uns beide, deswegen fühlte es sich so schön an."

Den Grundstein dafür, diesen Traum wahr werden zu lassen, hat sich Rosberg in Melbourne schon in der ersten Runde gelegt. Sein Start war "sensationell", wie schon Nick Heidfeld anerkennend zugeben musste. Rosberg kletterte vom Startplatz sieben auf den vierten Rang. Als er mit seinem Verfolger Heidfeld ausgerechnet in der gleichen Runde in die Box kam, gab es auch in der Boxengasse ein heißes Duell, das Heidfeld nach einer Rand-an-Rad-Fahrt für sich entschied. Rosberg hat das nicht geschmeckt. "Er ist nicht sehr fair rausgefahren, denn ich war schon da und ich musste ausweichen, sonst wäre ich an die Mauer gefahren", sagte er.

An einem Tag wie dem Sonntag in Albert Park, als er seinen ersten Podiumsplatz erreichte, mag das Rosberg egal sein. Schließlich hat da die Freude überwogen. Aber allzu oft wird Rosberg solche Manöver nicht dulden. Er tritt inzwischen sehr selbstbewusst auf, sein Ziel ist ebenfalls klar: "Ich bin hier, um Weltmeister zu werden."

Nico Rosberg schaut nach ganz oben., Foto: WilliamsF1
Nico Rosberg schaut nach ganz oben., Foto: WilliamsF1

Diesem Ziel hätte Rosberg dieses Jahr viel näher kommen können. Und nicht nur als alte Kart-Kumpel, sondern gleich als Teamkollege von Hamilton Podiumsplätze feiern können. Denn McLaren-Mercedes wollte ihn unbedingt als Alonso-Ersatz haben. Aber Frank Williams war derart vehement dagegen, dass daraus trotz versprochener Millionen-Ablöse nichts wurde. Ein wenig neidisch ist Rosberg schon, wenn er sieht, dass Heikki Kovalainen nun das Cockpit hat, das eigentlich ihm vorbereitet war.

"Klar, ich bin happy, wo ich bin", sagt Rosberg. "Aber ein Teil von mir möchte schon in einem Siegerauto sitzen. Gerade, weil ich in den Klassen vor der Formel 1 immer die Chance hatte, jedes Rennen der Saison zu gewinnen. Jetzt geht das nicht, und das ist ein seltsames Gefühl. Ich wache auf und weiß, ich kann jetzt so gut fahren wie ich will, ich werde nicht Erster sein können. Darauf muss ich nun ein paar Jahre länger warten."

Rosberg gibt zu, dass die Zeit bei Williams seine Geduld formt. Er muss lernen, auch mit Williams einen guten Job zu machen. "Wenn ich im Williams Fünfter im Qualifying bin, ist das schon wie die Pole Position", sagt er. Wie viel muss dann der dritte Platz von Melbourne wert sein?