Vorhersagen sind schwierig, Hellseher selten. Wie gut der neue Honda RA108 wirklich ist, was das Team damit erreichen kann, steht am Tag der offiziellen Präsentation in den Sternen. "Ich könnte leicht sagen, dass das Auto besser ist als das alte", übte sich Rubens Barrichello nach dem Roll-Out am letzten Mittwoch als Hellseher. "Das ist nicht schwierig, weil das alte unglaublich schlecht war. Es ist schwer, noch schlechter zu sein."

Der RA108 debütierte ganz in Weiß. Die Farben kommen heute dazu., Foto: Sutton
Der RA108 debütierte ganz in Weiß. Die Farben kommen heute dazu., Foto: Sutton

Aber was geschah im letzten Winter? Wieso fiel Honda so weit zurück? Das Team entwickelte sich nach Jenson Buttons erstem GP-Sieg in Ungarn 2006 zum Aufsteiger des letzten Saisondrittels, konnte mit den Titelkandidaten McLaren und Renault mithalten. Die Michelin-Reifen funktionierten perfekt auf dem RA106. Doch mit dem Wechsel zu Bridgestone fiel das Team in ein Loch. "In Brasilien 2006 waren wir zwei Zehntel schneller als McLaren", erinnert sich Jacky Eeckelaert. "Einen Monat später waren wir sechs Zehntel langsamer." Der aerodynamische Effekt der Reifen auf das Auto war nicht so, wie man es erwartet hatte.

Das wurde verschlimmert, weil das Design des RA107 für die Saison 2007 bereits Mitte 2006 begann, die endgültigen Reifendaten von Bridgestone aber erst im Oktober zur Verfügung gestellt wurden. "Dadurch war das neue Auto schlechter als der RA106", gesteht Eeckelaert. Vor allem der Luftfluss um die Vorderreifen war kritisch, besonders bei Belastung, also bei harten Bremsmanövern und mit viel Downforce, unterschieden sich die Pneus von Michelin und Bridgestone erheblich - was Honda schwer zu schaffen machte. Es kam zur Instabilität beim Bremsen, was natürlich nicht nur an den Reifen lag. Das Auto wurde im neuen Windkanal entwickelt, der jedoch nicht korrekt kalibriert war. Die Balance veränderte sich beim Bremsen, die Hinterreifen blockierten. "Es war unmöglich, ein konstantes Auto zu haben", klagt Jenson Button.

Jetzt ist Button glücklich, den RA107 nicht mehr fahren zu müssen. Und: "Ich bin so glücklich, dass wir jetzt Ross Brawn haben." Der Brite ist der neue Teamchef, er soll Honda zurück an die Spitze bringen. "Als er das erste Mal zum Team kam, gab es den größten Applaus, den ich jemals gesehen habe." Also wohl auch größer als bei seinem ersten und einzigen Sieg in Ungarn 2006. Allerdings betont Button, dass Brawn alleine noch keinen WM-Titel garantieren könne. Nur als Team könne man das schaffen. "Wir werden einige Aufs und Abs haben, es ist eine lange Saison", glaubt CEO Nick Fry. "Aber ich sehe keinen Grund, warum wir nicht dort anknüpfen sollten, wo wir 2006 waren." Also als dritte Kraft hinter den Top Teams.

Immerhin war British American Racing Honda einmal Zweiter der Konstrukteurswertung. "Es sind die gleiche Leute, mit vielen zusätzlichen Leuten und die Fortschritte am Auto sind viel versprechend", so Fry. "Wir werden 2008 näher dran sein", glaubt Button, "und 2009 müssen wir um den Titel kämpfen." Aber Vorsicht Jenson: Vorhersagen sind schwierig, Hellseher selten.