Fuji Speedway: Oh, lasst doch - der ist gar nicht so übel!

Wir sind uns darüber im Klaren, dass Ihnen allen nicht wohl in Ihrer Haut ist, das gute alte Suzuka gegen den Fuji Speedway einzutauschen. Drei Jahrzehnte ist es her, dass dort ein Grand Prix ausgetragen wurde. Sicherlich sind Ihnen diese Horror-Storys zu Ohren gekommen, die von stundenlangem Pendeln zwischen den Hotels und der Rennstrecke handeln. Das Transportmittel sind Busse ohne Toilette. Stattdessen ist ein nervtötender Journalist an Bord, der nonstop Kalauer erzählt. Sie sorgen sich, auf diese Weise pro Tag vier weitere Stunden in der Gesellschaft von unliebsamen Kollegen verbringen zu müssen und auch deshalb, weil sich abends keine geeigneten Restaurants anbieten.

Überwachung für den Vulkan - oder doch die Strecke?, Foto: Sutton
Überwachung für den Vulkan - oder doch die Strecke?, Foto: Sutton

Keine Panik, denn Fuji verfügt über reichlich Pluspunkte. In Suzuka gibt es einen Vergnügungspark mit einem großen Riesenrad - in Fuji hingegen einen heiligen Berg, der weltweit öfter als jeder andere gemalt, gezeichnet oder fotografiert wurde. Weniger gut ist, dass der Fuji, seines Zeichens ein schlafender Vulkan, im Verlauf der letzten 2.200 Jahre 75 Mal ausbrach. Keine dieser Eruptionen ereignete sich während der zurückliegenden 300 Jahre. Aus dieser Statistik könnte man schließen, dass der nächste Big-Bang nicht mehr lange auf sich warten lässt. Aus genau diesem Grund zählt der Fuji-Yama zu den weltweit am intensivsten überwachten Vulkane.

In Suzuka gibt es zahlreiche Geschäfte, darunter sogar eine Bäckerei mit französischen Spezialitäten. Wer den Fuji-Yama besteigt, wird auf dem Gipfel ein Postamt finden - geöffnet ist das allerdings nur im Sommer. Falls Sie planen, den Mount Fuji während unseres anstehenden Aufenthalts zu besteigen, dann ist der Zeitpunkt gar nicht schlecht gewählt. Weshalb? Weil sich die landschaftliche Szenerie im Sommer scheinbar in einen dieser bekannten Themenparks verwandelt - man muss sich beim Anstieg auf den Gipfel in eine der langen Menschenschlangen einreihen.

Hier soll es am Wochenende rund gehen., Foto: Sutton
Hier soll es am Wochenende rund gehen., Foto: Sutton

Aber denken Sie immer an das oft zitierte Klischee "Der Fuji-Yama macht sein Wetter selbst!" Wer jemals Gast auf einer Dinner-Party war, und von der Gastgeberin "von mir selbstgemachtes Brot" angeboten bekam, der weiß, wie gefährlich Selbstgemachtes aller Art sein kann. Nur eines ist quasi garantiert - es wird kälter und nasser als in Suzuka sein. Während Suzuka eine Industriestadt ist, handelt es sich beim Mount Fuji um eine Pilgerstätte für Anhänger des Schintoismus und Buddhismus. Anders als viele andere Religionen schenken diese beiden Bergen ganz besondere Bedeutung, und die Gläubigen werden ermutigt, den Mount Fuji zu besteigen. Die aus dem Massenandrang resultierende Umweltverschmutzung hat zur Folge, dass es die UNESCO ablehnt, dem Berg das Prädikat "Weltkulturerbe" zu verleihen.

Jahrhundertelang war es Frauen verboten, den Berg zu besteigen. Möglicherweise führte die Aufhebung dieses Verbots unbeabsichtigt zu der angesprochenen Umweltverschmutzung, denn es gäbe niemanden, der laut und nervend meckern würde "Oh! Heb die Plastiktüten auf. Du gehst hier nicht weg, bevor der Vulkan sauber aufgeräumt ist. Dieser Berg ist ein Saustall!" und damit Trotzreaktionen auslöst.

Die Landschaft ist einfach reizend., Foto: Sutton
Die Landschaft ist einfach reizend., Foto: Sutton

Zur Zeit ist der Mount Fuji der höchste Berg Japans. Doch dieser Spitzenplatz ist in Gefahr. Ein von Menschenhand geschaffenes gewisses Etwas mit Namen "X-Seed 4000" droht dem Berg den Rang abzulaufen. Dabei handelt es sich um ein Gebäude in Form des Fuji, das das Original allerdings um 300 Meter überragen soll. Die Konstruktion ist als Wohnraum für 500.000 bis einer Million Menschen gedacht, die auf 800 Stockwerken untergebracht werden. Die technischen Voraussetzungen für den einige hundert Milliarden teuren Bau dieses japanischen Monsters existieren bereits. Eine Bitte: Die entsprechenden Pläne sollten keinesfalls den F1-Bossen gezeigt werden, denn dann könnten die auf die Idee kommen, noch verrücktere Werke und Fahrerlager-Hospitality-Units bauen zu lassen.

Weil er zu den berühmtesten Wahrzeichen Japans zählt, wurden natürlich viele Haikus über den Fuji-San geschrieben. Doch was ist eigentlich ein Haiku? Es handelt sich um eine lyrische Gattung der japanischen Dichtkunst, genau gesagt um 17-silbige Dreizeiler, die sich nicht reimen. Fünf Silben entfallen auf die erste Zeile, sieben auf die zweite und fünf auf die dritte. Ein Beispiel:

Zukunft im Nebel...
Fuji, Circuit fremd.
Wirst du dem Anspruch gerecht?
Falls nicht - gute Nacht!