Das Formel 1-Fahrerlager ist ein gefährlicher Ort, ein dunkler Ort, ein unsicherer Ort. Überall wachsame Augen, flinke Finger und scharfe Objektive. Spionage steht an der Tagesordnung - erst Recht in der Finsternis der Ardennenwälder.

Der erste Spion haftet direkt im Windschatten der beiden Top-Teams. Er versteckt sich hinter einem dichten Bart, wurde aber trotzdem entlarvt. "Den ultimativen Thrill, den früher die Kurven Blanchimont und Eau Rouge gebracht haben, hat man heutzutage nicht mehr", vermisst Nick Heidfeld die Verfolgungsjagden früherer Tage. Am liebsten hatte er diese immer im japanischen Suzuka. Aber auch in Spa kam er ungeschoren davon - der Bart steht noch und als Beute schnappte er für sein Team den 2. Platz in der Konstrukteurs-WM. "So richtig freuen kann ich mich aber nur über eine Platzierung, die ich mir selbst erarbeitet habe." Geschenkte Beute von Konkurrenten mag ein echter Profi eben nicht.

Doppelte Tarnung: erst hinterm Bart, dann hinter der Kamera verstecken., Foto: Sutton
Doppelte Tarnung: erst hinterm Bart, dann hinter der Kamera verstecken., Foto: Sutton

Ralf Schumacher würde sich in seiner Situation vielleicht mehr über ein Geschenk freuen. Er ist schon lange dabei, hat viel mitgemacht, kennt die Tücken des Geschäfts und könnte sich mit einem kleinen Erfolgserlebnis vielleicht zu ruhmreicheren Zeiten aufschwingen. Andererseits hat jeder Spion seinen Stolz, ganz besonders, wenn der Freitag ohne Probleme verlief und das gesamte Programm abgespult werden konnte. "Das ist sehr positiv", merkt Ralf an. In der Agentensprache bedeutet das: "Wir haben schon nach unserem ersten Test erwartet, dass wir einigermaßen stark sein werden und das scheint jetzt auch der Fall zu sein, wenn man sich die Rundenzeiten von heute anschaut."

Nicht zufrieden mit dem Tag gab sich ein Newcomer in der dunklen Branche. Nico Rosberg sieht nicht so aus, aber er hat es faustdick hinter den blonden Locken. Das half ihm heute aber nicht weiter - wie bei der Generalprobe für den Job im Juli lief es auch diesmal nicht wie geplant. "Wir hatten hier im Juli einen sehr schwierigen Test, aber wir haben einige Verbesserungen und die scheinen besser zu funktionieren. Es war aber nicht der beste Tag für uns, da wir versucht haben, mehr Pace zu finden." Die Suche dauert noch an.

Dieser Spion muss noch etwas üben, die Maeras erwischten ihn viel zu leicht., Foto: Sutton
Dieser Spion muss noch etwas üben, die Maeras erwischten ihn viel zu leicht., Foto: Sutton

Das gilt auch für Rosbergs Kumpan Alex Wurz. Der hat ebenfalls noch viel Arbeit vor sich, bis der Masterplan bis ins Detail umgesetzt werden kann. "Wir hatten ähnliche Probleme wie beim Test, also werden wir hart daran arbeiten müssen, das zu ändern", bestätigte der erfahrene Haudegen die Worte seines aufmüpfigen Lehrlings. "Die letzten Dinge, die wir ausprobiert haben, schienen aber eine bessere Richtung zu zeigen, also hoffe ich, dass wir diese Knoten lösen können und morgen Fortschritte machen"

Das blaue Ganovenduo war nicht das einzige, das heute in Schwierigkeiten steckte. Mit Sebastian Vettel waren die Probleme einem weiteren Youngster auf den Fersen. Selbst seine neue Frisur konnte die Fotografen nicht täuschen, immer wieder wurde er ins Bild genommen und sogar einer Befragung unterzogen. Das Ergebnis war überraschend: er bedauere die Probleme seines Kompagnons Tonio, denn so konnte man nicht genügend Daten sammeln. Und das ist in dieser Branche bekanntlich das Wichtigste: man braucht so viele Daten wie möglich, je geheimer desto besser.

Bleibt also nur noch einer in Oceans Sixpack. Auch er ist neu im Geschäft, hat es aber schon einige Male richtig krachen lassen. Diesen Ruf pflegte er auch heute wieder. Auf einer Verfolgungsjagd landete er mit seinem Fluchtfahrzeug in der Mauer. "Das Auto ist recht schwer abzustimmen; entweder hat es viel Übersteuern oder Untersteuern. Als ich in Kurve sieben abgeflogen bin, hatte ich Übersteuern und verlor es einfach. Es war kein großer Unfall." Einen echten Profi haut so schnell eben nichts um.