Und man will doch sprechen bei McLaren. Nachdem es zu Beginn des Wochenendes in Ungarn so aussah, als ob man sich bei McLaren den absoluten Maulkorb auferlegt hätte, wurde nicht nur über Funk eifrig gesprochen, sondern auch bei Presserunden und im Fernsehen, was sich nach der Pole Position und dem Rennsieg nicht vermeiden ließ. Ron Dennis hatte am Sonntagabend noch einen Termin mit der Presse und zeigte sich dabei bereit für den Dialog mit Ferrari was das Thema Dokumente und Spionage betrifft. So wolle man mit dem Team aus Maranello Auge in Auge sprechen und die Sache außergerichtlich in Frieden beilegen.

"Wenn Ferrari wirklich glaubt, wir hätten diesen so genannten Ordner mit Dokumenten, dann ist ihre Position verständlich, ungeachtet dessen, wie sie die Sache angehen", meinte der McLaren-Teamchef, bevor er noch einmal betonte, das keiner bei McLaren von dem Ordner wusste. "Wir hoffen und würden gerne eine Lösung unter den Teams finden, im Gegensatz zu jener, die Teil eines weit schädlicheren Prozesses für die Formel 1 wäre", erklärte er. Damit sprach er die Verhandlung vor dem Berufungsgericht der FIA an, in der überprüft wird, ob es vielleicht doch noch eine Strafe gegen McLaren wegen der Dokumente gibt, die Mike Coughlan von Nigel Stepney empfangen haben soll.

Dennis glaubt jedenfalls fest daran, dass man auch bei der Berufungsverhandlung ohne Strafe davonkommen wird, obwohl er anscheinend auch nichts gegen eine außergerichtliche Lösung hätte. "Wenn wir uns doch im Internationalen Berufungsgerichtshof wieder finden, dann glauben wir fest daran, dass das Ergebnis nicht anders sein wird, als vor dem World Motor Sport Council. Der war der Ansicht, dass wir eine spezifische Regel gebrochen haben und hat uns verantwortlich für jene Taten gemacht, die ein Mitarbeiter beging - im Prinzip die Situation, in der Ferrari auch ist", sagte Dennis. Da es eben nur ein Mitarbeiter war, gab es auch keine Strafe für das Team, denn "die Übertretung war die eines Individuums und seine Taten fanden außerhalb des Unternehmens statt."

Für Jean Todt gibt es deswegen aber noch lange keinen Grund, sich mit Dennis an einen Tisch zu setzen. Denn nach Meinung des Ferrari-Teamchefs kommt das Gesprächsangebot etwas zu spät für Ferrari und auch die Formel 1. "Ich hätte es vorgezogen, wenn er diesen Vorschlag vor vier Monaten gemacht hätte. Zu diesem Zeitpunkt wäre es von Vorteil gewesen und wir hätten viele Schäden für das Image der Formel 1 ebenso verhindern können, wie tief greifende Konsequenzen für Ferrari", erklärte Todt gegenüber Sky Italia.