Ferrari und Stallregie in Österreich - das scheint irgendwie zusammenzupassen. Gleich zweimal lieferte die Scuderia bei Formel-1-GPs hier mehr als deutliche Platzwechsel zwischen Michael Schumacher und Rubens Barrichello. Heute vor 21 Jahren kommt es auf den letzten Metern des Österreich-GPs zum großen Eklat.

Formel 1 heute vor 21 Jahren: Ferrari bringt Skandal-Stallregie

Rückblick vom Rückblick: Schon genau ein Jahr zuvor, beim Großen Preis von Österreich 2001, hatte Ferrari-Teamchef Jean Todt den weltbekannten Funkspruch „Rubens, let Michael pass for the championship“ abgesetzt. Der Brasilianer tat wie befohlen. Kurz vor der Ziellinie ließ ‚Rubinho’ Michael Schumacher passieren. Schon damals ein Eklat.

Erst auf den letzten Metern ließ Barrichello Schumacher passieren, Foto: LAT Images
Erst auf den letzten Metern ließ Barrichello Schumacher passieren, Foto: LAT Images

Zu einem ausgewachsenen Skandal wurde das nahezu idente Geschehen allerdings erst ein Jahr später. Anders als 2001 ging es diesmal nicht nur um P2, sondern sogar den Sieg. Von Pole in das sechste Rennen dieser Saison gestartet, sah alles nach einem sicheren Sieg von Barrichello vor WM-Leader Schumacher aus. Noch auf der letzten Runde funkte Ferraris Strategie-Superhirn Ross Brawn an Schumacher, Barrichello werde ihn erneut durchlassen. Wieder geschah das Manöver auf den letzten 100 Metern. Um nur 0,182 Sekunden bekam Schumacher den Sieg geschenkt.

Schumacher bugsiert Barrichello auf P1: Millionen-Strafe!

Die Konsequenzen hatten es in sich: Ferrari und Schumacher ernteten ein gellendes Pfeifkonzert, Buhrufe und nach unten gerichtete Daumen von den Zuschauerrängen. Ein Ärger, der so schnell nicht abebben sollte. Von der Ehrenrunde erstreckte er sich über die Podiumszeremonie bis hin zur Pressekonferenz.

Den Siegerpokal reichte Schumacher an Barrichello weiter - ein teurer Spaß, Foto: Sutton
Den Siegerpokal reichte Schumacher an Barrichello weiter - ein teurer Spaß, Foto: Sutton

Da half es auch nicht viel, dass Michael Schumacher eine große, aber teure, Geste zeigte. Den Siegerpokal reichte er auf dem Podest an Barrichello weiter, noch dazu bugsierte er den Brasilianer auf die oberste Stufe des Treppchens. Das allerdings sollte erst recht für Ärger sorgen. Die FIA sanktionierte Ferrari, Schumacher und Barrichello für diesen Verstoß gegen die Abläufe - Teamorder selbst war zu dieser Zeit erlaubt - zu einer Strafzahlung von einer Millionen Dollar. Die Hälfte der Strafe beglichen die drei Parteien zu gleichen Teil, der Rest wurde für ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt.

Schumacher ganz groß: "Missgeschick" in Indianapolis

Sein Team verteidigte Schumacher allerdings. "Ich kann keine Freude für diesen Sieg empfinden. Ich genoss das Rennen, aber nicht die letzten hundert Meter", sagte der Profiteur der Stallregie zwar. Aber: "Ich weiß, dass diese Entscheidung nicht gerade populär ist, aber man muss sich vorstellen, was wäre, wenn wir den WM-Titel am Ende der Saison um diese Punktezahl verfehlen würden. In dieser Situation würde das Team ganz schön dumm aussehen. […] Wenn das Team diese Entscheidung im letzten Rennen bei noch offener Titelentscheidung getroffen hätte, würde niemand über die heutigen Ereignisse ein Wort verlieren."

Sonderlich begeistert von seinem geschenkten Sieg war Michael Schumacher nicht, Foto: LAT Images
Sonderlich begeistert von seinem geschenkten Sieg war Michael Schumacher nicht, Foto: LAT Images

Wiederholen sollten sich zumindest derartige Szenen auf dem Podium daraufhin tatsächlich nicht mehr, wohl aber Eingriffe in Rennergebnisse. Noch im selben Jahr - als beim USA GP Schumacher längst als Weltmeister feststand - orchestrierten die Ferrari-Piloten in der letzten Runde ein Fotofinish. Unglücklicherweise - so verkaufte es Schumacher selbst – überquerte Barrichello dabei die Ziellinie knapp vor dem Weltmeister. Um diesmal sogar nur 0,011 Sekunden. Wirklich nur ein Versehen? Für alle war klar: Hier hatte Schumi sich für Spielberg revanchiert.

Teamorder verboten - bis Ferrari torpediert

Ab 2003 war nach den Vorkommnissen in Spielberg eine Teamorder, die das Rennergebnis verändert, in der Formel 1 verboten. Auf Dauer blieb es bei diesem Verbot allerdings nicht – weil ausgerechnet wieder Ferrari die Regelung durch kryptische Botschaften an Felipe Massa beim Deutschland GP 2010 in Hockenheim (‚Fernando is faster than you‘) ad absurdum führte. Seit 2011 ist Stallregie wieder erlaubt.

In Indianapolis revanchierte sich Schumacher, schon Weltmeister, für Spielberg, Foto: LAT Images
In Indianapolis revanchierte sich Schumacher, schon Weltmeister, für Spielberg, Foto: LAT Images

Formel 1 heute vor 10 Jahren: Alonsos letzter goldener Ritt

Jetzt wird es bitter für alle Alonso-Fans. Zehn Jahre ist es bereits her, dass "El Matador" seinen letzten Formel-1-Sieg feiern konnte. Und es war ein Sieg in typischer Alonso-Manier. Von Startplatz 5 aus konnte er beim Großen Preis von Spanien einen Platz nach dem anderen gutmachen: Am Start war Alonso fällig, nach wenigen Runden Hamilton und in der Boxenstopp-Phase ging er dann auch noch an Sebastian Vettel vorbei.

Polesetter Nico Rosberg konnte dem pfeilschnellen Asturier im zweiten Stint auch wenig entgegensetzen und nach nur 13 Rennrunden war auch der Deutsche fällig, der in der Folge auf den sechsten Platz zurückfiel. Kimi Räikkönen und Felipe Massa fuhren auf den Plätzen 2 und 3 ins Ziel. Seit mittlerweile 163 Grands Prix wartet Alonso auf einen weiteren Sieg.

Alonso und Platz 1: Der letzte Kuss, Foto: Sutton
Alonso und Platz 1: Der letzte Kuss, Foto: Sutton

Was sonst noch geschah:

Kurios wurde es heute vor 19 Jahren im britischen Woking. Niemand geringeres als Queen Elizabeth II. höchstpersönlich weihte die neue Schaltzentrale des Sportwagenherstellers mit Formel-1-Team nicht weit von seinem vorherigen Hauptsitz ein. Am 12. Mai 2004 eröffnete ihre Majestät nach sechs Jahren Bauzeit das neue McLaren Technology Centre - intern von Ron Dennis in Anlehnung an das Pentagon auch als 'Paragon' bezeichnet - und trug sich nach einer Führung durch die Heiligen Hallen als erste Person überhaupt ins Gästebuch ein.

Beweisfoto: Die Queen steht im McLaren-Gästebuch!, Foto: McLaren
Beweisfoto: Die Queen steht im McLaren-Gästebuch!, Foto: McLaren

Noch bis heute zählt das MTC zu den wohl schönsten Unternehmenssitzen überhaupt. Das circa 100 mal 200 Meter große Bauwerk besteht zu einem großen Teil nicht aus Beton-, sondern Glaswänden. So wird die McLaren-Zentrale vom Licht durchflutet, was unzählige Exponate alter McLaren-Rennboliden noch besser zur Geltung kommen lässt.