Der Hungaroring ist vieles, nur nicht überholfreundlich. Soweit, so bekannt. Doch auch wenn am kommenden Sonntag wieder mit einer Prozession zu rechnen ist - außer das Wetter will es wieder anders - so bedarf es doch einiger Vorsicht, um beim fröhlichen hintereinander herfahren auch in einer guten Position zu sein. "Der Hungaroring ist eine Strecke mit maximalem Abtrieb, nur Monaco hat weniger Anforderungen an aerodynamische Effizienz. Einfach gesagt, wir können Abtrieb mit viel Luftwiderstand haben und trotzdem schneller fahren", meint etwa Williams Technikdirektor Sam Michael dazu.

Doch mit einer guten Aerodynamik ist es nicht getan. Denn die Strecke ist eng, kurvig und hat auch einige Bodenwellen, was zusätzliche Herausforderungen darstellt. "Es ist wichtig, eine gute Balance, sowie Grip und Traktion zu haben", sagt Jarno Trulli. Aber auch damit ist es noch nicht getan, denn es kommt noch das normalerweise heiße Augustwetter ins Spiel. Da der Hungaroring keine wirklich langen Geraden bietet, wird es schwierig, ausreichend Luft durch die Kühler zu bekommen. Deswegen werden die Teams auch größere Kühlöffnungen an den Autos verwenden als normal - was wiederum zu Lasten der Aerodynamik geht. Die Bremsen und der Motor sind trotzdem hohen Belastungen ausgesetzt. "Das ist nicht deswegen, weil viel gebremst wird oder viel mit Vollgas gefahren wird, sondern weil die Durchschnittsgeschwindigkeit niedrig ist", erklärt Pascal Vasselon von Toyota. Da die Geschwindigkeiten niedrig sind, wird auch das Getriebe recht kurz abgestimmt, um die Beschleunigung zu verbessern.

Nun aber ein genauerer Blick auf die Strecke an sich. Der Überholfeindlichkeit könnte eigentlich nur die 700 Meter kurze Start-Ziel-Gerade ein Schnippchen schlagen, an deren Ende eine recht harte Bremsung in Kurve eins folgt. Danach besteht die Strecke aus einer Abfolge von langsamen und mittelschnellen Kurven, denen nur recht kurze Bremszonen vorausgehen, weswegen es dort nur schwer möglich ist, sich neben den Konkurrenten zu setzen. Sollte man tatsächlich mit dem Gedanken spielen, ein Überholmanöver zu versuchen, so wird der Ausgang aus der letzten Kurve entscheidend sein. Nur wenn man dort auf die Gerade eine gute Geschwindigkeit mitnehmen und im Heck des Gegners bleiben kann, hat man auch eine Chance, am Ende der Geraden eine Möglichkeit vorzufinden.

Die Start-Ziel-Gerade bietet an ihrem Ende die beste Überholmöglichkeit, Foto: Sutton
Die Start-Ziel-Gerade bietet an ihrem Ende die beste Überholmöglichkeit, Foto: Sutton

Allerdings ist bei jeglichem Manöver Vorsicht geboten. Da die Strecke nur recht selten verwendet wird, ist das Gripniveau nicht besonders hoch und es liegt zu Beginn des Wochenendes viel Staub auf der Spur. Mit Fortdauer des Wochenendes bessert sich die Situation auf der Ideallinie zwar, fährt man aber daneben, dann wird es rutschig. Bridgestone bringt deswegen auch die superweichen und weichen Reifen nach Ungarn, damit zumindest über die Pneus etwas mehr Grip erreicht wird. Trotz der Eigenheiten ist der Hungaroring bei den Piloten aber nicht unbeliebt. Oder wie Alex Wurz dazu sagt: "Die Strecke ist sehr nett und ich genieße ihren Fluss. Es ist aber auch eine technische Strecke, nicht nur, was das Finden eines Setups betrifft, sondern auch weil sie für die Fahrer physisch fordernd ist."