Pat, am Nürburgring erlebte das Team ein schwieriges Rennen - und das bei wechselnden Bedingungen, in denen die Strategen bei Renault sonst immer glänzen. Wie konnte das passieren?
Pat Symonds: Wir haben in der Anfangsphase des Rennens Fehler begangen, die uns zwei starke Punkteplatzierungen kosteten. Das war umso frustrierender, weil wir aus dieser Art Rennen normalerweise viel mehr herausholen. Wir sind gut darin, unserer Intuition zu folgen und unter Druck die richtigen Entscheidungen zu treffen, aber in Deutschland schienen sich unsere Fehler gegenseitig zu verstärken. Unsere Analyse nach dem Rennen fiel deshalb noch detaillierter aus, damit wir so viel wie möglich aus diesem Wochenende lernen können - und damit wir sicherstellen, dass sich solche Fehler nicht wiederholen.

Konntet ihr auch etwas Positives aus der Eifel mitnehmen?
Pat Symonds: Absolut. Nehmen wir nur unseren Poker mit Heikki kurz vor Rennende. Er musste in Runde 49 auf jeden Fall noch einmal nachtanken. Wir wussten, dass kurz danach wieder Regen einsetzen würde. Hätten wir ihn zu diesem Zeitpunkt auf Trockenreifen herausgeschickt, hätten wir zwei Runden später auf "Wets" wechseln müssen, und damit wäre er definitiv aus den Punkterängen gefallen. Wir hatten den Mut, ihn bei völlig trockener Strecke auf Regenreifen zu setzen. Diese unkonventionelle Entscheidung hätte sich durchaus noch mehr auszahlen können: Der Regen kam - wenn auch etwas später, als wir es uns gewünscht hatten. Heikki sicherte diese Strategie noch einen WM-Punkt, und auf solche Entscheidungen dürfen wir stolz sein.

Das Team setzte in Deutschland einige neue Aerodynamik-Teile ein. Wie bewährten sich diese Entwicklungen?
Pat Symonds: Exakt so, wie wir es in unseren Simulationen berechnet hatten. Die wichtigste Entwicklung ist der neue Frontflügel. Er steht auch für den immensen Einsatz, den jeder Mitarbeiter in Enstone zeigte, um ihn rechtzeitig für den Nürburgring fertig zu stellen. Er funktionierte wie erwartet, und das ist ein ermutigendes Ergebnis. Dass wir diesen Fortschritt nicht voll ausschöpfen konnten, lag an anderen Umständen. Aber wir haben nach dem Europa-GP beim Test in Jerez an diesem Punkt gearbeitet und dürften das Potenzial des neuen Frontflügels in Budapest deutlich besser umsetzen.

Für euch ist das zwar kein Trost, aber der Kampf an der Spitze war mehr als sehenswert...
Pat Symonds: Für die Zuschauer war das ohne Zweifel ein grandioses Rennen. Der Regen brachte jenen Chaos-Faktor hinein, der oft für tollen Motorsport sorgt. Die Reihenfolge wurde durcheinander gewirbelt, schnellere Autos fuhren hinter den sonst langsameren, und die Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Boliden veränderte sich während des Rennens. Ferrari besaß im Trockenen eindeutig das schnellere Auto, bei Nässe hingegen war Alonso im Kampf mit Massa klar überlegen. Selbst mit dem derzeitigen Reglement sorgen diese Zutaten für aufregende Rennen.

Was erwarten Sie nun vom Rennen in Budapest?
Pat Symonds: Wir reisen voller Optimismus dorthin. Das Auto war in Monaco mit hohem Abtrieb sehr schnell - und seitdem haben wir einige Fortschritte erzielt. Bei der kühlen Witterung am Nürburgring hatten wir Probleme, die Reifen auf Arbeitstemperatur zu bringen, doch das dürfte sich in der Gluthitze des Hungarorings kaum wiederholen. Ich glaube auch, dass unsere Performance besser ist als es die Plätze 11 und 12 in der Liste der schnellsten Rennrunden in Deutschland aussagen. Wir fuhren dort auf einer völlig anderen Strategie und waren selten unter denselben Bedingungen wie unsere Gegner auf der Strecke, so dass der Vergleich hinkt. Wir alle konzentrieren uns jetzt voll auf das bevorstehende Rennwochenende und wollen beweisen: Der Europa-Grand Prix war zwar frustrierend, aber nicht mehr als ein ärgerlicher Ausrutscher.