Recht unterschiedlich sind die Vorzeichen bei den McLaren-Piloten, bevor es am kommenden Wochenende in Ungarn ins nächste Rennen geht. Nur eines wissen Fernando Alonso und Lewis Hamilton: sie dürfen ihre bisherigen Punkte in der WM behalten. Aber sonst? Alonso kommt nach einem Sieg auf dem Nürburgring und Hamilton nach seiner ersten punktelosen Zielankunft überhaupt auf den Hungaroring. "An Ungarn habe ich gute Erinnerungen, wie an meinen ersten Grand-Prix-Sieg 2003, aber auch weniger gute, wie an letztes Jahr. Nach einer Zeitstrafe im Qualifying startete ich als 15., verbesserte mich bis auf Platz eins und fiel dann durch technischen Defekt aus", meint Alonso.

Im Vorjahr spielte aber auch das Wetter eine besondere Rolle und das könnte es auch diesmal wieder, egal wie es sich präsentiert. "Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist auf dem Hungaroring recht niedrig, doch aufgrund der meist hohen Außentemperaturen ist das Rennen ziemlich anstrengend. Durch die vielen Kurven hat man viel Arbeit am Lenkrad", erklärt der Spanier. Als besonders wichtig erachtet er die Traktion am Kurvenausgang und die Stabilität an der Vorderachse, um präzise in die langsamen und lang gezogenen Kurven einlenken und attackieren zu können. Alonso ist jedenfalls guter Dinge: "Der MP4-22 war auf ähnlichen Strecken in diesem Jahr bereits sehr stark, ich bin deshalb optimistisch für Budapest."

Nicht minder positiv ist auch Lewis Hamilton gestimmt, der bei den Testfahrten in Jerez gezielt auf Ungarn hingearbeitet hat. Aus der GP2 hat er gemischte Erinnerungen an den Hungaroring. So musste er das erste Rennen von ganz hinten starten, konnte danach aber eine gute Aufholjagd zeigen. "Jetzt weiß ich, wo man hier überholen kann, auch wenn es sehr schwierig ist. Dennoch gefällt mir der Hungaroring, gemessen an den engen Kurven fährt man hier noch recht flott. Das Rennen ist ein Klassiker", sagt der WM-Führende. Auf eine Stelle will er besonderes Augenmerk legen. "Im hinteren Teil der Strecke gibt es eine Bodenwelle, die einen leicht die Kontrolle verlieren lassen kann. Genau das ist mir im letzten Jahr im Qualifying passiert", betont er und merkt an, dass der Sieg möglich sei.

Das Wetter könnte alles über den Haufen werfen, Foto: Sutton
Das Wetter könnte alles über den Haufen werfen, Foto: Sutton

Davon dürfte auch Martin Whitmarsh ausgehen, der am kommenden Wochenende mit ähnlicher Hitze rechnet wie bei den Tests in Jerez. "Die Charakteristik des Hungarorings ähnelt der von Monte Carlo, das heißt, dass wir hier, wo es keine langen Geraden gibt, auch die Motorkühlung beachten müssen. Mit größeren Kühlern und größeren Kühllufteinlässen werden wir den thermischen Anforderungen gerecht", erklärt der McLaren-Geschäftsführer. Doch auch der Reifenverschleiß wird für ihn von besonderer Bedeutung sein. "Der heiße, staubige Belag und die hohen und andauernden Kurvenkräfte belasteten die Reifen stärker als auf anderen Strecken."

Mercedes-Sportchef Norbert Haug erwartet ein Wochenende, an dem das Qualifying bereits eine Vorentscheidung bringen wird - wie so häufig in der modernen Formel 1. "Traktion und präzises Einlenkverhalten sind gefragt, extrem schnelle Kurven gibt es hier keine. Beim Rennen kann hier auch wegen des starken Reifengummiabriebs in der Regel nur auf einer Linie gefahren werden, was ein Top-Qualifying-Ergebnis noch wichtiger macht", meint er. Doch auch er erinnert sich noch an das Vorjahr und weiß, dass bei einem Regenrennen alles möglich ist. Das hat auch der Europa Grand Prix vor etwas mehr als einer Woche gezeigt, wo die Vorzeichen der McLaren-Piloten für Ungarn etwas auseinander gedriftet sind.