Als "silberner Delfin" war einst der selige McLaren Mercedes MP4-18 bezeichnet worden, der mit seiner spitzen Delfinnase und sonstigen Extravaganzen die Aerodynamik in der Formel 1 umkrempelte - und nie zum Renneinsatz kam. Vier Jahre später erinnert auch die Frontpartie des MP4-22 noch an den Meeressäuger. Und in der Tat fühlte sich der aktuelle Silberpfeil heute im Wasser am wohlsten, düpierte er doch auf nasser Strecke die Konkurrenz ebenso wie seine eigene Trockenperformance. Am Ende durfte Fernando Alonso einen verdienten dritten Saisonsieg feiern - während Lewis Hamilton nach zwei Fehlern zwar eine überzeugende Aufholjagd hinlegte, am Ende aber unbelohnt blieb.

"Bei trockenen Bedingungen waren die Ferrari etwas schneller", musste Fernando Alonso gestehen, "aber als es wieder zu regnen begann, waren wir die Schnelleren und ich konnte den führenden Felipe Massa überholen. Während dieses Duells haben wir uns zweimal berührt, aber das ist Racing." Auch Teamchef Ron Dennis war nach dem Rennen voll des Lobes für Alonso, nachdem sich dieser schon in Silverstone aus dem Schatten Hamiltons hatte befreien können: "Das war Motorsport vom Feinsten. Fernando hat eindrucksvoll gezeigt, wieso er zweifacher Formel-1-Champion ist. Zunächst hat er das Auto beim ersten Regenguss auf der Strecke gehalten, und fortan haben wir stets die richtigen Entscheidungen getroffen."

Jene Phase des Rennens, während derer Felipe Massa bereits wie der sichere Sieger aussah, wusste Dennis mit einem Setup-Fehler zu erklären. "Der zweite Stint wurde durch eine falsche Einstellung des Frontflügels beeinträchtigt, aber glücklicherweise konnten wir dies beim nächsten Stopp korrigieren", berichtet Dennis. Hamiltons Rennen bewertet der Brite zumindest als "ereignisreich", lobt die delfinische Schläue Hamiltons, den Motor nach dem ersten Kiesbettbesuch am Laufen zu halten, trauerte jedoch einem verpassten taktischen Clou nach:

"Während der Rotphase wurde festgestellt, dass Lewis das Feld überholen und das Safety-Car passieren darf. Das wollte er zu seinem Vorteil nutzen und bereits auf Trockenreifen wechseln, bevor er sich dem Feld wieder anschließt. Leider fuhr das Safety-Car unerwartet früh in die Box, und das restliche Feld konnte ihn auf Regenreifen abhängen", erklärt Dennis, der anschließend einen weiteren Ausritt Hamiltons ins Kiesbett mitverfolgen musste. Am Ende reichte es für Hamilton nur zu Rang neun - womit sich der Brite durchaus abfinden konnte:

"Eine wertvolle Erfahrung für mich. Aber wenn man eine Runde zurückliegt, kann man nur auf das Pech der anderen vertrauen", resümierte Hamilton, der seinen Meisterschaftsvorsprung von zwölf auf zwei Punkte schmelzen sah. Das teaminterne Duell der beiden Silberpfeilpiloten gewinnt weiter an Brisanz...