Auch nach neun Rennen ist das Bild unverändert: Vorne drehen McLaren und Ferrari ihre Kreise, und zwar relativ gleichauf und gleichschnell. Dahinter ist BMW Sauber die dritte Kraft, allerdings kommen sie der Spitze nicht bedeutend näher. "Sie schrauben rund um die Uhr im Windkanal, aber sie kommen nicht weiter nach vorne", sagt Christian Danner im Gespräch mit motorsport-magazin.com. Genauso verhält es sich mit Renault. "Sie sagen immer nur, dass sie näher an BMW dran sind, aber der Abstand bleibt trotzdem gleich." Das sollten sie auch einmal zugeben, fordert Danner, der hinter diesem Spitzenquartett ein grausames Mittelfeld sieht.

Dazu gehören: Zwei Red Bull, zwei Toro Rosso, zwei Williams, zwei Toyota, zwei Honda - "alle fahren auf die Zehntelsekunde gleich schnell", sagt Danner. Diese Gruppe müsse sich gegenseitig schon in- und auswendig kennen. "Da wird sich jeder Fahrer denken: Ach, jetzt kommt wieder der Barrichello oder jetzt fahre ich wieder etwas hinter dem Wurz her." Es sei immer das gleiche. "Wer einmal von diesem Mittelfeld gefressen wird, ist geliefert. Kubica und Heidfeld wissen gar nicht, wie viel Glück sie haben, dass sie schneller als dieser Tross sind." Giancarlo Fisichella und Heikki Kovalainen wissen es hingegen bestens, denn sie haben sich erst in den letzten Wochen mühsam aus diesem Pulk befreit

Nicht nur am Start kamen sich die Autos nahe., Foto: Sutton
Nicht nur am Start kamen sich die Autos nahe., Foto: Sutton

Das beste Beispiel für die dichte Konkurrenzfähigkeit war Nico Rosberg. Der Williams-Pilot konnte am Anfang mit einem leichteren Auto einige Fahrer überholen, aber hinter Coulthard war dann Endstation. Nur Felipe Massa hatte keine Probleme vom Ende des Feldes bis nach vorne durchzufahren. Die Erklärung dafür ist ganz einfach: "Der Ferrari ist brutal viel schneller als das Mittelfeld", erklärt Danner, "dazu hatte Massa noch weniger Sprit an Bord als Wurz, Coulthard & Co. Er hat sie überholt wie nichts." Honda war sogar auf einer Einstoppstrategie unterwegs, "dann kommt Massa natürlich spielend vorbei". Denn sein Ferrari war "zwei Sekunden schneller" als der Rest um ihn herum.

Die Tatsache, dass er immer an der gleichen Stelle Ende der Hangar Straight überholt hat, zeige laut Danner, wie extrem gut die aerodynamische Effizienz des Ferrari ist. Natürlich ist Massa auch ein gutes Rennen gefahren, aber dass er nicht an Kubica vorbeikam, beweist, wie schwierig es ist, ähnlich schnelle Autos zu überholen. Deshalb kam Fernando Alonso eine Woche zuvor in Magny Cours auch lange nicht beziehungsweise nur einmal an Nick Heidfeld vorbei. "Sobald die Autos auf einem Level fahren, dass dem eigenen etwas näher liegt, geht es nicht mehr", betont Danner. "Am Anfang war die Situation klar: Massa fuhr ein leichtes Auto gegen schwere Autos, er fuhr ein schnelles Auto gegen langsame Autos. Mit dieser Kombination konnte er überholen." Sobald er aber auf ein schnelleres Auto traf, war es vorbei. 13 Runden lang kam er nicht an Kubica vorbei. "Ähnlich war es bei Alonso in Frankreich, mit dem Unterschied: er hat den BMW wenigstens einmal auf der Strecke überholt."

Ein Duell Ferrari gegen McLaren ist hingegen schwieriger - auch Räikkönen kam nicht an Hamilton vorbei, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schneller war. "Insgesamt war Ferrari in Silverstone ein bisschen besser, vielleicht anderthalb Zehntel", sagt Danner. "Dieser Abstand wird bei den kommenden Rennen immer etwas schwanken - rauf und runter, hin und her. Ein, zwei Zehntel sind schnell gewonnen oder verloren." Da müsse nur der Wind einmal aus der anderen Richtung wehen oder sich die Reifen einmal anders verhalten. "Das reicht schon." In den Schlussrunden drehte McLaren schon die Drehzahlen herunter, um die Motoren für das nächste Rennen zu schonen. "Bei Williams war das nicht der Fall", deutet Danner den Boxenfunk. "Da fragte Wurz, ob er den Motor schonen soll und bekam als antwort: Keep pushing!"

Eng geht es auch beim silbernen Duell zwischen Alonso und Hamilton zu. "In Silverstone hat Alonso endlich einmal gezeigt, wo der Hammer hängt", sagt Danner. Das ausgerechnet bei Hamiltons Heimrennen. "Anscheinend hat Alonso ein Setup gefunden, dass nicht nur perfekt passte, sondern auch ihm mehr lag als Hamilton." Der hat zugegeben, dass er das ganze Wochenende Probleme mit dem Setup hatte. Das habe den McLaren-internen Zweikampf etwas relativiert. "Allerdings darf man nicht den Fehler machen, das Duell Alonso gegen Hamilton mit früheren Duellen zu vergleichen", betont Danner. "Prost gegen Lauda war eine ganz andere Welt, da ging es um eine Sekunde Unterschied, zwischen Alonso und Hamilton geht es nur um ein paar Zehntel - fast so wie im grausamen Mittelfeld."