Großartig. Das ist ein Wort, dass Kimi Räikkönen eher selten über die Lippen kommt, denn der Finne ist keiner, der seine Emotionen unbedingt mit allen Teilen will. Doch in Silverstone wollte er und nannte es ein großartiges Rennen. "Nach meinem Fehler im Qualifying gestern war ich sehr enttäuscht, aber heute konnte ich das wieder ausgleichen. Wenn ich aber von Pole gestartet wäre, dann wären die Dinge viel einfacher gewesen", sagte Räikkönen. Dabei lief es auch so ganz gut für ihn. Beide Reifenmischungen funktionierten gut und das Auto war das ganze Wochenende stark. "Ich hoffe, das geht in den kommenden Rennen so weiter, aber ich weiß, wie schwer das sein wird."

Das Rennen war für Räikkönen eher taktisch geprägt anstatt viel mit Kampf zu tun zu haben. So achtete er im ersten Stint auf die Reifen und versuchte, Benzin zu sparen. "Ein Mal kam ich nahe an Lewis, aber ich wollte kein Risiko eingehen und hoffte, dass er vor mir stoppen würde", erklärte der Finne. Und Hamilton stoppte früher, was Räikkönen kurz in Führung brachte. Da Fernando Alonso aber noch später und viel kürzer stehen blieb, war auf einmal der Spanier vorne. "Ich wusste aber, dass Alonso auf einer anderen Strategie war und vor mir reinkommen würde. Ich musste dran bleiben und im entscheidenden Moment pushen. Ich bin sehr glücklich. Wir haben in der Fahrer-WM Boden gut gemacht und es ist noch immer viel Saison übrig", erzählte Räikkönen.

Darauf baut auch Felipe Massa, dem vor dem Start einfach der Motor ausging. Im Rennen konnte er dann eine starke Pace gehen und wäre wohl ein Anwärter auf das Podest gewesen. Pressesprecher Luca Colajanni meinte aber, dass Massa nichts für den Fehler beim Start konnte. Das sei ein automatischer Prozess und der Fahrer könne kaum etwas tun. Das sei klar die Schuld von Ferrari, da es ein Fehler an der Elektronik war, meinte Colajanni. An der Box sprang der Wagen auch sofort wieder an. Massa meinte: "Wenn man alles in Betracht zieht, dann bin ich zufrieden, mit dem, was ich heute erreicht habe." Einem möglichen besseren Ergebnis trauerte er trotzdem nach.

Felipe Massa zeigte eine beherzte Aufholjagd, Foto: Sutton
Felipe Massa zeigte eine beherzte Aufholjagd, Foto: Sutton

Trotzdem weiß auch Massa, dass man sich mit hätte und wäre nichts kaufen kann. "Manchmal geht es eben in deine Richtung und zu anderen Zeiten passieren unerwartete Dinge und zerstören deine Pläne. Man muss versuchen, das Beste aus der Situation zu machen", sagte der Brasilianer. Die verlorenen Punkte wurmten ihn trotzdem, er meinte aber auch, dass das Leben eben so sei und er das akzeptieren müsse. Im letzten Stint hätte er noch die Gelegenheit gehabt, etwas mehr herauszuholen. "Ich habe schnell zu Kubica aufgeschlossen und war sicher, dass ich ihn überholen könnte. Aber in seinem Windschatten habe ich zu viel Abtrieb verloren und konnte nicht nahe genug hinkommen", berichtete Massa.

Die Probleme an Massas Auto waren auch Jean Todt ein Dorn im Auge, der meinte, dass die Zuverlässigkeit in diesem Jahr ein wenig die Achillesferse von Ferrari sei. Doch zunächst überwog einmal die Freude über den Sieg. "Kimi war heute majestätisch, von der ersten bis zur letzten Runde. Er hat unseren fünften Saisonsieg geholt, seinen zweiten in Folge und den dritten mit Ferrari", meinte Todt. Auch Massas Leistung lobte der Teamchef. "Wenn man sein Handicap berücksichtigt, war der fünfte Platz wirklich beeindruckend." Trotzdem fand es Todt schade, dass man in der Konstrukteurs-WM wieder etwas verloren hat, obwohl man die beiden schnellsten Autos auf der Strecke hatte. "Wir müssen daran arbeiten, dass wir unsere Leistungs-Entwicklung vorantreiben, um wieder die maximale Zuverlässigkeit zu haben", erklärte Todt.

Luca Baldisserri brachte seinen Eindruck vom Rennen recht einfach unter: "Ein großartiges Rennen, großartige Fahrer, ein großartiges Auto", platzte es aus ihm heraus. Doch auch ihm war Felipe Massas Problem ungut aufgefallen, obwohl er den genauen Grund dafür noch nicht nennen konnte. "Die Strategie für Kimi hat perfekt funktioniert und brachte ihn dorthin, wo er sein musste, um das Rennen zu gewinnen", sagte Baldisserri. Für ihn ist nun die Arbeit an Leistung und Zuverlässigkeit besonders wichtig, weswegen er bei den Tests in Spa, die am Dienstag beginnen, besonderes Augenmerk darauf legen will. "Wir werden dort auch neue Teile haben, denn wenn man sein Ziel erreichen will, dann darf man nichts dem Zufall überlassen."