Silverstone will auch über 2009 ein Formel 1-Rennen beherbergen. Silverstone und der British Racing Drivers' Club fühlen sich auf einem guten Weg. Doch Damon Hill, der Präsident von besagtem Klub, warnt davor, bereits zu sicher zu sein. "Ich denke, es wäre albern, wenn wir selbstgefällig würden. Wir sollten seine [Bernie Ecclestones] Drohungen ernst nehmen, weil jeder seine Standards ganz nach oben bringen muss, um in der Formel 1 zu sein. Aber manchmal gehen die Leute etwas zu weit und zerstören es sich", meinte Hill bei einer Presskonferenz in London.

So ist er der Ansicht, dass einige der neuen Austragungsorte zu viel in die Formel 1 stecken und Strecken bauen, die sich nicht selbst erhalten können. "Wir wollen nicht in diese Falle gehen und ich glaube nicht, dass man das bei uns erwarten muss. Wir wollen der FOM eine Anlage bieten, die sie zufrieden stellt. Wir sind nicht weit weg, aber ich denke, wir können über das Ziel hinausschießen, wenn wir nicht aufpassen. Ich glaube, wenn wir unter Druck sind, dann werden wir das Gefühl haben, dass wir über das Ziel hinausschießen müssen und ich rate der Silverstone Holdings, nicht in diese Falle zu gehen", erklärte er.

Bevor es aber an die Umbauarbeiten gehen kann, muss am 30. Juli erst einmal der Masterplan für Silverstone abgesegnet werden. Dann soll auch weiter mit Bernie Ecclestone verhandelt werden. "So wie ich das verstehe, möchte er einen fertigen Plan sehen, einen, der fortlaufend ist, ein Zugeständnis, bevor die Verhandlungen über den Vertrag stattfinden. Ich denke, Bernie hat Recht, dass er frustriert ist", sagte Hill. Ganz glücklich war der ehemalige Weltmeister mit dem Verhalten des Formel 1-Bosses in der Vergangenheit aber nicht. So könne seine Art Leute schon nervös machen, auch wenn er das vielleicht gar nicht beabsichtige, meinte Hill. "Wir müssen seine Position verstehen. Ich habe viel Respekt für das, was Bernie macht. Er ist ein kleines Genie, bei dem was er tut, beim organisieren der ganzen Sache und dabei, den höchsten Wert in den Sport zu bringen. Aber in der Vergangenheit hat es Animositäten und eine schwierige Beziehung mit Bernie gegeben. Ich hoffe, wir können das hinter uns lassen und das Kriegsbeil begraben."

Trotz der vielen Arbeit, die bereits in das Projekt Vertragsverlängerung geflossen ist, will Hill aber noch nicht zu euphorisch auf ein mögliches Ergebnis blicken. Er geht von einer 50:50 Chance aus. Darüber was passiert, sollte man den Grand Prix verlieren, wollte er gar nicht nachdenken. "Wir wollen nicht, dass das passiert, ich denke, die F1 will nicht, dass das passiert, ich denke, Lewis will nicht, dass das passiert und ich denke, Bernie will nicht, dass das passiert. Wir wollen einen Weg nach vorne finden", berichtete Hill.

Dass er gerade Lewis Hamilton in dem vorigen Satz erwähnte, hatte natürlich einen Grund. Denn der neue Star der Formel 1 soll nicht nur dazu beitragen, dass der Sport ein Standbein in Großbritannien halten soll, er ist auch Hills Tipp auf den diesjährigen Weltmeister-Titel. "Ich denke, er hat irgendwie Rückenwind. Ich denke, wir werden einen interessanten Leckerbissen sehen, denn Lewis ist unglaublich und es gibt keinen Zweifel daran. Aber Fernando wird sich nicht einfach so in Luft auflösen. Er hat in den USA gezeigt, dass er da war, um wieder in den Kampf einzusteigen und es wird interessant, zu sehen, was in Frankreich passiert."

Damon Hill versteht die Ambitionen der Fahrer und des Teams, Foto: Sutton
Damon Hill versteht die Ambitionen der Fahrer und des Teams, Foto: Sutton

Hamiltons Vorteil sieht Hill darin, dass er nichts zu verlieren hat. "Er muss einfach darauf losgehen, denn er hat keine Geschichte, die wird erst gemacht. Aber der Typ war einfach unglaublich brillant. Er ist so komplett, hat so viel Selbstvertrauen und genießt es. Er ist auf dem Niveau, wo er die Zeit hat, es zu genießen und das ist das Wichtigste", meinte Hill. Zudem sieht er Hamilton als coole Persönlichkeit, die in der Nacht vor dem Rennen auch noch gut schlafen kann.

Was Hill vollkommen versteht, ist, dass McLaren seine Fahrer dazu anweist, darauf aufzupassen, sich nicht gegenseitig von der Strecke zu schießen, um nicht ein gutes Resultat wegzuwerfen. Er versteht aber auch, dass die Fahrer das nicht so gerne haben. "Ich denke, Rennfahrer wollen Rennen fahren und mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, was zu tun ist. Sie respektieren die Tatsache, dass sie Möglichkeiten geboten bekommen, aber sie sind für sich selbst da. Das ist die Wahrheit. Das sollte man respektieren. Manchmal unterstellt man ihnen, sie seien Selbstsüchtig. Naja? Ja. Darum geht es. Es geht darum, dass man gewinnt und nicht der andere. Der Rest des Planeten applaudiert dazu, natürlich." Aber auch die Teamseite kann er verstehen, wo Jahre an Arbeit und Unsummen an Geld investiert werden und man dann nicht dabei zusehen will, wie ein Doppelsieg zerstört wird.

Doch Hill merkte an, dass es zu 50 Prozent auch um die Fahrer geht und man deren Ambitionen auch verstehen müsse. Deswegen riet er Ron Dennis auch dazu, sich zurückzulehnen und den Kampf zu genießen. "Ich denke, Ron will ein perfektes Ende und es soll alles harmonisch sein, das kann ich verstehen. Aber ich glaube, dass er meint, die Probleme kämen von außen und würden in das Team gebracht, um die Dinge über den Haufen zu werfen. So etwas ist nicht kontrollierbar. Einige Dinge kann man nicht kontrollieren und ich denke, das Beste, was man tun kann, wäre, es einfach zu genießen", sagte Hill. So habe Dennis schon so viel geleistet, ein tolles Team aufgebaut, zwei unglaubliche Fahrer und es gäbe niemanden, der das zerstören wolle. "Aber je mehr man es beschützen will, desto leichter kann es zusammenfallen. Es lässt sich nicht vermeiden, dass sie gegeneinander fahren wollen, es lässt sich nicht vermeiden, dass sie alles tun, um zu gewinnen. Ich verstehe, dass er eine harmonische Umgebung schaffen will, aber er muss auch den Willen der Fahrer zum Racen respektieren - aber was mache ich, dass ich Ron Dennis Ratschläge gebe?"