Sechs Fahrer, aber eigentlich interessierten sich die Fragesteller nur für einen. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt kam Robert Kubica direkt von Montreal nach Indianapolis. Nachwirkungen seines Unfalls spürt er nicht mehr. "Am ersten Tag hat mein Knöchel ziemlich wehgetan, aber jetzt ist alles 100 Prozent in Ordnung", betonte er immer wieder. Schließlich stand seine Untersuchung erst danach an. "Ich habe keine Kopfschmerzen, als ob nichts gewesen wäre, ich bin wie neugeboren!"

Den Unfall hat er sich natürlich gesehen, "und zwar live!", scherzte er. "Später habe ich ihn gesehen, um zu verstehen, was passiert ist." Und was ist passiert? "Ich habe den Frontflügel verloren, als ich Jarno berührte, und er ist unter mein Auto gerutscht, dadurch ist dieses aufgestiegen und ich konnte nicht mehr steuern." Der Rest ist bekannt.

An viel kann sich Robert allerdings nicht mehr erinnern. "Ich hatte keine Kontrolle mehr, das Auto hob ab, ich schlug in die Mauer ein." Danach sehe man, wie geschockt er war, allerdings weil er bemerkte, dass er nicht schwer verletzt war. "Ich hatte vor einigen Jahren einen schweren Verkehrsunfall, da wusste ich sofort, dass es schlimm war. Diesmal konnte ich mich bewegen, fühlte etwas an meinem Knöchel, aber das war alles." Bevor er aus dem Cockpit geborgen wurde, verschwendete er keine Zeit daran, über die Kommunikation mit dem Team nachzudenken. "Man denkt zunächst darüber nach, ob man okay ist. Ich hätte selbst aussteigen können, aber man steht unter Schock und versteht die Gefahr vielleicht nicht richtig." Deswegen wartete Kubica, bis ihn die Streckenposten und Sicherheitsleute aus dem Cockpit geborgen hatten. "Alle sagten, der Morgen danach sei das Schlimmste. Aber ich stand auf, bewegte mich und hatte keinerlei Schmerzen."

Die FIA-Ärzte konnte Kubica mit diesen Worten nicht überzeugen. Der Pole bestand die medizinischen Tests nicht und erhielt nach der Pressekonferenz ein Startverbot für den Großen Preis der USA in Indianapolis. An seiner Stelle sitzt Testfahrer Sebastian Vettel im zweiten BMW Sauber. Timo Glock rückt zum Ersatzpiloten auf.

Da war doch noch wer...

Robert war da - wie neugeboren., Foto: Sutton
Robert war da - wie neugeboren., Foto: Sutton

So hätte Kubica immer weiter erzählen können, so hätten ihn die Kollegen immer weiter nach dem Unfall, seinem Wohlbefinden und einem Renneinsatz in Indy befragt. Doch irgendwann wollten auch die anderen einmal dran kommen. Verdient hatten sie es, immerhin befand sich ein frisch gebackener GP-Sieger unter ihnen. "Ich weiß, dass ich auf den Titelseiten in Großbritannien war, aber ich habe nicht viel davon mitbekommen", blieb Lewis Hamilton von seinem Erfolg unbeeindruckt. "Ich konnte mich ehrlich gesagt gut erholen. Ich hatte rund 200 sms von Freunden und kann sie kaum alle beantworten, aber ich werde es versuchen." Etwas stressig war es also schon.

Aber wie stressig wird es in Indy? Wird Ferrari zurückschlagen? "Sie werden sicher alles geben, um sich zu verbessern", weiß Lewis. "Aber in nur einer Woche kann man nicht viel machen." Allerdings wisse er natürlich nicht, warum Ferrari in Montreal nicht schnell genug war. "Hier waren sie in der Vergangenheit sehr schnell, aber klopfen wir auf Holz, dass wir sie auch hier schlagen können." Er denkt also schon wieder an den Sieg, nur an den WM-Titel verschwendet er keine Gedanken. "Ich versuche, nicht daran zu denken", sagte er. "Ich muss immer noch viel lernen und es wird noch einige Rückschläge geben. Es ist noch viel zu früh, um darüber nachzudenken."

Und das waren immer noch nicht alle...

Robert Kubica, Lewis Hamilton, eigentlich war die Weltpresse damit bedient. Doch es saßen noch vier weitere Fahrer Mikrofon zur Hand. Zum Beispiel Lokalmatador Scott Speed. "Der Saisonbeginn war sehr gut", sagte er. "Wir hatten gute Rennen, leider hatten wir auch viel Pech - wir sind nicht ins Ziel gekommen." Aber seit Barcelona habe man die nötige Pace und sei sogar besser als erwartet. "Das erwarte ich auch an diesem Wochenende. Sobald wir dann wieder in Europa sind, erwarte ich noch einmal einen Entwicklungsschub."

Der Lokalheld ist damit abgehakt. Wer war noch da? Natürlich die tragische Figur des Kanada GP - Jarno Trulli. Nach dem Unfall von Hamilton, in den er verwickelt war, konnte sich der Italiener kaum noch auf sein Rennen konzentrieren, landete am Ende in der Mauer. "Es war ein dramatisches Wochenende. Das begann schon mit den Problemen an der Vorderradaufhängung am Freitag." Diese sind laut Trulli mittlerweile behoben. "Aber auch das Rennen war chaotisch und dramatisch, es gab so viele Unfälle, das Safety-Car war oft draußen, die neuen Regeln verwirrend, es ist so viel geschehen - es war ein schwieriges Rennen."

Lewis muss noch einige sms beantworten..., Foto: Sutton
Lewis muss noch einige sms beantworten..., Foto: Sutton

Nicht so für Heikki Kovalainen. Er durfte sich über Platz 4 freuen. "Meine Fehler im Freien Training haben mich viel Fahrzeit gekostet, deshalb hatte ich im Qualifying kein hundertprozentiges Vertrauen ins Auto." Seine große Lehre lautet also: "Wir müssen das Freie Training gut über die Bühne bekommen, das Auto 100% richtig abstimmen und dann wird alles gut." Für Takuma Sato wurde schon in Kanada alles gut. Platz 6 im Super Aguri und Überholmanöver gegen Ralf Schumacher und Fernando Alonso! "Montreal ist schwierig, aber nichts ist unmöglich", sagte er. "Nach einer langen Geraden kann man überholen, wenn man aus der Kurve davor gut herausgekommen ist." Allerdings benötige man dafür auch ein stabiles Auto beim Bremsen. "Als ich gegen Fernando kämpfte, hatte sein Auto einen guten Topspeed auf der Geraden, er zog davon, obwohl ich im Windschatten war, das hat mich etwas überrascht. Aber am Ende der Geraden konnte ich gleichziehen und später bremsen." Wer solche Manöver gegen den Weltmeister vollbringt, hat es auch verdient, in der Pressekonferenz angehört zu werden - selbst wenn fast alle nur auf Robert und ein bisschen auf Lewis schielten...