Als Testfahrer ist man zum Zuschauen verdammt. Selbst bei den Testfahrten kommt man unter dem neuen Reglement immer seltener zum Einsatz, an den Rennwochenenden sitzt man sowieso nicht im Auto. In Monaco tut das besonders weh. Als Rennfahrer will man immer im Auto sitzen und fahren, aber gerade Monaco ist das Highlight des Jahres, zudem ist es eine meiner Lieblingsstrecke, eine echte Herausforderung. Da schmerzt es schon, wenn man den anderen zuschauen muss.

Andererseits ist Monaco eines jener Wochenenden, an denen man diesen Schmerz am besten verdrängen kann. Schon im Vorfeld gibt es viel zu tun. Alle Sponsoren haben Gäste, die wir betreuen, wir sind an allen Tagen stark eingespannt. Am Samstag war ich beispielsweise während des Qualifyings mit Gästen auf einer Terrasse. Dort haben wir das Zeittraining verfolgt und ich habe ihnen die Abläufe erklärt - das war eine nette Atmosphäre und hat durchaus Spaß gemacht. Monaco bietet sich für so eine Aktion natürlich an.

An den Abenden musste ich mich trotzdem zurückhalten. Als Testfahrer habe ich zwar nicht so viel zu tun wie die Einsatzfahrer, aber ich muss bis Samstag parat stehen, bereit sein einzuspringen. Ich muss mich genauso vorbereiten wie die Stammfahrer, um im Extremfall topfit zu sein. Am Sonntag ist dafür im Regelfall nicht so viel zu tun, da kann man dann am Samstagabend schon einmal etwas weggehen - das ist der Vorteil eines Testfahrers, gerade hier in Monaco, wo immer irgendwo etwas los ist. Diesmal war ich zusammen mit einigen Freunden essen, danach haben wir noch ein bisschen das Nachtleben in einigen Bars genossen. Auch dafür bietet sich Monaco an, hier sind immer viele Leute und einige fesche Mädels unterwegs.

Es wird kein B-Auto geben

Christian hat auch als Testfahrer noch seinen Spaß., Foto: Sutton
Christian hat auch als Testfahrer noch seinen Spaß., Foto: Sutton

Sportlich ging es für uns weiter aufwärts. Wir kommen Schritt für Schritt voran, auch wenn es nur kleine Schritte sind. Das erste Update hatten wir in Barcelona, das hat uns etwas weiter nach vorne gebracht, in Monaco haben wir im Qualifying schon den Sprung unter die Top10 geschafft. Wir testen viele neue Teile und sind auf dem richtigen Weg, das Auto zu verbessern. Aber wir haben einen Riesenabstand zur Spitze, den man nicht von heute auf morgen wettmachen kann. Dieser Prozess wird das ganze Jahr andauern.

Unser Problem ist die Aerodynamik. Die Daten aus dem Windkanal ließen sich nicht 1:1 auf die Strecke übertragen, jetzt sind wir dabei, die Probleme zu beheben. Das ist uns aber in der Kürze der Zeit noch nicht zu 100% gelungen. Aber es wird ab sofort kontinuierlich Verbesserungen und neue Teile geben.

Eines können wir an dieser Stelle aber einmal klar stellen: Es wird kein B-Auto geben, wie es in vielen Zeitungen geschrieben wurde. Das ist kompletter Blödsinn. Wir verbessern unser Auto immer weiter, es kommen immer neue Teile und das Auto ist jetzt schon ganz anders als zu Saisonbeginn. Aber wir haben nie über eine B-Version nachgedacht. Den nächsten Schritt werden wir nach den Nordamerika-Rennen machen, dann testen wir in Jerez. Alle anderen Teams testen gleichzeitig in Silverstone, aber dort ist uns das Wetter zu unsicher. Bei so wenigen Testfahrten wie wir sie dieses Jahr haben, können wir uns das nicht leisten, das ist in unserer aktuellen Situation zu riskant. Dieser Test ist für uns viel zu wichtig, als dass wir ihn mit Herumsitzen im verregneten Silverstone verbringen wollen.