Das Schöne an Seifenopern ist, dass immer mehrere Handlungsstränge gleichzeitig ablaufen. Wenn bei den einen gerade die Fetzen fliegen, herrscht bei den anderen gerade eitel Sonnenschein. Allerdings wird in der gleichen Folge von Dritten ein perfider Plan ausgeheckt, so dass man davon ausgehen kann, dass bei den anderen bald wieder Schluss mit lustig ist. So durchlebt man als Zuschauer ein immerwährendes Wechselbad der Gefühle - und zack - schaltet man auch am nächsten Tag wieder ein. Man will ja schließlich wissen, ob der fiese Plan funktioniert. Nach genau dem gleichen Prinzip funktioniert auch die Formel 1, was exemplarisch an vier Deutschen und einem Österreicher festgemacht werden soll.

Die Streithähne

Ralf wollte es allen zeigen. In letzter Zeit ist ihm nicht viel geglückt und alle haben nur auf ihm rumgehackt. Doch heute sollte seine große Stunde schlagen. Mit einem Husarenritt wollte er direkt in die dritte Qualifying-Runde fliegen - noch vor seinem Teamkollegen Trulli. Doch es kam anders. Ausgerechnet Nico stellte sich ihm auf seiner fliegenden Runde in den Weg und aus war es mit der guten Platzierung. Nur Platz 17, was für eine Enttäuschung, schon wieder Nico! "Es musste nicht sein, dass Nico mir im letzten Sektor im Weg gestanden ist - aber es ist so," sagte Ralf hinterher beleidigt.

Wie es in den meisten Fällen dann immer so ist, wollte Nico davon natürlich gar nichts wissen. "Er hat sich doch schon in Melbourne aufgeregt, weil ich ihn dort überholt habe." sagte er frech und erklärte die Szene aus seiner Sicht: "Ich habe nur am Ende in der letzten Schikane langsam gemacht, das musste ich aber, weil ich meine Runde gerade angefangen hatte und vor mir ein Spyker war und ich von dem wusste, dass er nicht ganz so schnell sein würde." Aus diesem Grund musste Rosberg etwas Abstand halten. Ein wenig Verständnis für Ralf zeigte er aber doch: "Sonst hätte ich das nicht gemacht, weil ich Ralf ja gesehen habe."

Und auch Ralf gab zu, dass sein schlechtes Qualifikationstraining nicht nur der Begegnung mit dem Landsmann geschuldet war: "Es ist frustrierend und wir sind nicht zufrieden, aber wir waren uns der Situation bewusst. Wir müssen wieder in eine Region kommen, wo wir um Punkte fahren können." Fazit: Die Zeichen stehen eindeutig auf Entspannung. Spätestens morgen sollte diese Episode abgehandelt sein, zumal auch Nico Rosbergs elfte Startposition nicht für spektakuläre Taten gut ist. So ist den beiden Protagonisten nach der Hauptrolle von heute für morgen nur eine Nebenrolle angedacht. Wenn nicht doch noch etwas überraschendes passiert...

Auf dem absteigenden Ast

Er war lange aus dem Drehbuch rausgeschrieben, um seit dem Grandprix von Melbourne wieder eine der Hauptrollen zu besetzen. Die Rede ist natürlich von Alex, dem sympathischen Naturburschen aus Österreich. Doch schon jetzt macht sich die erste Krise bemerkbar. "Es war schlimmer als im Stau", schimpfte er. "Die Fahrer sind auf ihren In-Laps richtig langsam geworden und haben alle um sich herum vergessen." Da hätte sich Alex Wurz mit Ralf Schumacher zusammentun können, der war aber nirgends zu finden. Und so musste er alleine mit seinem Frust klarkommen. Das wird sich spätestens morgens ändern, wenn die beiden Leidgeprüften in der Startaufstellung auf Platz 17 und 18 nebeneinder stehen. Ist das der Anfang einer neuen unheilvollen Verwicklung?

Der immer noch Neue

Adrian ist immer noch neu dabei. Sein Charakter wird den Zuschauern noch näher gebracht. Er wird dabei als junger Mann mit großem Potential beschrieben. So hat sich das auch heute wieder dagestellt. So darf er sich in seinem unterlegenen Auto regelmäßig gegen seinen Teamkollegen durchsetzen und dann Sätze sagen, wie: "Auf dem zweiten Run war die Balance und das Gripniveau viel besser für unser Auto und ich konnte eine gute Runde fahren." Doch natürlich ist Adrian mitnichten frei von Ecken und Kanten. Und so bringt er sich durch Hau-Ruck-Aktionen immer wieder selbst um der Arbeit Lohn und fliegt regelmäßig raus, bevor das Rennen überhaupt begonnen hat.

Dabei ist Adrian Sutil durchaus selbstkritisch: "Das ist ein bisschen unglücklich. In Melbourne konnte ich nichts dafür, in Malaysia war es auch eine andere Ursache, nur in Bahrain konnte ich etwas dafür. Insgesamt sieht es aber tatsächlich etwas blöd aus." Kriegt Adrian Sutil morgen schon die - im wahrsten Sinne des Wortes - Kurve, oder muss er noch ein bisschen warten?

Der perfide Plan...

...zeichnet sich in einer Seifenoper meist dadurch aus, dass es zunächst so aussieht, dass sich der Planende auf der Verliererstraße befände, damit sich die potentiellen Opfer schon auf der oben angesprochenen Sonnenseite wähnen. Doch dann zeigt sich, dass alles nur ein Trick war und auf einmal sieht alles ganz anders aus. So ungefähr dürfte sich das der Nick vorgestellt haben, als er seinen BMW Sauber gerade einmal auf Platz sieben stellte; das schlechteste Qualifying-Ergebnis in dieser Saison und zum ersten Mal hinter dem Teamkollegen.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Denn Nick Heidfeld war danach auffällig gut gelaunt: "Ich kann ja nicht zu viel sagen. Ich darf die Spritmengen nicht verraten, aber ich war mit meiner Runde eigentlich zufrieden", sagte er und grinste dabei putzmunter in die Kameras. Doch jeder wusste, dass er morgen nicht vorhat, als Erster an die Box zu fahren. Wie es sich für einen guten Plan gehört, hat Nick auch genaue Vorstellungen, wie sich die Geschichte in der nächsten Folge fortsetzt. "Natürlich waren Ferrari und McLaren noch etwas schneller. Aber anders als bei den ersten Rennen, wo ich, glaube ich, Dritter und Fünfter im Qualifying war und mich nach hinten orientieren musste, denke ich, dass es morgen ein Stückchen weiter nach vorne gehen kann." Schnitt, Klappe. Ob der perfide Plan tatsächlich aufgeht, dass wird sich erst in der nächsten Folge der Seifenoper Formel 1 zeigen.