An Ostern geht es um Rituale, wiederkehrende Gepflogenheiten. Langohren hoppeln herum und legen bunte Eier in grüne Nester. In der Formel 1 ist dies nicht viel anders; jedenfalls was die eingefahrenen Gepflogenheiten betrifft. Jeden Donnerstag vor einem Rennen lädt die FIA zur offiziellen Pressekonferenz. Vor dem Malaysia GP waren die Gäste gut gemischt. Nico Rosberg und Nick Heidfeld präsentierten 50% der deutschen F1-Stammfahrer, Takuma Sato hielt tapfer die japanische Flagge hoch, David Coulthard brachte seine Erfahrung ein und Nelsinho Piquet vertrat die Jungspunde im Fahrerlager.

DC, der Weiße teilte sein Wissen mit seinen Zuhörern., Foto: Sutton
DC, der Weiße teilte sein Wissen mit seinen Zuhörern., Foto: Sutton

Diesen gehört auch Nico Rosberg noch an, schließlich hat er gerade erst eine volle F1-Saison absolviert. Seinen zweiten Malaysia GP geht er dennoch gut vorbereitet an. "Der Test letzte Woche war schön, besonders weil es etwas langweilig wird, immer nur auf den gleichen Strecken in Spanien zu testen", klagte er und rief Verwunderung beim erfahrenen Graubart DC hervor. "Das ist lustig, weil Nico gerade einmal ein paar Jahre in der F1 ist. Stell dir mal vor wie ich mich fühle!"

Als grauer Wolf bekam Uncle David schnell die Gelegenheit sein reichhaltiges Wissen und seine Erfahrungen mit den Jungen und dem gespannt lauschenden Pressesaal zu teilen. "In meiner F1-Zeit habe ich, zwei Meter breiten, Slick bereiften dreieinhalb Liter-Autos bis zu dem, was wir heute haben, alles mitgemacht." Demnach sei das Verbot der Traktionskontrolle ab 2008 nur ein weiterer Punkt, der nur alle am Reden und Diskutieren hält. "Es wird trotzdem noch die Formel 1 sein", beteuerte DC. "Die schnellste Fahrer-Auto-Kombination wird noch immer vorne sein und die langsamste am Ende." Demnach werde das Verbot sich höchstens auf nasser Bahn auswirken. Im Trockenen besitze jeder Fahrer seine eigene eingebaute Traktionskontrolle und die werde nicht verboten.

Nick Heidfeld freut sich trotzdem auf die TC-lose Zeit (also Traction Control-lose Zeit, nicht die DC-lose Zeit!). "Bremsen, beschleunigen, lenken - das sind die Hauptaufgaben des Fahrers und so macht es viel mehr Spaß", sagte Nick. "Es wird sich aber nichts großartig dadurch verändern." Vor ein paar Jahren habe man den umgekehrten Wechsel erlebt und dabei habe sich bekanntlich auch nichts am Kräfteverhältnis geändert.

Was die Deutschen sagen

In Malaysia könnte sich aber ein bisschen etwas am Kräfteverhältnis vom ersten Rennwochenende verändern. Denn die Strecke stellt etwas andere Anforderungen an die Autos als der Stadtkurs in Melbourne, vor allem die Zuverlässigkeit und Fitness sind hier gefragt. Nick Heidfeld erwartet jedoch keine großen Verschiebungen. "Bei den Tests sah es genauso aus wie in Melbourne", so der BMW Sauber-Pilot. "Alle hatten eine ähnliche Pace."

Nick Heidfeld hat die besten Aussichten des PK-Quintetts., Foto: Sutton
Nick Heidfeld hat die besten Aussichten des PK-Quintetts., Foto: Sutton

Nico Rosberg beginnt das Wochenende mit gemischten Gefühlen. "Im Qualifying hatten wir uns in Australien mehr erwartet, davon waren wir etwas enttäuscht, aber im Rennen war ich zufrieden." Platz 7 und zwei Punkte stimmten ihn glücklich. "Es war unser Ziel, zu Saisonbeginn zu punkten und das haben wir geschafft." Jetzt möchte er das die gesamte Saison fortsetzen. Damit das gelingen kann, muss sein Team die Entwicklungsschritte immer weiter vorantreiben. Rosberg ist sehr zuversichtlich, dass Williams das schaffen kann. "Sie geben alles und ich sehe da keine Probleme."

BMW Sauber hat schon im letzten Jahr bewiesen, dass sie sich im Laufe der Saison steigern können. "Hier bringen wir auch einige neue Teile mit und können hoffentlich beide Autos ins Ziel bringen", skizzierte Heidfeld das Minimalziel. "Nach Melbourne liegen wir auf dem dritten Platz, das ist etwas besser als wir erwartet hatten." Eigentlich hatte Heidfeld Renault stärker eingeschätzt. "Jetzt arbeiten wir sehr hart, um den Abstand zur Spitze zu schließen. McLaren ist nicht weit voraus, aber es wird schwierig Ferrari einzuholen."

Was die Anderen sagen

So hohe Ziele können sich die drei anderen PK-Gäste nicht setzen. Takuma Sato feierte schon das Erreichen der dritten Qualifying-Session in Melbourne wie einen Sieg. "Das war eine fantastische Leistung", freute er sich noch heute. "Aber wir können vom neuen Auto noch sehr viel erwarten. Hoffentlich können wir das schon hier zeigen."

Ganz anders sieht die Stimmungslage bei Renault aus. Dort ist man nach dem Saisonauftakt über den eigenen Leistungsstand enttäuscht. "Wir hatten nicht den Start, den wir uns erwünscht haben", sagte Nelsinho Piquet. "Als Weltmeister erwarteten wir vorne zu sein." Aber die Reifensituation machte dem einstigen Michelin-Vorzeigeteam zu schaffen. Lange musste man beim Bau des R27 warten, bis man einen Weg gefunden hatte, das Auto an die neuen Bridgestone-Reifen anzupassen. "Wir sind nicht weit zurück, aber wir müssen besser werden und uns Stück für Stück steigern." Das wird nicht über Nacht geschehen, sondern einige Rennen dauern.

In einigen Rennen will auch Red Bull weiter vorne mitmischen, wenn auch noch nicht ganz vorne wie Renault. "Wir stecken in einer sehr engen Gruppe im Mittelfeld", analysierte Coulthard. Man müsse sicherstellen, dass man immer an der Spitze dieser Gruppe stehe. "Ansonsten kann man schnell einmal in der siebten oder achten Startreihe stehen." Natürlich arbeiten alle Teams hart an Verbesserungen, aber der Schlüssel zu einer erfolgreichen Saison sei der Saisonstart. "Wenn man da schnell ist, dann bleibt man auch dort." Und DC sollte das mit der Erfahrung von anderthalb Formel 1-Jahrzehnten ja wissen...