Sie kamen, sahen und gingen wieder. Egal ob Ralph Firman, Patrick Friesacher oder Yuji Ide, die meisten F1-Rookies der letzten Jahre verschwanden schnell in der Versenkung. Manche wie Alex Yoong verdienen sich nun in anderen Rennserien ihre Sporen, der Malaie konnte immerhin schon ein paar A1GP-Läufe gewinnen.

2007 stehen wieder vier Neulinge in die Königsklasse am Start; einer davon kommt aus deutschen Landen. Adrian Sutil hat den Klavierhocker gegen ein F1-Renncockpit bei Spyker eingetauscht. Nach einem Vizemeistertitel in der Formel 3 EuroSerie 2005, dem Gewinn der japanischen Formel 3 2006 und seinen ersten F1-Tests mit Midland/Spyker bestreitet er als vierter Deutscher die gesamte Saison eins nach Michael Schumacher.

Heikki Kovalainen will von Druck nichts hören., Foto: Sutton
Heikki Kovalainen will von Druck nichts hören., Foto: Sutton

Eines hat Sutil mit allen Rookies dieses Jahres gemeinsam: sie haben sich alle ihren Kindheitstraum erfüllt. "Es ist ein atemberaubendes Gefühl - davon habe ich geträumt, seit ich als kleines Kind Kart gefahren bin", sagt Anthony Davidson stellvertretend für das Rookie-Quartett. "Es ist wie ein Traum, der wahr wurde."

So auch bei Sutil, der seit seinem vorzeitigen Weihnachtsgeschenk "wie ein Verrückter" an seiner Fitness arbeitet. Schließlich gilt für ihn wie für alle Neulinge: sie wollen ihre Chance nutzen und nicht wie so mancher ihrer Rookie-Vorgänger nach spätestens einem Jahr wieder in der Versenkung verschwinden - bei Ide dauerte der Traum sogar nur vier Rennen. Vorhersagen hält Sutil jedoch für schwierig. "Zu diesem Zeitpunkt lässt sich noch nichts sagen, aber alles was ich sehe und höre, macht mir Hoffnung, dass es eine gute Saison für unser Team werden kann." Seine Devise wird es sein, 2007 soviel wie es geht zu lernen. "Ich werde allen auf die Nerven gehen und keine Ruhe geben, bis ich alles kenne und verstehe." Als Orientierung nimmt er seinen erfahrenen Teamkollegen Christijan Albers. Sutils Ex-F3-Teamkollege Lewis Hamilton traut dem Deutschen durchaus zu, dem Niederländer kräftig Feuer unter der Sitzschale zu machen - obwohl Sutil und Davidson bei Spyker respektive Super Aguri natürlich nicht die Ausgangslage für Rennsiege oder Podestplätze besitzen.

Ganz anders sieht es bei Hamilton und Heikki Kovalainen aus. Die beiden Jungstars beginnen ihre F1-Karrieren bereits ganz oben - bei McLaren Mercedes und Renault als Nachfolger eines Weltmeisteraspiranten und eines Doppelweltmeisters. Somit gilt für sie fast noch mehr als für Sutil und Davidson, dass ein ganz besonderer Druck auf ihren Schultern lastet. Davon wissen will natürlich keiner etwas. "Für mich ist das kein zusätzlicher Druck - es ist eine große Chance, im ersten Jahr konkurrenzfähig zu sein, die nur sehr wenige Fahrer bekommen", freut sich Kovalainen über seinen Einstieg bei einem Top-Team. Aber er weiß: "Ich muss ruhig bleiben und kühlen Kopf bewahren." Dafür sieht er sich gut vorbereitet. "Es war wichtig, in der Schlussphase der WM beim Team zu sein, weil ich hoffe, in naher Zukunft in einer ähnlichen Situation zu sein und um den Titel zu kämpfen. Jetzt habe ich einige Referenzpunkte, wie man mit verschiedenem Druck umgehen kann."

Trotzdem weiß er, dass die ersten Rennen "nicht einfach" sein werden. Deshalb will er sich auf das "Schlimmste" vorbereiten. "Vielleicht wird es ein paar schlechte Rennen geben, aber ich werde mich auf die Dinge Schritt für Schritt konzentrieren - das erste Rennen beenden, dann das zweite und so weiter. Es gibt immer Druck, wo auch immer man fährt. Aber es hat noch nie mein Fahren beeinträchtigt und ich denke, das wird es auch nächstes Jahr nicht." Im Gegenteil: Kovalainen zieht Motivation daraus, dass er jetzt beim Testen ein Auto für sich und nicht mehr für andere entwickeln kann. Ihm ist jedoch völlig klar, dass "die Erfolge irgendwann da sein" müssen. Dennoch betont er: "Mir ist es völlig egal, was andere sagen, ich konzentriere mich auf meine eigene Arbeit."

Der goldene Rookie-Jahrgang von 2001. Zwei Volltreffer, ein verschenktes Talent und der Haken an der Geschichte., Foto: Sutton
Der goldene Rookie-Jahrgang von 2001. Zwei Volltreffer, ein verschenktes Talent und der Haken an der Geschichte., Foto: Sutton

Die gleiche Maxime verfolgt Lewis Hamilton, der auf der grünen Insel bereits als kommender Champion gefeiert wird. "Wie bei allen Fahrern ist es natürlich mein Ziel, zu gewinnen", spielt er der Öffentlichkeit nichts vor. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich Zehnter werden will, aber ich bin auch Realist und ich weiß, dass Fernando Alonso mein Teamkollege sein wird." Als Rookie an der Seite eines Doppelchampions zu fahren, kann sowohl Fluch als auch Segen sein. "Vielleicht ergibt sich 2007 ja die Chance auf einen Sieg, aber vielleicht auch erst 2008", so Hamilton weiter. Sein Ziel für die kommende Saison ist in erster Linie das Übliche für einen Neuling: lernen, lernen und nochmals lernen. "Das Team weiß, dass ich jung bin und, dass ich etwas Zeit brauchen werde. Ich möchte mich als Fahrer weiterentwickeln."

Obwohl er nicht in einem Top-Auto sitzt, lastet auf Adrian Sutil eine ganz andere Art von Druck: im Jahr eins nach Michael Schumacher wird er unweigerlich in die viel zu großen Fußstapfen des Mehrfachweltmeisters gedrängt werden. Er nimmt das allerdings gelassen. "Als Rookie lastet natürlich viel Druck auf mir, besonders im ersten Jahr nach Michael Schumacher, aber ehrlich gesagt, hat mich Druck noch nie gestört und es interessiert mich auch nicht, ob andere Druck machen", verrät er. "Ich ziehe mein Ding durch, weiß was ich kann und bin bereit hart zu arbeiten."

Das gilt für alle vier Rookies des Jahrgangs 2007, zu welchem wir auch Anthony Davidson zählen, obwohl dieser schon drei Rennen für Minardi und Honda bestritten hat. Die große Hoffnung aller ist es, eben nicht wie Firman, Friesacher oder Ide schon nach einer Saison in Vergessenheit zu geraten. Sie möchten an jene Debüts anknüpfen, die es in den letzten Jahren ebenfalls gegeben hat - die von Fahrern, die heute um Siege und Titel fahren. Vielleicht wird in einigen Jahren der 18. März 2007, der Tag der GP-Debüts von Lewis Hamilton, Heikki Kovalainen, Adrian Sutil und Anthony Davidson, ähnlich in den Analen eingeordnet wie der 4. März des Jahres 2001. Damals gab ebenfalls ein Fahrerquartett seinen F1-Einstand in Australien. Die Piloten hießen Enrique Bernoldi, Juan Pablo Montoya, Kimi Räikkönen und Fernando Alonso. Jetzt muss sich nur noch herausstellen, wer wessen Rolle übernimmt.