Mark, wie geht's Dir? Deine Winterpause war ziemlich vollgepackt mit Action...
Mark Webber: Ja, ich bin ein bisschen müde. Ich komme gerade aus Tasmanien. Dort habe ich an meiner Charity-Veranstaltung teilgenommen und auch gewonnen. Das Wetter war mies und für viele der Teilnehmer absolut am Limit - in der Nacht war es saukalt. Deshalb war die Stimmung mittendrin einmal im Keller.

Und wie sah das bei Dir aus?
Mark Webber: Ich hatte Blasen an den Füßen und konnte eine Woche fast gar nicht trainieren.

Jetzt bist Du schon beim nächsten Event: Du bist hier in Australien Gast bei Deinem neuen Arbeitgeber Red Bull. Wie hast Du das Red Bull Airrace in Perth empfunden?
Mark Webber: Noch bin ich vertraglich ja ein Williams-Pilot. Aber es freut mich, von Red Bull eingeladen worden zu sein. Es ist unglaublich, was diese Flieger hier zustande bringen. Sie haben einen Riesenrespekt verdient. Ich durfte sogar einmal mitfliegen und glaub mir: Diese Typen sind viel talentierter als wir Formel 1-Fahrer!

Die Welt stand Kopf: Selbst für den Australier..., Foto: Red Bull
Die Welt stand Kopf: Selbst für den Australier..., Foto: Red Bull

Hattest Du bei Deinem Flug ein unwohles Gefühl?
Mark Webber: Irgendwie ja, nach meinem letzten Mal [2003 vor dem Melbourne GP bei einem Flug mit der australischen Airforce] ging es mir nicht so gut. Mir war zwei Tage lang leicht schwindelig. Deswegen habe ich dem Piloten diesmal gesagt, dass er es sachte angehen lassen soll. Die ersten 30 Sekunden waren unangenehm, weil Du nur nach oben fliegst und nichts siehst, aber dann war es fantastisch. Ich durfte sogar selbst an den Steuerknüppel - das war ein tolles Gefühl.

Und wie kamst Du mit den hohen g-Kräften zurecht?
Mark Webber: Es waren bis zu 7,5 g - aber es ist total ähnlich zu dem, was wir tun. Es war ein bisschen vergleichbar mit der Eau Rouge in Belgien. Die Belastung ist genau die gleiche.

Stichwort Australien. Die Leute reden hier immer noch von Melbourne 2002 im Minardi.
Mark Webber: Das war ein Traum. Ich war in den letzten Runden völlig kaputt von dem langen Rennen, ich war nur noch auf Adrenalin unterwegs. Ich war Fünfter und Mika Salo war eine gute Sekunde schneller als ich. Also habe ich alle Tricks auspacken müssen. Mein Teamchef Paul Stoddart hat mich angefunkt: "Um keinen Preis der Welt darfst Du ihn vorbeilassen." Da war diese eine Kurve, dort war Flüssigkeit von Jensons Auto auf der Strecke. Das war seit Rennbeginn so, ich weiß bis heute nicht, warum Salo sie übersehen oder vergessen hat, aber sein Dreher kam genau zur richtigen Zeit - und nachher sind alle Dämme gebrochen.

Ich kann mich daran erinnern, Dein Vater kam erst in der letzten Runde runter in die Box, um nichts zu verderben. Dein alter Mann [der mit uns am Tisch sitzt] hatte Tränen in den Augen...
Mark Webber: Und Michael Schumacher war clever genug, sich mit Stoddy & mir fotografieren zu lassen, damit Ferrari wenigstens irgendwie in den australischen Medien vorkam.

Mark durfte auch selbst einmal an den Steuerknüppel., Foto: Red Bull
Mark durfte auch selbst einmal an den Steuerknüppel., Foto: Red Bull

Genug der Erinnerungen an die Vergangenheit. Blicken wir in die Zukunft: Wie geht es jetzt weiter?
Mark Webber: Ich fliege am Montag [20.11.] für erste Tests nach England. Es ist nichts dramatisches, es geht nur darum, die Crew kennen zu lernen. Mein Alltag hat schon wieder begonnen.

Wie sieht das Programm für den Winter aus?
Mark Webber: Ich werde mit dem Vorjahresauto und dem Ferrari-Motor fahren. Im Januar wird das neue Auto von Adrian Newey fertig sein, dann fahren wir mit dem Renault-Motor. Somit habe ich in drei Monaten dann drei verschiedene Motoren benutzt: Cosworth, Ferrari und Renault. Nicht schlecht, was?

Was dürfen wir von der Saison 2007 erwarten?
Mark Webber: In diesem Jahr waren 80% unserer Tests Reifentests, also wird sich da mit den Einheitsreifen von Bridgestone viel ändern. Ich glaube auch nicht, dass viele Freitagstester zum Einsatz kommen werden. Am ehesten wohl bei den kleinen Teams. Bei zweimal 90 Minuten und nur zwei Autos am Freitag ist der Aufwand viel zu groß, ein Auto dauernd umzubauen, damit ein Dritter fahren darf.