Timo, Du bist derzeit viel gefragt - gleich drei Tests standen oder stehen an. Den Anfang machte am Dienstag ein GP2-Test für Trident in Jerez. Wie kam es dazu?
Timo Glock: Ich hatte ein Angebot vom Team einen Test zu bestreiten und wollte mir alle Türen offen halten. Bislang habe ich mich für 2007 noch nicht festgelegt, deshalb wollte ich einmal bei einem anderen Team als iSport testen. Diese Chance habe ich wahr genommen.

Und wie ist es gelaufen?
Timo Glock: Leider war das Wetter nicht berauschend, es hat immer wieder geregnet, ist dann etwas abgetrocknet und hat dann wieder geregnet. Hinterher konnte man keine Aussagen treffen. Erst am Ende war es für zwei Runden einigermaßen trocken, aber die Zeiten waren trotzdem noch viel zu langsam.

Dein Auto hat aber funktioniert? Markus [Winkelhock] ist damit am Vortag gefahren und sagte uns, dass bei ihm gar nichts gelaufen ist...
Timo Glock: Er hatte Probleme mit dem Auto, aber bei mir lief alles problemlos.

Deinen Aussagen entnehmen wir, dass Du nächstes Jahr durchaus noch ein Jahr in der GP2 einlegen könntest, weil die guten Plätze in der F1 wohl eh alle vergeben sind...
Timo Glock: Warten wir erst einmal ab, was sich aus dem Test für BMW Sauber ergibt. Die GP2 ist eine Alternative respektive ein Denkmodell. Was mit der F1 passiert, werden wir sehen.

Du bist in Jerez zum ersten Mal nach Deiner Handverletzung wieder mit einem Rennauto gefahren. Hat Dich die Verletzung noch behindert?
Timo Glock: Es hat das ein oder andere Mal noch gezwickt und wehgetan, aber es hat mich nicht bei meiner Arbeit behindert. Dennoch merke ich noch, dass mir ein bisschen die Kraft fehlt. Ich hatte jedoch keine Probleme damit den ganzen Tag zu fahren. Es wurde von Runde zu Runde immer besser.

Der GP2-Test in Jerez brachte nur wenig Erkenntnisse., Foto: GP2 Media
Der GP2-Test in Jerez brachte nur wenig Erkenntnisse., Foto: GP2 Media

Bevor wir zu Deinem F1-Test kommen: Im Anschluss an den GP2-Test hast Du auch noch Testarbeiten für die Formula Superfund bestritten. Von dieser Serie hat man schon lange nichts mehr gehört...
Timo Glock: Sie haben das Auto von Grund neu aufgebaut und fragten mich, ob ich es einmal testen und etwas Entwicklungsarbeit für sie betreiben könnte. Der Test an sich ist ganz gut gelaufen. Wir hatten am ersten Tag noch etwas Probleme mit dem Wetter und auch einige kleinere Defekte, aber danach lief es ganz gut.

Du hast das Auto ja vor anderthalb oder zwei Jahren schon einmal getestet. Wie hat es sich seitdem verändert?
Timo Glock: Das Auto hat etwas mehr Leistung, mittlerweile knapp 790 PS. So weit ich weiß, wurde das Monocoque abgeändert, allerdings ist das Auto immer noch zu schwer. Wenn sie es etwas leichter machen können, dürfte es ein gutes Auto werden.

Kommen wir jetzt zu den anstehenden Aufgaben in der F1: Nach Deinem Ausflug in die USA und einer GP2-Saison kehrst Du bei BMW Sauber zumindest für zwei Tests in die F1 zurück. Wie Erleichtert bist Du darüber?
Timo Glock: Ich wusste schon vor der Bekanntgabe am Dienstag Bescheid, durfte aber nichts sagen. Deswegen ist es schön, dass es jetzt auch offiziell geworden ist und ich mir nicht mehr auf die Zunge beißen muss, wenn ich mit Freunden über meine Formel 1-Perspektive spreche. Und es ist natürlich erst recht schön, dass sich nach dem verkorksten Jahresanfang in der GP2 das Blatt doch noch so gewendet hat.

Wie kam der Kontakt zu BMW Sauber zustande?
Timo Glock: Mario Theissen hat mich in Magny-Cours zum ersten Mal angesprochen und mich wenig später dann angerufen. In der Türkei saßen wir dann erstmals zusammen, um konkret darüber zu reden, wie meine Zukunftsplanung aussieht.

Deine Verletzung beim GP2-Finale in Monza kam dann zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt...
Timo Glock: Natürlich denkt man dann schon mehrfach darüber nach, warum das gerade jetzt passieren musste. Aber es brachte in der Phase nichts, sich unnötig Sorgen zu machen. Ich konnte nur versuchen, solche Gedanken beiseite zu schieben und das machen, was der Hand gut tat.

Ist der F1-Test jetzt eine Entschädigung?
Timo Glock: BMW hat mir immer zu verstehen gegeben, dass sie warten, bis ich wieder ganz gesund bin. Das war ja auch das Positive daran, denn das hat mir endgültig gezeigt, dass sie wirklich interessiert sind. Sonst hätten sie mir die Chance nicht mit Verzögerung zu geben brauchen - sondern irgendeinen anderen jungen Fahrer reinsetzen können. Dass sie das nicht getan haben, ist in mehrfacher Hinsicht ein gutes Zeichen - menschlich, weil sie fair und loyal auf mich gewartet haben, und beruflich, weil es den Eindruck hinterlässt, dass ihnen der Test mit mir wirklich viel wert ist.

Die GP2 ist eine Alternative für 2007., Foto: Sutton
Die GP2 ist eine Alternative für 2007., Foto: Sutton

Wirst Du eine besondere Vorbereitung absolvieren, vor allem im Hinblick auf Deine Hand?
Timo Glock: Weniger, ich treibe mein normales Trainingsprogramm voran und dann werden wir sehen, in wie weit es funktioniert. Aber ich mache mir bezüglich der Hand keine Gedanken.

Die in Anführungsstrichen "erste" Saison von BMW Sauber verlief besser als erwartet. Wie beurteilst Du deren Abschneiden?
Timo Glock: Sie waren das Team mit dem steilsten Aufwärtstrend oder wie es Neudeutsch so schön heißt, das "most improved team" der Saison. Das Potenzial war von Anfang an vorhanden. Man hat konzentriert in die richtige Richtung gearbeitet und einen sehr guten Job gemacht. Deswegen landete man am Ende in der Konstrukteurswertung zu Recht vor Toyota.

Wie gehst Du an die Tests in Barcelona und Jerez heran?
Timo Glock: Ich bilde mir nichts darauf ein und gehe nicht davon aus, dass ich jetzt schon fest im Auto sitze, nur weil ich diese Testchance erhalte. Ich werde auch auf keinen Fall versuchen, irgendwelche neuen Rundenrekorde aufzustellen. Mir kommt es darauf an, an den zwei Tagen jeweils konstant gute Arbeit abzuliefern, meine Zeiten stetig zu steigern, gut mit den Ingenieuren zusammenzuarbeiten und das Auto gemeinsam mit ihnen weiterzuentwickeln. Das ist das mit Abstand Wichtigste bei diesen Tests. Mein Minimalziel muss aber natürlich lauten, mich über dieses Tests als möglichen vierten Fahrer für die Saison 2007 zu empfehlen - und dann zu versuchen, über gute Leistungen die Leiter weiter nach oben zu klettern.