Das Saisonziel: Der erste Sieg, bestes Bridgestone-Team.

Die Ausbeute: 6. WM-Platz - 35 Punkte

Die Bilanz - Auto & Team: Schon vor dem Saisonbeginn stand Toyota als erster Sieger fest. Mit dem TF106 präsentierten sie bereits Ende November 2005 als erstes Team ihr neues Auto. Aber sie vergaßen die Gefahr der Sprichwörter und Phrasen: Schließlich könnten die Ersten die Letzten sein. Ganz so schlimm kam es nicht, aber der große Aufwand hat sich nur bedingt gelohnt. Schon zum Saisonstart trumpfte Toyota mit einem neuen Aerodynamik-Paket für den TF106 auf, dessen Nachfolger, der TF106B beim sechsten Saisonrennen in Monaco sein GP-Debüt feierte.

Ein Highlight und viele Probleme., Foto: Sutton
Ein Highlight und viele Probleme., Foto: Sutton

Bei Toyota nannte man dies Kaizen - die Philosophie der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Technikchef Mike Gascoyne war vom Gelingen dieses Masterplans überzeugt, doch der Fehlstart beim Auftaktrennen in Bahrain sollte schon bald ein Opfer fordern. Das neue Aero-Paket machte dem TF106 in der Wüste keine Beine, im Gegenteil: Das Auto konnte überhaupt keinen Grip aufbauen. Toyota brachte die Reifen nicht auf Betriebstemperatur. Das Ergebnis war ebenso überraschend wie erschütternd: Während die Ferrari und Williams an der Spitze mitfuhren, kämpfte Toyota gegen die Midland-Boliden -allesamt fuhren sie mit den gleichen Bridgestone-Pneus. Die Japaner hatten das Temperaturproblem der neuen Bridgestone-Reifen auf ihrem TF106 unterschätzt, weil sie den allgemein kalten europäischen Winter dafür verantwortlich machten und nicht die Charakteristik ihres Autos. Jetzt war Ex-Michelin-Mann Pascal Vasselon gefragt, der nach Gascoynes Abschied auch zum neuen Chassischef befördert wurde.

Dabei hatte man sich zu Saisonbeginn so viel vorgenommen. Toyota wollte 2006 das beste Bridgestone-Team werden, sprich: Ferrari schlagen! Davon waren die Weiß-Roten allerdings das gesamte Jahr meilenweit entfernt; selbst da sich das Bahrain-Debakel im Laufe des Jahres nicht mehr wiederholen sollte. Aber auch das zweite Ziel verfehlte man deutlich - sogar noch deutlicher: Den ersten Toyota-Sieg hatten sich Jarno Trulli und Ralf Schumacher ins Aufgabenheft geschrieben. Am Ende fuhr man noch nicht einmal wie erwartet konstant um Podestplatz oder gar die Punkteränge mit. Im Gegenteil: Das Schlagwort lautete Unkonstanz. Ralf Schumacher bemängelte immer wieder, dass der Speed eigentlich da gewesen wäre, aber zu viele technische Defekte, Probleme, Pech, Zufälle und unvorhersehbare Zwischenfälle wie Safety-Car-Phasen oder klemmende Radmuttern das ersehnte Erfolgserlebnis verhinderten. Die beste Phase erlebte das Team zur Saisonmitte, als Jarno Trulli in Montreal und Indianapolis punktete und das Team in den Anschlussrennen weitere Punkteplatzierungen folgen ließ - mehr als zwei bis drei Zähler sprangen dabei aber selten mit beiden Autos heraus.

Jarno, der Pechvogel., Foto: Sutton
Jarno, der Pechvogel., Foto: Sutton

Ein heißes Thema waren in diesem Jahr die so genannten Flexi-Wings, also Front- respektive Heckflügel, die auf Geraden weniger und in Kurven mehr Abtrieb generieren. Toyota betonte immer wieder, dass man ein solches System nicht einsetzte - auch dies trug zum fehlenden Speed des TF106(B) bei. Nur zu Saisonende konnte Toyota beim Heimrennen in Suzuka vom Bridgestone-Vorteil profitieren, allerdings schaffte man es nicht, die starke Qualifying-Performance in ein ebenso starkes Rennergebnis umzusetzen. Der Kampf um Platz 5 der Konstrukteurswertung gegen BMW Sauber wurde am Ende fast schon treffend durch einen Doppelausfall der Weiß-Roten zu Ungunsten Toyotas entschieden. Noch teuerer kam sie die Nullrunde von Brasilien zu stehen, weil Toyota auch in China einen Totalausfall erlitt - somit muss man bei der Motorenhomologation ab 2007 auf ein älteres Aggregat zurückgreifen.

Die Bilanz - Fahrer: Toyota setzte 2006 auf das gleiche Fahrer-Quartett wie im Vorjahr. Neben den Stammfahrern spulten Olivier Panis und Ricardo Zonta die notwendigen Testkilometer ab. Während der Franzose zu Saisonbeginn wegen einer Erkrankung nur sporadisch zum Einsatz kam, durfte er gegen Saisonende noch einmal öfter ran. Auf diese Weise verabschiedete er sich aus der F1-Welt: Panis beendete seine lange Karriere, deren größter Erfolg der Sieg im Ausfallrennen von Monaco 1996 war.

Angriff der Teddy-Bären., Foto: Sutton
Angriff der Teddy-Bären., Foto: Sutton

Mit Ricardo Zonta verlässt auch der zweite Testfahrer das Team - allerdings geht er nicht in den F1-Ruhestand, sondern zum Konkurrenten Renault. Sein Ersatzmann durfte beim letzten Test in Silverstone bereits ran: Franck Montagny kommt über Super Aguri den umgekehrten Weg von Renault zu Toyota.

Die Einsatzfahrer bleiben den Weiß-Roten 2007 erhalten: Jarno Trulli verlängerte seinen Vertrag und Ralf Schumacher ist ohnehin noch an die Köln-Marsdorfer gebunden. Die Saison 2006 bot für ihn aber nur ein Highlight: Seinen unerwarteten 3. Platz in Australien. Nach dem desaströsen Saisonstart in Bahrain überraschte Toyota, trotz der kühlen Temperaturen, in Melbourne mit einem starken Auftritt. Ansonsten hatte Ralf viele Probleme zu beklagen, zum Beispiel ein Boxenstoppproblem in Frankreich, das ihm statt Platz 3 nur Platz 4 bescherte. Einer der negativen Höhepunkte war sicherlich der Kanada GP, den Ralf nach beinahe unzähligen Drehern in der Box beendete. Noch ärger traf es Trulli, der wie im Vorjahr zum Pechvogel der Saison mutierte. Abgesehen von seinem 4. Platz in den USA lieferte ihm in diesem Jahr nur die Geburt seines zweiten Sohnes Grund zur Freude.

Saisonziel erreicht? Nein, regelmäßige Podestplätze und der erste Sieg blieben aus.