Das Saisonziel: Ins Mittelfeld vorstoßen.

Die Ausbeute: 10. WM-Platz - 0 Punkte

Die Bilanz - Auto & Team: Nur wenige Teams beginnen eine Saison mit einem anderen Namen und Besitzer, als sie diese nach 18 Rennen beenden. Spyker MF1 alias Midland F1, ehemals Jordan GP, ist eine dieser seltenen Ausnahmen. Am Anfang stand die Lizenz: Zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 schrieb sich mit MF1 Racing ein Team mit einer russischen Lizenz ein - mehr Spektakel gab es bei MF1 in der Saison 2006 aber nicht. Das Team hatte noch immer mit den Erblasten des gelben Vorgängerrennstalls zu kämpfen, die man in Form eines nicht konkurrenzfähigen Autos und eines zu geringen Budgets durch das Übergangsjahr 2005 hindurchgeschleppt hatte.

Masse-Dämpfer? Nein, MF1 wurde wegen flexibler Heckflügel disqualifiziert..., Foto: Sutton
Masse-Dämpfer? Nein, MF1 wurde wegen flexibler Heckflügel disqualifiziert..., Foto: Sutton

Die Truppe um Colin Kolles mühte sich zwar redlich, kam aber über Achtungserfolge am Ende des Feldes nicht hinaus. Immerhin zeigte die Formkurve im Großen und Ganzen nach oben - auch wenn sie stark von der Konkurrenzfähigkeit der Bridgestone-Reifen sowie den Streckentypen abhing. Auf manchen Strecken konnte Midland respektive Spyker mit der direkten Konkurrenz von Toro Rosso und Red Bull mithalten, auf anderen war man wieder hoffnungslos unterlegen und musste sich gegen Super Aguri wehren.

Der M16 machte dennoch, trotz der finanziellen Engpässe und der eingeschränkten Test- sowie Entwicklungsmöglichkeiten, einige bemerkenswerte Performancesprünge. Diese brachten das Team zwar nie in Punktenähe, aber zumindest Insider bemerkten die Zeitenverbesserungen, die sich jedoch in den Ergebnislisten nicht regelmäßig genug in besseren Platzierungen niederschlugen. Dafür wurden die Verantwortlichen in ihren Aussagen niemals müde ihre Fortschritte zu betonen - so ein Midland/Spyker-Press Release strotzte 2006 geradezu vor leeren Worthülsen, unwichtigen Informationen und natürlich Hinweisen auf die vielen, vielen Schritte in die richtige Richtung.

Neuer Besitzer, neue Lackierung, neuer Name.1, Foto: MF1/spyker
Neuer Besitzer, neue Lackierung, neuer Name.1, Foto: MF1/spyker

Das wichtigste Press Release der kurzen Teamgeschichte des einzigen russischen Formel 1-Rennstalls kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: Um Mitternacht vor der Bekanntgabe des Schumacher-Rücktritts in Monza. Für alle die es im roten Trubel bis heute noch nicht mitbekommen haben: Alex Shnaider und seine Midland-Gruppe haben das Team an die Niederländer von Spyker verkauft. Damit wechselte der Rennstall schon zum zweiten Mal innerhalb ebenso vieler Jahre den Besitzer und machte die dritte Umbenennung mit. Wenn das Team, dessen Namen wir hier vorsichtshalber gleich weggelassen haben, dieses Tempo beibehält, könnte es Michael Schumachers WM-Titelrekord in ein bis maximal zwei Jahren bei der Anzahl der Namensänderungen überboten haben.

Die Bilanz - Fahrer: Große Zahlen waren bei Midland und Spyker in der Saison 2006 in. Denn für eine detailgetreue Aufzählung aller Piloten, die 2006 einen Midland- oder Spyker-Boliden fahren durften oder hätten fahren dürfen, muss man viel Zeit mitbringen. Gehen wir also der Reihe nach vor - trotzdem hat unsere Liste natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Zunächst waren da zwei, die niemals fahren durften. Der Alibi-Russe Roman Rusinov hätte testen sollen, durfte aber nie. Genauso erging es dem Niederländer Nicky Pastorelli, der zwar den Titel des offiziellen Testfahrers besaß, aber ebenfalls nie in einem F1-Auto Platz nehmen durfte. Dafür fuhr er in der ChampCar Serie. Für einmalige Testfahrten rückten auch Fabrizio del Monte, Alexandre Premat, Adrian Valles, Ernesto Viso und sogar Max Biaggi aus.

Kampf um die rote Laterne: Super Aguri vs. Spyker MF1., Foto: Sutton
Kampf um die rote Laterne: Super Aguri vs. Spyker MF1., Foto: Sutton

Regelmäßig im dritten Auto unterwegs waren Giorgio Mondini, Markus Winkelhock und Adrian Sutil. Die beiden Deutschen waren zugleich die Lichtblicke der Saison: Selbst Stammfahrer Tiago Monteiro machte keinen Hehl daraus, dass er viel glücklicher war, wenn einer der beiden Deutschen die Freitagstests bestritt; dann nämlich erhielten er und die Ingenieure ein besseres Feedback. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass beide Piloten als heiße Kandidaten auf die Nachfolge von Monteiro im zweiten Stammcockpit für 2007 gehandelt werden. Immerhin konnten sie auf ihnen größtenteils unbekannten Strecken, ohne Erfahrung oder Testvorbereitungen glänzen. Nur eins kann eine Verpflichtung von Sutil oder Winkelhock wohl noch verhindern: ein großer Geldbeutel eines anderen, vielleicht weniger begabten Fahrers. Ein solcher kostete sie schon mehr Einsätze in der abgelaufenen Saison.

Dass die beiden Stammfahrer Christijan Albers und Tiago Monteiro in dieser Saison im Schatten ihrer deutschen Freitagstester standen, bedeutet allerdings nicht, dass sie schlechte Arbeit abgeliefert hätten. Ihr größtes Problem war ihr Arbeitsgerät, das im Gegensatz zum Vorjahr viel mehr technische Probleme aufwies, öfter ausfiel und - genauso wie im Vorjahr - nicht konkurrenzfähig war. In Hockenheim wurden sogar beide Autos nachträglich disqualifiziert, weil ihre Heckflügel zu flexibel waren. Flexibilität ist aber nur bei den Namen auf dem Flügel legal...

Saisonziel erreicht? Jein, für seine Möglichkeiten schlug sich das Team wacker und machte erstaunliche Leistungssprünge. Punktemäßig blieb dies aber unbelohnt.