Er hätte wütend sein können, verbittert, genervt - in dieser Situation hätten ihm das sicher die meisten verziehen. Aber Michael Schumacher, der sonst so harte, ehrgeizige, manchmal auch überehrgeizige Fighter, verblüffte mit seiner Reaktion auf die fatale 37. Runde im Grand Prix von Japan, als ihn ein Motorschaden schon fast alle Chancen auf den achten WM-Titel kostete, wieder einmal Freund und Feind. Ruhig, fast gelassen schien er, als er etwa eine Viertelstunde nach dem Aus an die Ferrari-Box zurückkam.

Er ging von einem Mechaniker zum anderen, schüttelte jedem lange die Hand, bedankte sich für die Unterstützung, umarmte auch viele seiner langjährigen Helfer. Fast schien es, als würde er seine Mannschaft trösten, nachdem sich die Hoffnungen auf den achten WM-Titel in Rauch aufgelöst hatten, und nicht sie ihn. Und auch der Weg an die Boxenmauer, zu Ross Brawn und Jean Todt, die freundlichen Worte und Gesten, die schon fast ein vorgezogener Abschied nach elf gemeinsamen Jahren waren, das waren vielleicht die schönsten, stilvollsten und menschlichsten Schumacher-Momente der letzten Jahre.

Verloren & gewonnen

Verloren, aber doch gewonnen: Zumindest einen Teil der Anerkennung speziell auf menschlicher Ebene, den er in seiner letzten Saison wieder zu verlieren drohte, hat Michael Schumacher in Suzuka sicherlich zurückgewinnen können.

Sicher, die Probleme, die ihm nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch bei seinen Fahrerkollegen viel Kritik einbrachten, sei es nach den Vorfällen von Monaco oder Ungarn, entstanden meistens dann, wenn es darum gegangen wäre, eigene Fehler zuzugeben. Das war diesmal ja überhaupt nicht das Thema. Aber dennoch, zu einem solchen Zeitpunkt, im Rennen, in der Saison und in der Karriere, einen solchen Rückschlag einzustecken, ist alles andere als einfach.

Aber als sich Schumacher nach Rennende, nach der Siegerehrung und der spanischen Hymne für seinen großen Rivalen Fernando Alonso, den auf ihn einstürmenden Fragen stellte, da wirkte er so gelassen, dass es schon fast unwahrscheinlich war. Hoffnungen auf den Titel - durch einen Sieg im letzten Rennen in Brasilien bei einem gleichzeitigen Ausfall von Alonso - mache er sich nicht mehr. Aber verdaut habe er das Geschehen schon, das sei alles kein Problem - auch wenn es seine letzte Chance auf einen WM-Titel gewesen sei.

Gut, die Tatsache, dass er sich selbst absolut nichts vorzuwerfen hatte, eigentlich bei niemandem wirklich eine Schuld für die Niederlage suchen konnte und musste, am allerwenigsten bei sich selbst, machte es ihm sicher leichter, sich damit abzufinden. Trotzdem: Dass er es schaffte, so damit umzugehen, ist sicher einer der größeren und wichtigeren seiner Siege, auch wenn er nicht mit Punkten belohnt wird.