Pat, wie war die Stimmung im Team nach Shanghai?
Pat Symonds: Wir waren alle sehr frustriert, weil wir uns selbst enttäuscht haben. Wir hätten den Grand Prix von China ganz klar gewinnen müssen. Aber da denken wir schon nicht mehr dran, sondern konzentrieren uns auf Suzuka. Das Positive daran war, dass wir die Konkurrenzfähigkeit unseres Renault R26 unter allen Bedingungen unter Beweis gestellt haben.

In der Tat standen vor dem China-Wochenende einige Fragezeichen hinter der Leistungsfähigkeit des Wagens. Die sind jetzt also alle ausgeräumt?
Pat Symonds: Ich habe fest das Gefühl, dass wir unsere Performance wieder gesteigert haben. Wir haben bereits im Vorfeld des China-Grand Prix gesagt, dass die Ergebnisse der zurückliegenden Wochen nicht das wahre Potenzial unseres Autos widerspiegeln. Wir waren sehr zuversichtlich, und ich bin froh, dass wir in Shanghai den Worten Taten folgen lassen konnten. Von den Punkten her war es kein guter Tag für uns, aber unsere gezeigte Pace sollte uns Mut machen.

Fernando Alonsos erster Boxenstopp erwies sich als entscheidender Moment. Sie wechselten beide Vorderreifen. Warum?
Pat Symonds: Diese Dinge werden bei uns im Team entschieden. Fernando sagte uns über Funk, dass sein linker Vorderreifen stark abgenutzt wäre. Er kann derartige Dinge immer sehr gut einschätzen. Wir vertrauen seinen Informationen voll und ganz. Wir wussten, dass ein Wechsel auf neue Reifen Leistungseinbußen nach sich ziehen würde, da ein Phase des Grainings und Abscheuerns beginnen würde. Wir hatten aber nicht erwartet, dass es sich dermaßen schlimm auswirkt. Wir haben es einfach falsch eingeschätzt.

Zum gleichen Zeitpunkt flog Giancarlo Fisichella förmlich über den Kurs...
Pat Symonds: Ja, absolut. Er hatte im ersten Turn unter Graining und einem untersteuernden Fahrverhalten gelitten, machte sich aber über den Reifenverschleiß keine Sorgen. Daher ließen wir seine Pneus drauf. Wir passten nur die Balance seines R26 etwas an, und er fühlte sich unmittelbar sehr wohl im Auto. Beim Überholen von Fernando musste er sehr vorsichtig agieren, um auf der abtrocknenden und rutschigen Strecke keinen Fehler zu machen. Anschließend setzte er sich von Michael Schumacher ab.

Nach seinem zweiten Stopp verlor er dann aber in der ersten Kurve die Führung an Schumacher. Hat das den Sieg gekostet?
Pat Symonds: Unserer Meinung nach nicht. Es war eine schwere Entscheidung, wann die Fahrer zum Wechsel auf Trockenreifen an die Box kommen sollten. Würdest du Zeit gewinnen, wenn du länger draußen bleibst? Oder solltest du dann hereinkommen, um deine Reifen auf Temperatur zu haben, wenn die anderen dann wechseln. Fisicos Michelin-Reifen brauchten ungefähr eine Runde, um auf Temperatur zu kommen. Für das, was da in Turn 1 passiert ist, gibt es überhaupt keine Kritik. Wenn Michael nicht an dieser Stelle vorbeigegangen wäre, hätte er es etwas später in der Runde ohnehin getan, denn seine Reifen waren auf Temperatur.

Im letzten Turn fuhr Fernando dann wieder deutlich schneller...
Pat Symonds: Sobald er mit Trockenreifen unterwegs war, flog er sprichwörtlich um den Kurs. Wir reduzierten Fisis Drehzahlen. Er behauptete einen komfortablen Vorsprung auf Nick Heidfeld, er musste also nicht pushen. Er fuhr sehr intelligent und schonte den Motor für Suzuka am kommenden Wochenende. Durch das gestrige Ergebnis verbesserte sich Giancarlo auf den dritten Rang in der Fahrer-WM und half dem Renault F1 Team, wieder die Führung in der Konstrukteurswertung zu erobern. Er erledigte an diesem Wochenende einen tollen Job.

Man sagt, dass Grands Prix an aufeinander folgenden Wochenenden die Gelegenheit geben, unmittelbar zurückzuschlagen. Diese Gelegenheit müssen Sie doch sehr begrüßen, oder?
Pat Symonds: Auf jeden Fall. Der Renault R26 wird in Suzuka toll funktionieren. Der Wagen war in Silverstone beim Grand Prix von Großbritannien und beim Testen vor zwei Wochen sehr schnell. Wer dort schnell ist, ist auch in Suzuka gut aufgestellt. Wir freuen uns sehr auf das nächste Rennen.

Worin liegt der Schlüssel, um wieder an Michael Schumacher vorbeizuziehen?
Pat Symonds: Das war ein toller Sieg für Michael. Er zeigt, dass Ferrari absolut bei der Sache ist. Aber wir haben gezeigt, dass wir über die gleiche Pace verfügen und auf Augenhöhe kämpfen. Jetzt müssen wir Entschlossenheit zeigen und den Kampf annehmen.