BMW-Sauber hielt für Istanbul jede Menge Überraschungen parat. Zum einen war da die Ernennung von Sebastian Vettel als Freitagsfahrer, der erst in letzter Minute von der FIA die Superlizenz bekam.

"Ich würde nicht sagen, dass er eine automatische Wahl war, aber er hat eine lange Verbindung zum Team und war daher die bevorzugte Wahl", sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen in Istanbul. "Er ist jung, hat aber sehr viel Erfahrung. Er hat sehr früh angefangen und auch gezeigt, dass er mit der Formel 1 klar kommt. Deswegen haben wir die Superlizenz für ihn beantragt."

Dennoch steht noch nicht fest, dass Vettel bei allen fünf Rennen die Rolle des Freitagsfahrers übernimmt. "Diese Entscheidung steht noch aus", sagte Theissen. "Wir treffen die Wahl Rennen für Rennen."

Theissen gibt zu, dass es selbst für ihn eine Gratwanderung war, die Superlizenz für Vettel zu beantragen. "Ich sehe das als Grenzfall", sagte er. "Aber wir haben ihn die letzten fünf Jahre unterstützt und beobachtet. Wir haben ihm alles gegeben, damit er an die Spitze kommt und sind zuversichtlich, dass es auch dazu kommen wird."

Vor dem ersten Auftritt an einem Rennwochenende ist Theissen sicher, dass Vettel seinen Job gut machen wird. "Er versteht seine Rolle sehr gut", sagte Theissen. "Es geht nicht darum, hier als Star der Zukunft zu glänzen. Er muss sich auf die Entwicklung des Autos konzentrieren, er muss für seine Kollegen so viele Informationen wie möglich sammeln: Daten und auch die Eindrücke, wie er das Auto empfindet."

Mario Theissen plante ohnehin Villeneuve zu ersetzen., Foto: Sutton
Mario Theissen plante ohnehin Villeneuve zu ersetzen., Foto: Sutton

Damit erbt Vettel die Rolle von Robert Kubica, von dessen erstem Rennen in Budapest Theissen sehr begeistert war. "Ich war genau so beeindruckt wie ich es erwartet hatte", meinte Theissen. "Er machte zwei kleine Fehler am Anfang des Rennens, aber das Beste war, dass er nach dem Rennen völlig sauer war und gesagt hat: "Das Resultat war okay, aber meine Leistung nicht". Nach den ersten Fehlern hatte er dann ein gutes Rennen. Er holte das Beste aus seinen Intermediate-Reifen."

Für Theissen ist nach eigenen Worten dennoch noch nicht klar, dass Kubica das Cockpit fürs nächste Jahr bekommt. "Dafür muss er jedes Mal so fahren wie in Budapest", sagte er. "Wir werden die Entscheidung erst am Ende der Saison treffen.

Von der Person Kubicas ist Theissen ebenfalls beeindruckt. "Er ist cool und konzentriert", sagt er. "Wir sahen vom ersten Test an, dass er noch nicht am Limit war. Er machte fast keine Fehler. Er konnte immer sehr klar erklären, was er während einer Runde gemacht hatte. Er war in der Position, sofort auf das zu reagieren, was wir ihm übers Radio erzählt haben. Er konnte sehr einfach mit der Situation klar kommen. Er hat alles unter Kontrolle. Er ist emotionaler als man beim ersten Blick denken könnte. Aber im Rennen ist er Profi und sehr cool."

In Istanbul gab Theissen auch zum ersten Mal zu, dass das Team ohnehin plante, Villeneuve zu ersetzen. "Es wäre wohl auch ohne die Situation nach Hockenheim dazu gekommen", sagte Theissen. Die hatte aber nach seinen Worten nichts mit einem schlechten Verhältnis zu tun. "Es gab dazu vieles in der Presse, was nicht stimmt", sagte Theissen. "Wir waren zufrieden mit seinen Leistungen, wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Wir haben ihn auch immer unterstützt. Aber gleichzeitig war es klar, dass wir eine Entscheidung für die Zukunft treffen müssten. Nach Hockenheim entschieden wir, so zu tun. Da hat Jacques gesagt, dass er nicht glücklich war, weil ich ihm keine Garantie geben konnte."

Dass die Zukunft Kubica bedeutet, ist nun klar. "Wir wollten evaluieren, ob er bereit ist für den nächsten Schritt", sagt Theissen. "Man muss für die Zukunft jede Schwachstelle ausfindig machen. Damit meine ich nicht, dass Villeneuve eine in Hockenheim war. Aber wir wollen nächstes Jahr stärker sein, den nächsten Schritt tun. Und das gilt auch für die Fahrer."