Nach dem Grand Prix von Ungarn Anfang August war die dreiwöchige Sommerpause für die Teams eine willkommene Gelegenheit etwas auszuspannen - zumindest für die meisten Teammitglieder. Für andere war die Pause um einiges kürzer, denn im Gegensatz zu normalen Überseerennen, wo das gesamte Equipment der Teams per Flugzeug an Ort und Stelle gebracht wird, ist das kommende Rennen in Istanbul derjenige Grand Prix, zu dem die Teams ihre Ausrüstung, inklusive der Motorhomes per Straße und Schiff schicken.

Triest ist der Hafen, von dem aus Ferrari alles auf die Reise schickt. Verantwortlich für die Organisation der gesamten Logistik bei der Scuderia ist Miodrag Kotur, der bereits seit 1988 in der Formel 1 zuhause ist. "Ich habe 1988 bei Peugeot Talbot Sport angefangen, wo ich auch Jean Todt kannengelernt habe und bei Rallye Raid Veranstaltungen wie der Rallye Paris-Dakar und anderen Rennen in Afrika gearbeitet habe," erzählt Kotur auf der Homepage des Teams. "Nachdem sich Peugeot dann bei den Sportwagen engagiert hat bekam ich immer mehr mit der Logistik des ganzen zu tun."

"Nach einem Dreifach-Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans unterschrieb Jean Todt dann einen Vertrag mit Ferrari und fragte mich, ob ich mit ihm gehen wolle," erinnert sich Kotur. "Das war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte, für Ferrari zu arbeiten! Ich war jung und nicht verheiratet und sprach kein Italienisch." Jetzt ist Kotur bereits seit zwölf Jahren ein fester Bestandteil der Scuderia und liebt seinen Job. "Das ist ein Job, bei dem man sich immer verbessern kann weil es immer verschiedene und unerwartete Dinge zu tun gibt," erzählt er. "Man muss versuchen, vorauszuahnen, was passieren könnte und das ist interessant, denn die Logistik hier bei Ferrari beinhaltet eine Menge verschiedener Aufgaben wie zum Beispiel den Transport, Hotels, Ausrüstung des Teams und Catering. Langweilig wird es da nie."

Das erste Rennen in der Türkei vergangenes Jahr war ein gutes Beispiel für das Unerwartete, mit dem Kotur im Vorfeld eines Grand Prix fertig muss werden muss, da der Transport des gesamten Ausrüstung zum ersten Mal hauptsächlich per Schiff stattfand. "Es ging alles gut," erinnert er sich. "Wir haben überlegt, ob wir alles mit dem Schiff transportieren sollten oder die Autos von Budapest aus auf der Straße nach Istanbul bringen sollten." Letztlich habe man sich für den Wasserweg von Triest aus entschieden, da der Transit durch Nicht-EU-Länder wie Serbien und Bulgarien zu viele Probleme mit dem Zoll hätte aufwerfen können.

"Dieses Jahr werden unsere Trucks Triest am Freitag, den 18. August verlassen und am Montag Vormittag ankommen. Dann ist es nicht mehr weit bis zur Strecke," so Kotur weiter. "Wenn wir dann dort sind, ist es wie jedes andere europäische Rennen, außer, dass es in Asien stattfindet. Die gesamte Infrastruktur ist neu mit jeder Menge Platz und erfüllt die modernsten Ansprüche der Teams." Nachdem auch die türkischen Zollbehörden im vergangenen Jahr äußerst kooperativ waren, erwartet man auch 2006 keinerlei Probleme. Eine Lektion, die man bei Ferrari letztes Jahr jedoch gelernt hat ist, dass der Verkehr in der türkischen Metropole ein Problem darstellen kann: Hoffnungslos verstopfte Straßen von der Stadt in Richtung Rennstrecke.

"In der Früh zu Strecke zu kommen ist das größte Problem und was wir gehört haben, könnte der Verkehr dieses Jahr noch schlimmer sein," weiß Kotur. "Die Brücke über den Bosporus hält am meisten auf. Einige unserer Autos hatten den Telepass nicht und da konnte es schon mal eine halbe Stunde dauern, nur die Brücke zu überqueren." Deshalb hat man sich entschieden, für den Grand Prix 2006 einheimische Fahrer zu engagieren, die die Abkürzungen kennen und, "die auch mit dem ungewöhnlichen Fahrstil der Leute da vertraut sind." Sicher eine weise Entscheidung.