Es ist nichts los? Saure Gurken Zeit? Sommerloch? Newswüste? Weit gefehlt: motorsport-magazin.com Leserinnen lernen immer etwas dazu - auch in der Sommerpause...

Die Lehre vom englischen Patienten

Die britischen Medien und ihr Jens haben eine ganz besondere Beziehung. Eine lieb gewonnene Tradition müssen sie seit dem Beginn der Sommerpause jedoch unterlassen: Sie können Jenson Button nicht mehr fragen, wann er endlich seinen ersten Grand Prix gewinnen wird. Besser als die Daily Mail kann man das nicht in Buchstaben ausdrücken: "Setzen Sie sich gut hin und bestellen sie einen harten Drink, bevor Sie den nächsten Satz lesen: Jenson Button hat einen Grand Prix gewonnen."

Und das ausgerechnet in Ungarn. Denn Ungarn und Button besitzen ein fast genauso kompliziertes Verhältnis wie Button und der britische Medienwald. Vor zwei Jahre kam es in Budapest zur großen Buttongate-Affäre, die uns eine der denkwürdigsten FIA-Pressekonferenzen der F1-Geschichte bescherte. Während Paul Stoddart und Ron Dennis einst in Kanada über den Fighting Fund stritten, sorgte JB mit unzähligen "Kein Kommentar"-'Aussagen' für 'Klarheit' in den Stuhlreihen. Ein Jahr später war er etwas gesprächiger: Diesmal stand Buttongate II auf dem Programm - statt von Honda zu Williams wechseln zu wollen, sah es damals genau andersherum aus. Vor zwei Wochen stand Jenson nun im dritten Jahr in Folge im Mittelpunkt der Ungarn-Schlagzeilen; diesmal jedoch als GP-Sieger! Ganz ohne Strafe kam er für das Chaos der Vorjahre aber nicht davon: Button durfte seinen Sieg nicht vor Ort feiern und musste noch am gleichen Abend zu einem PR-Termin nach China reisen. Es wird kommt eben niemand ungeschoren davon...

Die Lehre vom Montag

Jenson feierte seinen Sieg in Shanghai., Foto: Sutton
Jenson feierte seinen Sieg in Shanghai., Foto: Sutton

Das Rauschen im Blätterwald gehörte aber nur kurzfristig Jenson Button: Nachdem er am Tag seines ersten GP-Sieges im Schatten der beiden ausgefallenen Titelanwärter stand, wurde er tagsdarauf komplett aus den Schlagzeilen verdrängt: Bevor sich die F1-Teamchefs und Presseleute in den Urlaub verabschiedeten, schienen alle noch einmal sämtliche angestauten Informationen loswerden zu wollen. Zunächst ersetzte BMW Sauber Jacques Villeneuve durch Robert Kubica, dann verkündete Max Mosley eine Einigung mit den Herstellern, kurz darauf gab Red Bull Mark Webber als Klien-Nachfolger bekannt und zum Abschluss dementierte die GPMA die Einigung mit der FIA. Danach konnte der Urlaub beginnen und mit ihm das vergebliche Warten auf ein Ereignis in der Sommerpause.

Die Lehre vom perfekten Dinner

Während wir warteten, drängten sich einige ungeklärte Fragen in unseren Sinn: Etwa die weiterhin munter spekulierenden Gerüchteköche und deren diverse Varianten zu Michael Schumachers Zukunft. Hört er auf? Macht er weiter? Wo landet Kimi Räikkönen? Alles berechtigte Fragen. Aber wir fanden inmitten des Sommerlochs noch andere bedeutende Themen, etwa: Was gibt es heute Abend zu essen? Bei der Zubereitung des perfekten Dinners traten wahrhaft spektakuläre Enthüllungen zu Tage: Man kombiniere ein Brötchen mit Butter und Schinken, und siehe da: Es funktioniert! 10 Punkte.

Die Lehre vom Fliegen

Fliegen ist heutzutage nichts Besonderes mehr, selbst F1-Boliden fliegen, entsprechend hohe Kerbs vorausgesetzt, immer öfter durch die Lüfte. Nur wer glaubt, dass es in der Sommerpause einfach sei von Frankfurt nach London zu fliegen, um sich von dort auf den Weg zum GP Masters nach Silverstone zu machen, der irrt sich gewaltig. Aber so leicht lassen wir uns nicht von irgendwelchen Flüssigkeitsfanatiker aufhalten, was ist schon ein Tag Wartezeit auf den nächsten Flug, wenn man die 'elektrisierende Spannung' von Freien Freitags-Trainings gewohnt ist?

Die Lehre vom Autobahnraser

Robert spielte Autobahnraser., Foto: Doornbos B.V.
Robert spielte Autobahnraser., Foto: Doornbos B.V.

Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht eine Autobahn abzusperren und mit Vollgas auf der verwaisten Straße entlang zu rasen? Am liebsten natürlich in einem Formel 1-Auto mit 750 PS und Flügeln, die so flexibel sind wie Jenson Buttons Wechselabsichten. Robert Doornbos hat sich diesen "Traum" erfüllt: Er wurde in seinem RB2 auf der niederländischen A7 mit 326 km/h geblitzt. Zum Glück hatte Red Bull die Autobahn vorher absperren lassen - wie hätte Robert sonst die ganzen Wohnmobile auf dem Weg nach Deutschland überholen sollen?

Die Lehre von der unendlichen Geschichte I

Es gibt einige Begriffe bei denen jeder Formel 1-Journalist zusammenzuckt, die Kombination FIA, GPMA und Briefe gehört zur übelsten Sorte. Leider ist mittlerweile zu bezweifeln, dass diese unendliche Geschichte wirklich irgendwann einmal ein Happy End oder überhaupt ein Ende findet. Vielleicht sollte man Max & Co das Faxpapier entreißen - im Sinne der Kostenreduzierung wäre das für die FIA sicherlich Gold wert...

Die Lehre von der unendlichen Geschichte II

Max ist nicht der einzige in der Königsklasse, der an seiner eigenen Version einer unendlichen Geschichte bastelt. Auch die deutsche Medienlandschaft versucht sich seit Jahren an einem Klassiker: Mercedes übernimmt McLaren heißt es immer wieder. So auch in dieser Sommerpause und wohl auch in der anstehenden Winterpause. Besonders interessant ist daran, dass es immer nur halbe Zitate in die so genannten 'Nachrichten' schaffen. "Es ist kein Geheimnis, dass es für DaimlerChrysler die Möglichkeit gibt den Anteil von 40% an der McLaren Group aufzustocken", stand überall geschrieben. Den Nachsatz fand man aber nur selten; er taugt ja auch nicht für plakative Schlagzeilen: "Ob dies passieren wird, ist jedoch noch nicht entschieden." Momentan stehe dies jedenfalls nicht zur Debatte. Andererseits soll man ja laut Mr Bond niemals nie sagen.

Die Lehre von den Farben

Jarno fand in Helsinki gelbe Freunde., Foto: Toyota
Jarno fand in Helsinki gelbe Freunde., Foto: Toyota

Gelb, orange, rot - helle, fröhliche Farben gehören zum Sommer. Michael Schumacher setzt hingegen mehr auf rosa oder pink - der Boulevardpresse war dies gleich eine 'Meldung' wert, schließlich lässt sich von der Hemdfarbe beim Bootfahren im Urlaub relativ zielsicher auf die Fahrzeuglackierung des nächsten Jahre schließen. Der Autor dieser Zeilen hatte übrigens letzte Woche Dienstag einen grünen Pullover an, also können wir mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass motorsport-magazin.com spätestens ab dem nächsten Jahr in giftgrün erstrahlen wird. Oh je, in unserer Designabteilung wurde gerade ein Herzinfarkt gemeldet und in den ersten Leser-E-Mails beklagt man sich darüber, dass das alte Design schöner als das nicht existente neue gewesen sei...

Die Lehre von den Entlassungen

Seit Jahren führt Max Mosley einen Feldzug für die Sicherheit und zur Reduzierung der Kosten. An und für sich ist sind das edle Motive. Allerdings führt der FIA-Präsident dabei schon gar lange einen "positiven" Effekt an, den 150 Mitarbeiter von Cosworth seit der letzten Woche wohl nicht mehr als besonders edel erachten: "Durch die neuen Regeln benötigen die Teams weniger Personal für Testteams, Rennteams und in der Fabrik", freut sich Max seit Jahren auf sinkende Kosten. Cosworth zog in der letzten Woche die Konsequenzen und kündigte in Folge der Motoreneinfrierung Entlassungen an - hurra, Max!

Die Lehre von der Attacke

Jacques machte sich keine neuen Freunde..., Foto: Sutton
Jacques machte sich keine neuen Freunde..., Foto: Sutton

Michael Schumacher lügt alle an; die Fans, die Fahrerkollegen, die Medien - das zumindest ist die Meinung von Jacques Villeneuve. Der Ex-Weltmeister schoss in einem Interview mit unseren Kollegen des F1 Racing Magazines mit Wonne gegen seinen Lieblingsgegner. Die Reaktion des Deutschen erinnerte an Jensons Buttongate-PK: "Kein Kommentar."

Die Lehre vom Überholen

Es wird zu wenig überholt. Diese Klagen hört man seit Jahren in der Formel 1. Äußerst interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in den letzten zwei Wochen zwei Fahrer offen dafür kritisiert wurden, dass sie entweder a) versuchten sich in einem Zweikampf zu wehren und somit echtes Racing zu bieten oder b) einen Gegner in der letzten Kurve überholten. Die Betroffenen sind keineswegs zwei Unbekannte, es handelte sich um einen siebenfachen F1-Weltmeister und einen zweimaligen Champ Car-Titelträger. Beide schieden in Folge ihrer kämpferischen Einstellung aus, verursachten unzähligen Diskussionen und wurden hart dafür kritisiert, dass sie taten, wofür sie bezahlt werden und warum Millionen von Fans ihnen zuschauen: Nämlich Motorsport betreiben - oder hätte es den Kritikern besser gefallen, wenn Schumacher die Konkurrenten vorbei gewunken und Sebastien Bourdais einfach hinter Paul Tracy ins Ziel gefahren wäre? Diese Art von 'Racing' gibt es doch schon seit Jahren zur Genüge...