Nach einer kurzen und testfreien Verschnaufpause startet das BMW Sauber F1 Team am 27. August zum 14. von 18 Läufen zur FIA Formel-1-Weltmeisterschaft. Der Große Preis der Türkei debütierte 2005 im Formel-1-Kalender, in der aktuellen Saison bildet er das vorletzte Europarennen der Königsklasse.

Die moderne Berg- und Talbahn auf der asiatischen Seite der Millionen-Metropole Istanbul stellt nicht nur fahrerisch und technisch hohe Ansprüche, das Rennen ist auch für die Logistiker eine Herausforderung: Nie legen die Trucks und Motorhomes eine größere Strecke zurück. Bei noch weiter von Zentraleuropa entfernten Grands Prix bleiben sie zuhause, dann reist das Equipment per Luftfracht.

Nick Heidfeld:
Zum Großen Preis der Türkei fällt mir als erstes das Verkehrschaos ein, durch das man muss, wenn man von der Rennstrecke in die Stadt will und umgekehrt. Im vergangenen Jahr hatte ich mir ein Wohnmobil gemietet, um an der Strecke schlafen zu können. Die Stadt Istanbul ist allerdings sehr schön und deswegen reizvoll. Auf dieser neuen Strecke ist Überholen möglich. Das ist positiv. Es gibt eine extrem lange Gerade und eine sehr schnelle und schwierige Kurve mit mehreren Scheitelpunkten. Das ist die Kurve 8, auf die ich mich besonders freue. Von langsamen bis schnellen Kurven ist in Istanbul alles vorhanden. Mein dritter Platz in Ungarn war ein super Ergebnis für unser junges Team. Ich hoffe, wir schneiden auch in Istanbul gut ab.

Robert Kubica:
Ich freue mich natürlich sehr auf mein zweites Formel-1-Rennen. Nach dem Großen Preis von Ungarn war ich nicht sehr glücklich mit meiner fahrerischen Leistung, weil ich Fehler gemacht habe. Andererseits haben unter den herrschenden Bedingungen auch andere Fehler gemacht, und es gab auch Situationen, in denen ich gut gefahren bin. Auf jeden Fall habe ich in Ungarn eine Menge gelernt, und das wird mir beim nächsten Grand Prix helfen. Ich bin noch nie in Istanbul gefahren, ich war überhaupt noch nie dort. Das Vorjahresrennen habe ich im Fernsehen verfolgt. Die Streckenführung hat mir gefallen, weil sie Überholmöglichkeiten bietet, was für gute Rennen sorgt. Ich habe den Eindruck, dass das Interesse an der Formel 1 in der Türkei ähnlich zunimmt wie das jetzt in Polen der Fall ist. Die Dinge ändern sich, sobald die Leute ein echtes Verhältnis zu unserem Sport bekommen. Sei es durch einen Grand Prix oder durch einen Fahrer.

Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor:
Der dritte Platz von Nick in Ungarn hat uns ungeheuren Auftrieb gegeben. Podiumsplätze hatten wir erst für nächstes Jahr auf der Rechnung. Das Resultat ändert allerdings nichts an unserer Zielrichtung: systematischer Aufbau des Teams und Weiterentwicklung des Autos. Mit diesem Programm wollen wir auch im letzten Drittel der Saison in das Top-Ten-Qualifying vorstoßen und im Rennen Punkte sammeln. Der Große Preis der Türkei hat sich mit dem gelungenen Debüt 2005 einen festen Platz im Formel-1-Kalender verdient. Die Anlage und die Streckenführung sind hervorragend. In diesem Schmelztiegel der Kulturen aus Tradition und Moderne wurde die Formel 1 als willkommener Impuls begrüßt. Im vergangenen Jahr hatten wir alle mit einem Hitzerennen und entsprechend hohen Belastungen für Mensch und Maschine gerechnet. Doch die Temperaturen waren moderat. Es bleibt abzuwarten, ob thermische Belastungen 2006 ein akutes Thema werden.

Willy Rampf, Technischer Direktor:
Der Istanbul Park hat bei der Premiere im letzten Jahr von den Piloten viel Lob erhalten. Er bietet eigentlich alles, was eine gute Rennstrecke ausmacht: Am Anfang und gegen Ende der Runde weist er langsame Passagen auf, wo gute Traktion gefragt ist, dann gibt es aber auch die berüchtigte Kurve 8, die aus vier Abschnitten besteht, jedoch in einer Linie mit rund 250 km/h gefahren wird. Hier benötigt man viel Abtrieb und eine optimale Stabilität. Weil in Istanbul, genau wie in Imola und Interlagos, entgegen dem Uhrzeigersinn gefahren wird, und auch die Kurve 8 eine Linkskurve ist, ist sie für die Piloten physisch sehr anspruchsvoll. Mit seinen markanten Steigungen und Gefällen erinnert der Istanbul Park ein wenig an Spa-Francorchamps. Wegen der langen Geraden und der Bergaufpassagen ist eine sehr gute aerodynamische Effizienz besonders wichtig. Dieser Aspekt hat durch die Umstellung auf V8-Motoren noch zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Wer über eine gute Höchstgeschwindigkeit verfügt, kann hier überholen. Recht delikat wird die Reifenwahl. Wegen der sehr hohen Belastung in Kurve 8 verwendet man vergleichsweise harte Mischungen. Die Einschätzung der Außentemperaturen ist nicht einfach. Vor einem Jahr hatten wir uns auf große Hitze eingestellt, die dann aber ausblieb. Diese Unsicherheit gibt es jetzt natürlich auch wieder.