Der vielleicht letzte alljährliche Deutschland GP auf dem Hockenheimring hat Bernie Ecclestone hoffentlich eine entscheidende Sache gelehrt: Nicht immer sind die Strecken mit dem meisten Geld, auch jene mit den besten Rennen.
Die Lehre von der Fabrik
Am Mittwoch vor dem Heimrennen von Mercedes-Benz besuchten die beiden McLaren-Piloten die Motorenfabrik in Untertürkheim. Pedro de la Rosa ist zudem Stammgast im McLaren-Werk in England. Für ihn ist es besonders wichtig den Kontakt zu den Mitarbeitern in der Fabrik zu pflegen. Aber freuen sich die Kollegen auch auf ihn? "Bestimmt", schmunzelte er, "also ich freue mich jedenfalls immer auf sie..."
Die Lehre von Pink Floyd
Passend zur 100. Ausgabe des Red Bulletin versuchten sich auch die Presseabteilungen von Red Bull Racing und Toro Rosso mit Comics und Zeitungsambiente. Auf dem Freitags-PR von RBR prangte in bekannten rot-weißen Farben ein adaptiertes Logo der "red Build Racing"-Zeitung, dessen Schlagzeile lautete: "Bottom of the grid! - FIA says no to Red Bull cooling." Was aber wenig verwunderlich ist, da die Kühlmethode daraus bestand, dass die vier Fahrer den Rennanzug herunterließen und ihren Allerwertesten kühlten...
Scott Speed brauchte nach dem Freitagstraining ebenfalls eine Abkühlung: Er flog heftig in die Mauer ab und musste danach folgende Frage im Press Release lesen: "What have Scott Speed and Punk Floyd got in common?" Glücklicherweise lieferte STR gleich die Antwort: "They both had hits with The Wall."
Telefonjoker Nico Rosberg hatte noch eine zweite Antwortalternative parat: Sie sind beide laut - egal ob Einschlag in die Wand oder Konzert in Magny Cours. "Ich habe im Motorhome an der Strecke geschlafen und habe alles vom Konzert mitbekommen." Mit einer solch "gigantischen" Lautstärke hatte Nico allerdings nicht gerechnet. "Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich schon hingegangen, aber ich wusste nicht, dass das so eine starke Nummer ist." Obwohl die Band schon so alt ist... "Ich suchte gerade nach einem Weg, das etwas höflicher auszudrücken."
Die Lehre vom "Renn-Unfall
Wenn die Autos zweier Piloten etwas zu heftig aneinander geraten, sich aber beide einig sind, wird gerne von einem "normalen Rennunfall" gesprochen. Bei Ralf Schumachers und Pedro de la Rosas Kollision in der Spitzekehre war dieser Begriff allerdings etwas fehl am Platz - schließlich kollidierten sie bereits im dritten Qualifying-Abschnitt. Demzufolge war es ganz korrekt genommen ein "normaler Qualifying-Unfall". Um diese Wortspielchen gleich vergessen zu machen, legte Ralf im Rennen schon in der ersten Runde an der gleichen Stelle einen echten und unumstrittenen Rennunfall mit David Coulthard nach.
Die Lehre von Downtown Miami
Ein bisschen überraschend kam die Pole Position von Kimi Räikkönen schon. Bekamen die Silbernen dafür denn einen Gratulationsanruf ihres ehemaligen Stammpiloten aus Kolumbien? "Dafür war es zu früh am Morgen", scherzte Norbert Haug. "Ich bekam einen Anruf aus Miami", fügte Ron Dennis hinzu, "aus dem McDonald's in Downtown." Die Lehre daraus? Bei McLaren gibt es wirklich die vor über einem Jahr angekündigte "Geheimwaffe Humor"...
Die Lehre vom Geburtstag
Fernando Alonso hätte sich sicherlich einen schöneren 25. Geburtstag vorstellen können. Nur Platz 7 im Qualifying und auch tagsdarauf im Rennen lief es alles andere als gut. Immerhin bekam er am Samstag eine kleine Geburtstagstorte von seinem Team überreicht. Im Gegensatz zum Vorjahr fehlte diesmal allerdings der Spitzname "Ferni" auf der Torte, die auch nicht für die sonst üblichen Formel 1-Tortenschlachten herhalten musste - bei Renault war an diesem Wochenende wirklich niemandem nach Scherzen zumute...
Die Lehre von der Presse
Nicht nur Fernandos Geburtstag zeigt: Die Formel 1 ist ein schnelllebiges Geschäft. Der berüchtigten Aussage "From hero to zero" wird hier besonders im Blätterwald alle Ehre gemacht: "Jetzt kommt's wieder", sagte Nico Rosberg nach dem Qualifying, "jetzt ist Kimi wieder der beste Fahrer und Alonso kann gar nichts mehr - das ist einfach typisch."
Die Lehre von den Kompromissen
Apropos "kann gar nichts" - wie steht es denn um Nicos Einrichtungsfähigkeiten in seiner neuen Wohnung? "Es gibt im Moment etwas Schwierigkeiten, wenn es darum geht, wer wofür zuständig ist", sagte er über die notwendigen Abstimmungsarbeiten mit seiner Freundin. "Da gibt es noch ein paar Sachen zu regeln." In Hockenheim war seine Freundin nicht dabei, "weil mein Vater dagegen ist". Und genau wie bei der Liebsten muss man auch beim Herrn Papa Kompromisse eingehen: "Es tut mir durchaus gut, ab und zu auf ihn zu hören - noch jedenfalls!"
Die Lehre vom Köpfchen
Rennstrecken konkurrieren genauso miteinander, wie die Fahrer auf den Strecken. Dennoch haben sich Hockenheim und der Nürburgring darauf verständigt, dass sie zukünftig abwechselnd den Deutschland GP austragen wollen. Die Kosten sind einfach zu hoch. Was sagt das Nico Rosberg? "Dass Bernie ein cleveres Köpfchen ist." Und wir dachten bislang immer, dass Bernie nur ein weißes Köpfchen hat...
Die Lehre vom General
Normalerweise lohnt es sich nicht wirklich viel Zeit aufzuwenden, um das meistens relativ lange Statement von Jean Todt im Ferrari-Press Release komplett durchzulesen. Da werden alle Partner einzeln beim Namen gelobt, das Team hervorgehoben und die nicht wirklich überraschenden Schlüsselfaktoren für das Rennen genannt. Nach dem roten Doppelsieg von Hockenheim lohnte es sich dennoch einen genauen Blick auf das Zitat von Mr Todt zu werfen: "Diese Siegerehrung werde ich nie vergessen, denn es standen meine drei Lieblingsfahrer auf dem Podest." Na wenn das mal kein Wink mit der Todt'schen Stoppuhr ist. Zur Erinnerung: neben Michael Schumacher und Felipe Massa winkte ein gewisser Finne vom dritten Podestplatz in die rote Menge...
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