Sportlich lehrte uns der Frankreich GP, dass selbst realistisch pessimistische Aussagen der Scuderia Ferrari nicht immer zutreffen müssen - die Roten konnten entgegen den Erwartungen auch in Magny Cours siegen. Dank der überschwänglichen Fußball-Begeisterung und der wie immer äußerst kreativen Boulevardpresse gibt es dafür nun auch ein neues Wort: schwarz-rot-brumm.

Die Lehre vom Köpfchen

In der Formel 1 kommt es auch auf's Köpfchen an, dies bewies Ross Brawn vor zwei Jahren, als er Michael Schumacher nach viel Denkarbeit viermal stoppen und dennoch gewinnen ließ. Weniger zum Nachahmen empfohlen war die Kopfarbeit von Zinedine Zidane beim WM-Finale in Berlin. Das hielt Rubens Barrichello aber nicht davon ab seine Mechaniker und Ingenieure in der Startaufstellung mit einigen Kopfstößen zu versehen - im Gegensatz zu den französischen Zuschauern, gefiel den Teammitgliedern die Scherz-Einlage sehr. Für Honda war der Spaß allerdings schnell vorbei: Beide Fahrer schieden mit technischen Gebrechen aus.

Schumacher vermisst JPM sehr..., Foto: Sutton
Schumacher vermisst JPM sehr..., Foto: Sutton

Michael Schumacher gab den Franzosen dann den Gnadenstoß: Innerhalb einer Woche erhöhte Italien im WM-Duell gegen Frankreich auf 2:0 - und das ausgerechnet auf französischem Boden. Manche Kollegen wollten von Schumacher sogar wissen, was Materazzi so Böses gesagt haben soll? "Weil ich nicht dort war, konnte ich es nur sehr schwer verstehen", lautete die folgerichtige Antwort. Später erbarmte sich Schumacher aber doch noch: "Die wenigsten können sich vorstellen, wie man auf dem Platz in solchen Momenten emotional drauf ist - das weiß niemand. Es geht um die WM, da gibt es Umstände, die man von außen nicht beurteilen kann." Michael Schumacher kennt diese Umstände und diesen Erfolgsdruck: Nach Adelaide und Jerez erlebte er ihn auch in diesem Jahr in Monaco...

Die Lehre vom Fehlen

Juan Pablo Montoya war nicht persönlich im Fahrerlager, dennoch schwebte er über fast jedem Gespräch im Paddock. Vermisst wurde er aber von den wenigsten seiner Fahrerkollegen. "Nächste Frage", tat Michael Schumacher die Frage danach ab, ob er denn seinen alten Rivalen vermisse. Gegenüber deutschen Journalisten verfiel er dann in seine ironische Ader: "Ob ich ihn vermisse? Absolut. Ich habe zwei Tage lang nicht geschlafen und konnte es nicht verkraften. Ich bin todtraurig."

150 Rennen für Michael und Ralf., Foto: Sutton
150 Rennen für Michael und Ralf., Foto: Sutton

Die Lehre von der 150

In der Formel 1 gibt es mehr Statistiken als es den Fahrern lieb ist. In Magny Cours bestritten Michael und Ralf Schumacher beispielsweise ihren 150. gemeinsamen Grand Prix. "Das ist auch eine interessante Rechnung", sagte der ältere Bruder. An das erste Rennen in Australien 1997 konnte er sich nicht erinnern, aber an eine Szene aus dem Brasilien GP des gleichen Jahres.

"Ich habe eine Szene im Kopf, bei der ich im Auto sitze und ihm beim Fahren zuschaue. Dabei bekomme ich ganz nasse Hände und Schweißausbrüche - die ich sonst nicht bekomme. Aber nicht weil er einen Unfall hatte, sondern weil der Große-Bruder-Instinkt zum Tragen kam." Auf der Rennstrecke ist dieser Bruderinstinkt aber auf Eis gelegt, wie die beiden schon mehrfach bewiesen haben. Erstmals beim Europa GP auf dem Nürburgring in Ralfs Debütjahr.

Die Lehre vom Waschen

So ein Formel 1-Lenkrad hat mehr Knöpfe und Funktionen als ein handelsüblicher Computer. Das zog schon für so manchen Neuling ein unplanmäßiges Abwürgen des Motors nach sich. Nico Rosberg kommt mit seinem Lenkrad aber besser zurecht, als mit der Waschmaschine in seiner neuen Wohnung. "Die Waschmaschine ist schon schwieriger zu bedienen - das ist gar nicht so einfach."

Besser als jede Waschmaschine..., Foto: Sutton
Besser als jede Waschmaschine..., Foto: Sutton

Die Lehre von der roten Liste

Zu jedem Rennen bringen die Teams neue Teile mit - gerade in Magny Cours wurde nach den beiden Nordamerika-Rennen noch einmal kräftig aufgerüstet. Was also gab es bei Toyota Neues? "Wir haben kleine aerodynamische Verbesserungen", antwortete Ralf Schumacher, bevor er eine längere Pause einlegte. "Die rote Liste: Ich weiß gar nicht, was ich eigentlich sagen darf." Es ist immer wieder schön, wenn man etwas über die Formel 1 erfahren darf...

Die Lehre vom Code

Die Quellcodes der Elektronik sorgten schon zu Zeiten des Verbots elektronischer Fahrhilfen wie der Traktionskontrolle oder der Launch Control für viel Ärger. Zukünftig könnte das noch schlimmer werden: Nämlich dann, wenn die Standard-ECUs von blue screens und schweren Ausnahmefehlern der neuen Microsoft-Elektronik heimgesucht werden.

Ralf Schumacher sprach deshalb lieber von einem anderen Code: Dem da Vinci Code. "Ich fand Film und Buch nicht schlecht", verriet er. "Das Buch fand ich im Gegensatz zum Film aber zu Beginn etwas langatmig - da war mir einiges zu kompliziert. Das hätte man etwas spannender darstellen können." Etwa mit ein paar Fehlermeldungen...

Schön, schön..., Foto: Sutton
Schön, schön..., Foto: Sutton

Die Lehre von der Ästhetik

"Wir haben einige aerodynamische Neuerungen, die doch recht offensichtlich sind", grinste Nick Heidfeld vor dem Rennwochenende. Aber machen die Twin Towers oder Nose-Wings den F1.06 auch schöner? "Das glaube ich kaum", sagte Nick ehrlich. "Es sieht relativ bescheiden aus." Wenn es denn schneller ist...

Die Lehre vom Qualifying

Ein packendes Duell an der Startampel, ein Überholmanöver in der Haarnadel und ein Konter wenige Runden danach - die Anfangsminuten des verkürzten dritten Qualifyings waren spannender als so mancher Grand Prix und definitiv besser als das gesamte Rennen tagsdarauf...

Die Lehre von der Acht

Zum 100.-jährigen GP-Jubiläum stand der Frankreich GP ganz im Zeichen der Acht: Michael Schumachers 88. GP-Triumph brachte ihm den 8. Sieg in Magny Cours und einen Pokal in Form einer Acht ein. Na wenn das keine guten Vorzeichen für den Gewinn des 8. WM-Titels sind?