Vor dem Nordamerika-Ausflug wollten Ferrari und Michael Schumacher zum Angriff auf WM-Leader Fernando Alonso blasen. Doch die Attacke wurde in Kanada im Keim erstickt. Renault war deutlich besser als Ferrari und die Italiener mussten zum wiederholten Male eingestehen: "Wir waren nicht schnell genug."

Diese Tatsache zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Rennen der Scuderia. Der Beleg dafür ist, dass Michael Schumacher seit dem Spanien GP keine Führungsrunde mehr absolviert hat. Welche Grundlage hat Ferrari also für den großen Optimismus, den sie vor jedem Rennwochenende auf's Neue ausstrahlen?

Ein harter Kampf

"Wir machen Fortschritte", sagte Schumacher in Indianapolis. "Vor England sahen wir ziemlich stark aus. Unsere Entwicklungen machten uns optimistisch. Allerdings stand die Arbeit bei den anderen auch nicht still." Demnach ist er durchaus etwas überrascht von dem Entwicklungs-Speed der Franzosen. "Man müsste meinen, dass wir mehr Ressourcen zur Verfügung haben", so Schumacher. "Aber dann gibt es eben zwei verschiedene Entwicklungsfelder: Die Reifen und das Auto."

Ans Aufgeben denkt er weiterhin nicht. "Wir werden weiter entwickeln und kämpfen. Dann sehen wir was passiert." Für Indy malt er sich durchaus Chancen auf ein gutes Ergebnis aus. "Ich denke, dass wir ganz gut aussehen können, auch wenn ich das Kräfteverhältnis nicht zu hundert Prozent absehen kann: Bei Strecken, auf denen wir nicht testen konnten, haben sich die Dinge zuletzt immer wieder mal anders dargestellt als erwartet. Ich denke also, dass wir uns auf den nächsten Kampf einstellen können."

Dreikampf um den Sieg?

Das sieht Fernando Alonso genauso. "Ich erwarte eine weitere hart umkämpfte Auseinandersetzung." Allerdings hat der Weltmeister nicht nur Ferrari auf der Rechnung. "Am vergangenen Sonntag in Montreal ging es zwischen Renault und McLaren sehr eng zu. Kimi Räikkönen setzte mich während der gesamten Anfangsphase stark unter Druck. Für das kommende Wochenende erwarte ich etwas Ähnliches, denn wir werden sozusagen mit denselben Autos ohne grundlegende Weiterentwicklungen unterwegs sein."

Das Zünglein an der Waage werden die Reifen sein. "Je nachdem, wie sich die Reifensituation darstellt, kann auch Ferrari sehr stark sein", hat der WM-Führende auch die Scuderia noch nicht abgeschrieben. "Ich habe in Indianapolis noch nie ein Rennen beendet. Diese schwarze Serie würde ich gerne beenden. Wir waren hier nie wirklich konkurrenzfähig, es wird definitiv das schwierigste Rennen für uns." Allerdings sei der R26 bislang auf allen Strecken gut gewesen. "Vielleicht passt es also trotzdem für uns... Ich möchte jedenfalls auf das Podium und meine Sammlung um eine weitere Trophäe erweitern."

Eine Wiederholung des Reifenfiaskos von 2005 hält er für ausgeschlossen. "Das Problem aus dem Vorjahr wird sich hundertprozentig nicht wiederholen." Außerdem könne es sich Michelin "nicht leisten", nur wegen des Vorjahres "zu konservative" Reifen mitzubringen. "Das würden die Teams nicht erlauben."

Den Titelkampf sieht er offiziell noch nicht entschieden - trotz seiner 25 Punkte Vorsprung. "Die WM ist für uns noch nicht beendet", stimmt Schumacher zu, "und solange sie offen ist, werden wir alles in unserer Macht stehende tun, sie doch noch für uns zu entscheiden."